Grobe-Hagel, Dr. Karl

Karl Grobe-Hagel (geboren und publizistisch bekannt auch als Karl Grobe; * 4. November 1936 in Bremen; † 7. Dezember 2021 in Dietzenbach) war ein deutscher Journalist und Autor, der sich besonders mit außenpolitischen Themen befasste.

In den Hunderten von Kommentaren, Glossen, Reportagen und Porträts, die Dr. Karl Grobe-Hagel in insgesamt fast vier Jahrzehnten als Journalist und Autor verfasst hat, spiegeln sich historische Ereignisse aus aller Welt.

Grobe wurde 1980 an der Universität Hannover mit einer Arbeit über Pekings neue Außenpolitik promoviert. Er war langjähriger Mitarbeiter der Frankfurter Rundschau. Ende November 2001 ging er in den Ruhestand. Auch danach war er für die Rundschau tätig. Grobe schrieb auch unter den Kürzeln „gro“ und „CAROLUS“. Grobe veröffentlichte zahlreiche Artikel und Bücher vor allem über China, Vietnam und Russland.

In Dietzenbach hat er “Die Freitagabend-Runde – Politischer Monatsüberblick” geleitet, welche von der VHS Dietzenbach angeboten worden ist. Die Freitagsrunde (jeweils am 3. Freitag im Monat) analysiert und kommentiert weltweite Entwicklungen und gibt eine Einführung in Themen der nationalen und internationalen Politik.

Verheiratet war Karl Grobe-Hagel mit Irmgard Hagel. Irmgard Hagel ist die Vorsitzende der AWO Dietzenbach und im Vorstand der Kreis AWO aktiv. Außerdem war Sie als Stadtverordnete für die Grünen aktiv.

Hier geht es zu seiner Wikipedia Seite:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Grobe-Hagel

Hier geht es zu seiner persönlichen Homepage:
http://www.karl-grobe.de/

Wagner, Karl Heinz

Kurz-Vita

1925 geboren in Komotau / Sudetenland
                      Lehr- und Gesellenjahre bei den Kirchenmalern Brüder Hennlich
 nach der Vertreibung 1946 kam er nach Schwanebeck bei Halberstadt und über Offenbach/Main nach Dietzenbach
1947studierte er ein Semester bei dem Tiermaler Heinz Rammelt
1958/1959drei Semester an der Städelschule. Frankfurt/Main bei Walter Hergenhahn
1970-1984Dozent an der VHS in Dietzenbach
1978Kulturpreis des Kreises Offenbach/Main
1982-1988Erster Vorsitzender im Bund für freie und angewandte Kunst in Darmstadt
1985Kulturpreis der Stadt Dietzenbach und die Adalbert Stifter-Medaille der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Komotauer Ehrenbrief mit Ehrenzeichen
1986der Accademia d’Italia ‘Premio d’Italia’
1988Förderpreis der Heussenstamm-Stiftung, Frankfurt/Main
1994Europa Kunstplakette in Gold des Europäischen Kulturpreises Baden-Baden
2000Ehrenmitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK), Frankfurt/Main
2003erhielt Karl Heinz Wagner die höchste Auszeichnung des Landes Hessen, den Landesbrief
2019Gestorben am 31.12.2019

Interview mit Karl Heinz Wagner

1. Hat sich Ihr Werdegang als Künstler schon in Ihrer Kindheit abgezeichnet? Wie kamen Sie zur Kunst?
Schon als kleines Kind habe ich angefangen zu malen und schon mit 14 Jahren habe ich meine ersten Bilder verkauft! Es gab unter anderem zwei Onkels in der Familie die auch Maler waren und die mich inspiriert haben.

2. Was möchten Sie in Ihrer Kunst vermitteln?
Hauptsächlich ging es mir um natürliche Aussagen, aber auch um Abstraktionen. Für mich sind eigentlich alle Kunstrichtungen interessant und mich haben immer alle Arten von Kunsttechniken interessiert. Meine Vielseitigkeit auf diesen Gebieten kann man sehr gut auf meiner Website www.galerie-wagner.de erkennen.

3. Wie definieren Sie selbst Kunst?
Alles in einer natürlichen oder auch abstrakten Form in eigener Darstellung umsetzen.

4. Gab es richtungsweisende Ereignisse im Laufe Ihrer künstlerischen Laufbahn an die Sie heute noch oft zurückdenken?
Meine Lehre bei den Kirchenmalern Brüder Hennlich, VHS bei dem Berliner Tiermaler Heinz Rammelt und im Frankfurter Städel bei Walter Hergenhahn.

5. Woraus ziehen Sie Anregungen für neue Werke und Ideen?
Aus Sicht der Natur und Fantasie. Und die Portraitmalerei war schon von Kindheit an, meine Lieblingsbeschäftigung.


Artikel aus der Frankfurter Rundschau vom 12.10.2016:

Die Galerie im Kuhstall

Die FR ist zu Besuch bei dem 91-jährigen Künstler Karl Heinz Wagner. Er macht aus einem Kuhstall in Dietzenbach eine Galerie.

Es ist ein langes Leben. Und es ist voller Bilder. In Karl Heinz Wagners Galerie in der Schäfergasse stehen sie auf dem Boden und auf Simsen, hängen an den Wänden: Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Lithografien, Collagen, Holzschnitte und, und, und. Der 91-jährige Künstler hat viel und gern experimentiert: „Ich habe alles gemacht“, sagt er. Neben den vielen Stadtansichten, die in der Galerie im einstigen Stall seines fast 300 Jahre alten Hauses zu sehen sind, gibt es auch abstrakte und surreal anmutende Bilder, Stillleben, Porträts. Expressionistische Holzschnitte aus den Nachkriegsjahren. Und das aller letzte Bild, das der Dietzenbacher vor einem Jahr gemalt hat: eine wilde Gewitterstimmung über der Stadt.

Nach einem Unfall, bei dem er sich die Hüfte gebrochen hat, und dem langen Reha-Prozess kann Wagner seine Kunst, die ihn seit der frühen Jugend im heutigen Tschechien begleitet hat, nicht mehr ausüben. Auf einem alten Foto, das der Künstler zeigt, ist er als 14-Jähriger an einer Staffelei zu sehen. Und weil er so gern zeichnete und malte, ging er bei einem Zimmermaler in seiner Heimat Komotau in Böhmen in die handwerkliche Lehre. Sein Handwerk hielt Wagner auch über Wasser, als er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ebenso wie seine Mutter und Geschwister ausgewiesen wurde.

Im sachsen-anhaltinischen Schwanebeck, wo die Familie hingebracht wurde, verdiente sich der junge Künstler dann auf kuriose Weise etwas hinzu: „Für einen Kunstmaler malte ich Bilder, die der dann unter seinem Namen verkaufte“, erinnert sich Wagner. „Mir war das egal, ich malte, was er sagte, und bekam pro Bild 100 Mark.“ Als er sich irgendwann selbst Pinsel und Farben leisten konnte, verkaufte er die ersten Bilder auf eigene Rechnung.

Städel-Abendschule besucht
In dem Harzstädtchen lernte Wagner auch seine spätere Frau Lilo kennen. 1947 heirateten die beiden. Sie blieben zusammen, bis Lilo Wagner vor neun Jahren starb. Ende der 1940er Jahre besuchte der Autodidakt einen ersten Zeichenkurs an einer Volkshochschule und fand Kontakt zu anderen Künstlern. 1950, der junge Maler war inzwischen Vater einer Tochter, fasste er den Entschluss, die DDR zu verlassen.

Beinahe von der Volkspolizei erwischt, gelang es ihm, nachts während eines Gewitters unbemerkt einen Grenzfluss zu überqueren. Mit Fahrrad und per Anhalter schlug er sich zu Verwandten durch, die in der Nähe von Marburg wohnten. Dort blieb die Familie – Wagner holte Frau und Kind nach – einige Jahre, bis ein Bekannter ihm ein Zimmer in Offenbach anbot, wo es bessere Arbeitsmöglichkeiten gab.

Wagner arbeitete dort wieder als Maler, besuchte aber auch die Städel-Abendschule in Frankfurt. Bei dem Beckmann-Schüler Walter Hergenhahn lernte er Aktzeichnen, Porträts und Stillleben. Später kamen Kurse für Lithografie und Radierung hinzu. Erste Ausstellungen folgten Anfang der 1960er Jahre. „Seither habe ich immer ausgestellt, im In- und Ausland“, sagt der Künstler.

Beruflich hatte sich Wagner verändert: Als Reklamemaler – „da lernte ich auch den Siebdruck kennen“ – und Offset-Drucker arbeitete er jetzt. In den zehn Jahren in Offenbach wurde er regional bekannt, „ich stand oft in der Zeitung, mein Chef war schon neidisch“. Im Flur der kleinen Wohnung – mittlerweile war auch sein zweites Kind, ein Sohn, geboren – stapelten sich indes die Bilder. Eine Lösung musste her.

Fachwerkhaus restauriert
Die fand Wagner in Dietzenbach: Das Fachwerkhaus in der Schäfergasse kaufte er 1964. „Es war in einem schlechten Zustand, ich musste es erst restaurieren“, erzählt er. 1965 wurde der einstige Kuhstall umgebaut und der Maler begann, dort Werke regionaler, aber auch internationaler Künstler auszustellen. In den Folgejahren war er in Vereinen aktiv, malte für Vereinsfeste, arbeitete im Geschichts- und Heimatverein mit, knüpfte Kontakte zu anderen Künstlern. 1983 schließlich gründete er mit drei anderen den Dietzenbacher Künstlerkreis. Das alles machte der rührige Mann nebenberuflich. „Scheinbar habe ich Tag und Nacht gearbeitet“, sagt der alte Herr fröhlich und ein bisschen erstaunt. „Ich hatte fast jeden Monat eine neue Ausstellung in meiner Galerie.“

Das umtriebige Leben forderte seinen Tribut: Nach zwei Herzinfarkten ging Wagner mit 60 Jahren in Rente. Fortan konnte er sich vollständig der Kunst widmen. Da hatte er sich aber längst einen Namen gemacht, Preise erhalten wie den Kulturpreis des Kreises Offenbach, den der Stadt Dietzenbach oder den Studienfahrtpreis der Stadt Frankfurt.

Heute kümmert er sich noch um seine umfangreiche Homepage, wo man einen Eindruck von seinen Werken gewinnen kann. Und wer neugierig ist, für den öffnet Wagner gern die Tür zu seiner Galerie im ehemaligen Kuhstall.

Hier geht es zum vollständigen Artikel:
https://www.fr.de/rhein-main/galerie-kuhstall-11074911.html


Aus der Offenbach Post vom 15.3.2013:

Ausstellung: Werk spiegelt seelischen Zustand

Dietzenbach –  Er hat sein Leben der Kunst gewidmet und mit seinen Werken im In- und Ausland Anerkennung gefunden. Der Maler und Bildhauer Karl Heinz Wagner zählt ohne Zweifel zu den großen Schöpfern der Stadt. Von Barbara Scholze

Bekannt sind vor allem seine Gemälde und Zeichnungen; neben Eindrücken seiner Auslandsreisen hat er manchen historischen Ort festgehalten und so der Nachwelt überliefert. Wenig gezeigt hat Wagner in den vergangenen Jahren seine grafischen Werke. Es sind vor allem frühe Darstellungen, die der 87-Jährige mithilfe von Holz- und Linolschnitten, Lithografien und anderen Drucktechniken angefertigt hat. Diesem künstlerischen Schaffen widmet das Museum für Heimatkunde und Geschichte (Darmstädter Straße 7 + 11) eine eigene Ausstellung, die bis 14. April zu sehen ist. Die Schau wird an diesem Freitag um 19 Uhr eröffnet.

Es sind zum großen Teil keine einfachen Bilder, die der Besucher bei dieser Ausstellungstour zu sehen bekommt. Nur wenige Drucke strahlen die Unbefangenheit aus, mit denen Wagner es ansonsten versteht, seine Umwelt auf Leinwand zu bannen. In die Arbeiten aus den 50er und 60er Jahren hat der Künstler Schweres gefasst. Wagner, 1925 in Komotau, Sudetenland, geboren, zählt zu den Vertriebenen und hat während des Zweiten Weltkrieges und in der Zeit danach Schreckliches erlebt.

„Meine Bilder sind Zeitzeugen“, sagt der Künstler. Dass die meisten Drucke in Schwarz-Weiß gehalten und auf alten Holzplatten entstanden sind, ist nicht nur der Materialknappheit nach dem Krieg geschuldet. Die düstere Atmosphäre unterstreicht die erschreckenden Motive. So zeigt eines der Bilder eine Szene auf dem Sportplatz seiner Heimatstadt Komotau im Jahr 1945: Menschen mit erhobenen Händen, auf dem Boden liegen Tote oder Verletzte, manche werden heftig geprügelt. „Auf Anordnung der Tschechen hatten sich dort etwa 8 000 Männer versammelt“, erinnert sich der Künstler. Gesucht wurden Angehörige der SS und sonstige Hitlerschergen. „Und wenn sie jemanden gefunden haben, haben sie ihn ausgepeitscht und danach erschossen.“ Künstlerisch umgesetzt hat Wagner auch seinen Aufenthalt im Lager Maltheuern. „Ich kämpfte gegen das Vergessen und versuchte, die Schrecken des Krieges und seine Folgen in Bildern aufzuarbeiten.“ Dazu erschienen ihm Materialien wie Linol und Holz als geeignete Werkzeuge.

Nach der Vertreibung 1946 kam Wagner nach Hessen. Zuerst lebte der gelernte Kirchenmaler in Offenbach, ab 1964 in Dietzenbach. Er studierte bei Heinz Rammelt und an der Städelschule bei Walter Hergenhahn. Auch in dieser Zeit beschäftigt sich sein Werk noch stark mit den Nachwirkungen des Krieges. Wagner stellt Druckvorlagen her, die Invaliden im Rollstuhl zeigen. Mit seinen Alltagseindrücken gibt er zugleich soziale Kritik wider. Einer der Drucke zeigt einen bettelnden Kriegsversehrten, den die gut gekleideten und offensichtlich reichen Vorübergehenden mit Verachtung strafen. „So habe ich das selbst gesehen“, sagt er.

Erst als sich die schlimmste seelische Not des jungen Künstlers ein bisschen legte, und er sich in der neuen Heimat Dietzenbach zurecht fand, war Wagner in der Lage zu freundlicheren Motiven überzugehen. Aus dieser Zeit zeigt die Ausstellung die ersten Farbdrucke, etwa einen Ansager im Zirkus oder die Heiligen drei Könige in schillernden Gewändern. Wagner begann zu reisen, hält ein Haus in Florenz und die Karlsbrücke für die Nachwelt fest.

„Die Ausstellung spiegelt ein bisschen die Entwicklung des seelischen Zustandes von Karl Heinz Wagner“, sagt Museumsleiterin Maria Polatowski-Ruprycht. Die Drucke seien alle von großer Aussagekraft und ermöglichten dem Betrachter, die ein wenig in Vergessenheit geratenen Druckverfahren neu zu entdecken. Eine der Vitrinen ist dieser Technik gewidmet, sie zeigt Werkzeuge, Walzen, Stempel und Platten.

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https://www.op-online.de/region/dietzenbach/ausstellung-karl-heinz-wagner-museum-heimatkunde-geschichte-dietzenbach-2800771.html


Aus der Offenbach Post vom 23.5.2015:

Künstler Karl Heinz Wagner wird 90
Mit Rosen hat alles angefangen

Dietzenbach –  Karl Heinz Wagner feiert morgen seinen 90. Geburtstag mit Familie, Freunden und Bekannten im Vereinsheim der SG. Von Ronny Paul

Da wird mit Sicherheit viel über Kunst gesprochen, denn die prägt bis heute Wagners Leben, obwohl der „Großvater der Dietzenbacher Künstler“ seit mehr als einem halben Jahr kein Bild mehr gemalt hat. Wagner öffnet die Tür und bittet in sein Haus an der Schäfergasse. Er setzt sich an seinen Schreibtisch. Sein PC-Bildschirm zeigt das „Bild des Monats Mai“. In langjähriger Tradition kürt der „Dietzenbacher Künstlerkreis“ jeweils ein Werk, das auch in unserer Zeitung vorgestellt wird. Diesen Monat ist es ein Aquarell des Meisters selbst: Eine tunesische Bettlerin, die Wagner 1990 in der Hafenstadt Sousse gemalt hat. Auf einer der vielen Reisen, die der Maler mit seiner vor acht Jahren verstorbenen Frau Lieselotte unternahm.

„Vor einen halben Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich noch die 90 erreiche“, sagt Wagner. Bei einem Sturz im vergangenen September erlitt er einen Beckenbruch, musste in der Reha neu Laufen lernen. Wenig später versagten die Nieren. „Ich habe seitdem kein Bild mehr gemalt.“ Ein herber Einschnitt für einen, für den Kunst schon immer das Lebenselixier darstellte, der mehr als 2 000 Bilder gemalt hat. „Manchmal vermisse ich das schon“, sagt Wagner: „Aber ich habe ja auch nicht so viel Zeit.“ Er lacht. Den feinen Humor hat er nicht verloren. Wagner ist einer der größten Schöpfer der Kreisstadt und dazu einziger noch lebender Mitbegründer des Künstlerkreises. Er ist so etwas wie deren graue Eminenz, deren Großvater, kann aber nicht mehr an jedem Treffen teilnehmen. Trotzdem ist er allgegenwärtig: „Ich ärgere sie noch ein bisschen und bleibe solange dabei, bis ich die Augen zumache.“ Auch dem Heimat- und Geschichtsverein ist Wagner eng verbunden, seit mehr als 50 Jahren ist er Mitglied.

Körperlich nagt der Zahn der Zeit an ihm, geistig ist Wagner aber voll auf der Höhe. Er frischt momentan seine Englischkenntnisse auf, zeigt auf ein Lehrbuch. Auch am PC ist er sehr aktiv, verweist immer wieder auf seine Homepage. „Meine Beine werden müde, wenn ich lange sitze“, sagt er, steht langsam von seinem Stuhl auf und bittet in seine Galerie. Wagner stützt sich dabei auf eine Gehhilfe. In seiner Galerie führt der Künstler vorbei an Landschaften, Stillleben, Porträts und farbenfrohen abstrakten Gemälden. Alles Zeitzeugen – für Wagner unbezahlbare Erinnerungen. Jedes Bild hat seine eigene Geschichte. Doch die Wände bieten keinen Platz mehr für seine Kunstwerke, die sich auch auf dem Boden stapeln.

Darunter viele düstere Werke. Denn als Wagner am 24. Mai 1925 in Komotau im Sudetenland auf die Welt kam, regierte Paul von Hindenburg die Weimarer Republik. Adolf Hitler veröffentlichte im selben Jahr „Mein Kampf“. „Es war mit Sicherheit keine rosige Zeit“, sagt Wagner. Viele seiner frühen Werke sind Zeitzeugen, von Tod, Gewalt, Leid und Elend – geprägt von jungen Jahren im Zweiten Weltkrieg: Ein Bild von 1945 zeigt, wie tschechische Truppen Deutsche zwingen, Deutsche zu prügeln. Als Sudetendeutsche hatten die Wagners in ihrer Heimat einen schweren Stand.

Doch die Kunst hilft Wagner, vieles davon zu verarbeiten: „Ich habe schon von klein auf alles gezeichnet, was ich gesehen hab’.“ Dass er mit 14 Jahren drei Maler im Schlafzimmer seines Onkels beim Schablonieren von Rosen auf die Wand zugeschaut hat, bezeichnet Wagner als Glücksfall. Das hat seine Leidenschaft geweckt. Er beginnt eine Lehre als Kirchenmaler. Bereits nach einem Jahr schickt ihn der Meister alleine zu Kunden: „Ich war ein Naturtalent“, sagt Wagner. Der Expressionismus seine Spielwiese.

Das Haus an der Schäfergasse, in das er und seine Frau im September 1964 einzogen, wurde ihr Ruhepol. Nachdem die Familie nach Kriegsende 1946 aus ihrer sudetischen Heimat vertrieben wurde, kamen sie über mehrere Stationen schließlich nach Dietzenbach. Wagner erinnert sich: „Trotz einer schweren Gelbsucht, die ich in den Wintermonaten hatte, konnte ich schon im Oktober 1965 im ehemaligen Kuhstall, den ich in eine Kunstgalerie umfunktionierte, die erste Gemäldeausstellung veranstalten.“ Mit Werken seines Mentors Walter Hergenhahn, bei dem er drei Semester an der Frankfurter Städelschule lernte. Seither war die Galerie Ausstellungsort namhafter Künstler. Auch Wagners Werke sind weltweit geachtet und mit verschiedensten Auszeichnungen dekoriert, unter anderem mit der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen, dem Landesehrenbrief. Er habe keine Ziele mehr. Auch keine Angst vor dem Tod. „Jeder ist mal dran“, sagt Wagner. Viele seiner ehemaligen Weggefährten können seinen Geburtstag morgen nicht mitfeiern: „Es ist kaum noch jemand da, viele sind verstorben.“ In seiner Erinnerung jedoch leben sie weiter – und in seinen Werken.

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https://www.op-online.de/region/dietzenbach/kuenstler-karl-heinz-wagner-dietzenbach-feiert-seinen-geburtstag-5038925.html


Aus der Offenbach Post vom 15.09.2017:

Seit 78 Jahren ist die Kunst die große Leidenschaft von Karl Heinz Wagner
Immer noch Kribbeln in den Fingern

Dietzenbach – Die Leidenschaft Kunst prägt Karl Heinz Wagner bereits sein ganzes Leben lang. Mittlerweile ist er 92 Jahre alt, aber auch das bremst den Künstler und Zeichner nicht, weiterhin seiner großen Liebe nachzugehen. Von Patrick Eickhoff

„Hier geht’s lang, an meinem persönlichen Mercedes vorbei“, sagt Karl Heinz Wagner und schreitet langsamen Schrittes in seine Galerie. Doch zwischen seinen Bildern steht kein Auto, sondern ein Rollator. „Den brauche ich mittlerweile leider.“ Nach einem Sturz und anschließender Hüft-Operation vor drei Jahren musste der 92-Jährige das Laufen neu erlernen. Anzumerken ist ihm das nicht. „Ich versuche noch, so wie es geht, ohne Stock und Rollator auszukommen.“

Wer durch das Fachwerkhaus Wagners zur Galerie schreitet, kommt um die Kunst gar nicht herum. Im Wohnzimmer stapeln sich Videokassetten mit Filmen und Dokumentationen von Künstlern wie Salvador Dali und Pablo Picasso. Es stapeln sich Bücher von Ausstellungen sowie Erinnerungen. „Vieles davon schaue ich mir regelmäßig an.“

Zwischen all den Erinnerungen liegt ein dickes blaues Buch. „Karl Heinz Wagner – Erinnerungen und Begegnungen“ ist dort zu lesen. „Das hat mein Neffe erst kürzlich fertig gestellt“, sagt er stolz. Ein Blick hinein lässt vermuten, wo seine Wurzeln liegen, denn neben deutschen Texten, ist alles auf Tschechisch übersetzt.

Am 24. Mai 1925 wird Wagner im Sudetenland geboren. Nach harten Jahren wird seine Familie 1946 vertrieben und über viele Stationen, darunter auch Offenbach, landet er schließlich 1964 in Dietzenbach. Doch schon mit 14 Jahren beginnt er seine Lehre zum Kirchenmaler. „Ich hatte damals schon ein sehr großes Interesse an Kunst“, sagt er. Zwischenzeitlich ist er als Reklamemaler in verschiedenen Firmen beschäftigt. „Schilder und Plakate gehörten dazu, aber nebenbei habe ich schon immer an meinen eigenen Werken“ gemalt.

Wenn er auf seine Bilder zu sprechen bekommt, dann spricht der Rentner mit einer unglaublichen Begeisterung und dabei hat er sich nie einer einzigen Form zugeschrieben. „In der Jugendsprache würde man vermutlich sagen, ich bin so etwas wie ein Allrounder.“Und das bestätigt die Auswahl in seiner Galerie, die er 1965 eröffnet hat. Dort hängen Zeichnungen, Aquarell, Acrylbilder von Landschaften und Stillleben. Das letzte Bild hat er vor seinem Unfall gemalt. „Ich vermisse es schon, aber es geht einfach nicht mehr so, wie ich möchte.“

Der Körper macht Wagner nicht nur seit seinem Beckenbruch zu schaffen. Eine starke Gelbsucht im Alter von 40 Jahren, Nierenversagen, nachlassende Sehkraft – das alles hindert ihn nicht daran, die Liebe zur Kunst aufrecht zu erhalten. Gemeinsam mit einem alten Freund hält er seine Homepage auf aktuellem Stand. Als Mitbegründer des Dietzenbacher Künstlerkreises wird er auch dort zu Ausstellungen eingeladen. „Da muss ich dann allerdings abgeholt werden, sonst dauert das zu lange.“

In seiner Galerie haben verschiedene Künstler ausgestellt. Kollegen von der Städelschule-Abendschule, die er besucht hat, aber auch Künstler aus Kanada, Frankreich und ganz Deutschland stellten hier ihre Werke aus. „Da waren echt viele schöne Ausstellungen dabei“, erinnert er sich zurück. Bis vor dem Unfall hat er seine Galerie noch regelmäßig geöffnet. Heute macht er nur noch an Veranstaltungen wie dem Trinkbornfest oder dem Lichterfest auf. „Da laufen hier viele Leute vorbei und schauen mal rein.“ Da es mit dem Malen nicht mehr ganz funktioniert, widmet sich der 92-Jährige nun seiner neuen Leidenschaft: dem Fotografieren. „Ich gehe auch gerne mal raus und knipse ein paar Bilder im Garten“, sagt er. Wenn ein schönes dabei ist, werden diese auf seine Homepage gestellt. „Das entschädigt wenigstens etwas, wenns mal zu sehr kribbelt in den Fingern.“

Dass die Fotografie im Vergleich nicht zu den klassischen Kunstformen gehört, weiß er. „Ich habe mich immer viel mit anderen Kunstformen und Ausstellungen beschäftigt“, betont er dennoch. Trotzdem sieht er vieles differenziert. „Für mich ist es Kunst, wenn man sieht, dass auch eine gewisse Arbeit dahinter steckt und nicht einfach nur ein paar komische Gedanken.“ Viele würden heute einfach nur anfangen mit dem Gedanken, sie machen Kunst, „und das ist nicht der richtige Weg – Talent und Leidenschaft müssen erkennbar sein.“

Wie lange er seiner großen Liebe, die er bereits seit 78 Jahren verfolgt, noch nachgeht, mag er nicht abschätzen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich 92 Jahre alt werde – es kann schnell vorbei sein – ich genieße einfach alles, was noch kommt.“ Einen gefährlichen Sturz wie vor drei Jahren will er jedoch unbedingt vermeiden. „Dann gehe ich lieber etwas langsamer und halte mich gut fest“, betont er.

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Aus der Offenbach Post vom 9.1.2020:

Teil der Seele Dietzenbachs
Dietzenbach trauert um den Künstler Karl Heinz Wagner

Dietzenbach trauert um Karl Heinz Wagner. Der Künstler ist in der Silvesternacht im Alter von 94 Jahren verstorben.

Dietzenbach – Mit dem Ende des Jahres hat die Stadt eine ihrer prägenden Persönlichkeiten verloren. Dietzenbach (Landkreis Offenbach) trauert um Karl Heinz Wagner. Der Künstler ist in der Silvesternacht im Alter von 94 Jahren verstorben.

„Dass eine Stadt wie Dietzenbach eine Identität hat, ist nur möglich, wenn es eine Seele gibt, zu der Menschen wie Karl Heinz Wagner wesentlich beitragen. “ Das sagte Dietzenbachs ehemaliger Bürgermeister Stephan Gieseler einst anlässlich der Verleihung des hessischen Landesehrenbriefes an den in Komotau im Sudetenland geborenen Künstler, dessen Werke weit über die Grenzen der Stadt bekannt sind. Die Liste seiner Auszeichnungen ist ebenso lang wie die seiner Werke, die etwa Landschaften, Stillleben, Porträts und farbenfrohe abstrakte Gemälde umfasst.

Und sein Einfluss war groß. „Karl Heinz Wagner hat nachhaltig Spuren in der Dietzenbacher Geschichte hinterlassen, wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren“, betont der Heimatvereinsvorsitzende Hans Scholze. Mehr als 50 Jahre engagierte sich der Maler für den Erhalt volkstümlicher Güter und Kunst. 1977 war er bei der Gründung des Arbeitskreises „Rettet das Dorf in der Stadt“ dabei, der sich für den Erhalt des alten Ortskerns einsetzte. Ebenso plante Wagner seit der Gründung des Arbeitskreises „Schule und Museum“ 1989 nicht nur museumspädagogische Projekte, sondern setzte sie ebenso tatkräftig mit um.

Auch den kreativen Nachwuchs in der Kreisstadt hat er maßgeblich beeinflusst. Ratte-Ludwig-Schöpferin Uschi Heusel nennt Wagner ihr Vorbild: „Schon als Kind habe ich ihn sehr bewundert und wollte genau wie er ein bekannter Künstler werden.“ Heusel erinnert sich besonders an Wagners „schelmisch-liebenswerten Humor, wenn er mir von seinem Leben und seiner Kunst erzählte“. Wagner war bis zu seinem Tod auch Teil des illustren Dietzenbacher Künstlerkreises, den er mitgegründet hat. Die verbliebenen sechs Mitglieder gedenken ihrem Senior, Freund und Künstlerkollegen: „Wie kaum ein anderer Kunstschaffender seiner Generation hat er die kulturelle Landschaft in der Region auf dem Gebiet der bildenden Kunst geprägt und bereichert.“

Bereits als Kind zeichnete Wagner alles, was er sah. Die Leidenschaft für die Kunst entflammte vollends, als er als 14-Jähriger drei Malern im Schlafzimmer seines Onkels beim Schablonieren von Rosen auf die Wand zuschaute. Den Moment bezeichnete Wagner im Rückblick als Glücksfall. Anschließend begann er eine Lehre als Kirchenmaler. Bereits nach einem Jahr schickte ihn der Meister alleine zu Kunden. Da zeigte sich: Wagner war ein Naturtalent, der Expressionismus seine Spielwiese. Seine markanten Ölbilder entstanden teils mit der vom ihm erfundenen Walztechnik.

Viele seiner frühen Werke sind Zeitzeugen, von Tod, Gewalt, Leid und Elend – geprägt von Jahren im Zweiten Weltkrieg: Als Sudetendeutsche hatten die Wagners in ihrer Heimat einen schweren Stand. Am 9. Juni 1945 musste Wagner am Komotauer Todesmarsch nach Gebirgsneudorf teilnehmen. Auch das anschließende Arbeitslager in Maltheuern blieb ihm nicht erspart. Einige Federzeichnungen sind die wenigen Bilddokumente, die aus dieser schrecklichen Zeit existieren. Die Kunst half Wagner, vieles davon zu verarbeiten.

Nach der Vertreibung aus der Heimat 1946 landete er zunächst in Schwanebeck bei Halberstadt in der Sowjetischen Besatzungszone, wo er seine Frau Lilo kennenlernte. Ein Jahr später heiratete das Paar. Im Dezember 1948 kam Tochter Sylvia zur Welt. 1951 flüchtete die Familie nach Halsdorf bei Marburg und zog zwei Jahre später nach Hertingshausen, wo Sohn Heinz Jürgen 1954 das Licht der Welt erblickte. 1955 zog die Familie weiter nach Offenbach.

1964 kauften die Wagners ein altes Fachwerkhaus in der Schäfergasse 16. Mehrere Monate lang fuhr Wagner nach der Arbeit von Offenbach nach Dietzenbach, um das Haus zu renovieren. Der Kuhstall des alten Bauernhauses wurde zur Galerie umgebaut, wo regelmäßig Ausstellungen auch namhafter Künstler stattfanden.

Von 1970 bis 1984 war Wagner Dozent an der Volkshochschule in Dietzenbach und von 1982 bis 1988 war er Vorsitzender im Bund für freie und angewandte Kunst in Darmstadt. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland haben ihn bekannt gemacht. Zu den unzähligen Auszeichnungen, die Wagner erhielt, gehören die Kulturpreise des Kreises Offenbach 1978 und Dietzenbachs 1985. Im selben Jahr wurde ihm die Adalbert-Stifter-Medaille der Sudetendeutschen Landsmannschaft und der Komotauer Ehrenbrief mit Ehrenzeichen verliehen.

Bei all seinen Unternehmungen stand Frau Lilo ihm hilfreich zur Seite und nahm ihm viele Alltagsprobleme ab. Sie starb 2007. Anlässlich seines 85. Geburtstages fand 2010 im Bürgerhaus eine Jubiläumsausstellung statt, wo Wagner seine Werke gemeinsam mit denen seiner Kinder Sylvia und Heinz Jürgen präsentierte. Das hohe Alter forderte allerdings in den vergangenen Jahren seinen Tribut. Ein Augenleiden ließ ihn seine Umgebung nur eingeschränkt wahrnehmen. Im Herbst erlitt er einen Schlaganfall, kam zunächst ins Krankenhaus, anschließend in die Reha. Trotzdem war Wagner bei klarem Verstand, wusste, dass es mit ihm zu Ende ging, schildert seine Tochter. Er wollte zu Hause sterben.

Wenige Tage vor Wagners Schlaganfall besuchte Erster Stadtrat Dieter Lang den Künstler in seiner Galerie. Lang zeigt sich tief betroffen: „Wagners Tod ist ein großer Verlust für die Dietzenbacher Künstlerszene.“

Das Weihnachtsfest und seine letzten Tage erlebte er im Kreis seiner Familie.

Hier geht es zum vollständigen Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/dietzenbach-trauert-kuenstler-karl-heinz-wagner-13427129.html

Kilic, Dursun

  • Ehemaliges Ausländerbeiratsmitglied, Ehemaliger Ausländerbeiratsvorsitzender
  • Langjähriger Moderator des Festes ohne Grenzen
  • Ehemaliger unabhängiger Bürgermeisterkandidat 2007


Seit wann bist du in Dietzenbach?

1987

Wo kommt deine Familie ursprünglich her?

Meine Familie kommt ursprünglich aus Sivas (Türkei) her. Aber ich bin in Istanbul geboren

Warum bist du nach Dietzenbach gekommen?

Wir haben vorher in Ober-Roden gewohnt. Dort wohnte ich seit meinem 5. Lebensjahr.
Weil Ihr Dietzenbach passenden Wohnraum gefunden haben, sind wir hierher gezogen.

Warum bist du in Dietzenbach geblieben?

Wir fühlen uns hier sehr wohl. Die Menschen haben uns seinerseits sehr wohlwollend aufgenommen.
Ich habe hier meine zweite Heimat gefunden.

Was gefällt dir an Dietzenbach am meisten?

Die Vielfalt, die eine Bereicherung für uns alle ist.

Was sollte in Dietzenbach geändert werden?

Zum Einen sollten die Dietzenbacher*innen stärker zeigen, dass wir eine tolle Stadt sind. Zum Anderen fordere ich mehr Akzeptanz und Toleranz um mehr gegenseitliches Verständnis zu erreichen.

Was fehlt dir in Dietzenbach?

Ein Ort der Kommunikation, an dem sich alle Kulturen gegenseitig austauschen können.
Wo sich Menschen gegenseitig als Menschen wahrnehmen können, ohne ihr gegenüber zu kategorisieren.
Es ist wichtig, dass die Ängste und Vorbehalte aus den Köpfen beseitigt werden.

Wo gehst du in Dietzenbach gerne essen?

Ich esse sehr gerne im Panorama Restaurant auf dem Wingertsberg, wo es eine besondere Atmosphäre gibt.

Von welcher Person hättest du gerne einen Steckbrief und warum?

Von Gisela Mauer, welche als Geschäftsstelle des Ausländerbeirates, den Ausländerbeirat unterstützt und beiseite gestanden hat. Sie hat Dietzenbach mitgeprägt und dem Ausländerbeirat die Türen geöffnet.

Auch ein Artus Rosenbusch oder eine Kornelia Butterweck wären interessant.

Kosel, Elke

Aus der Offenbach Post vom 17.11.2013:

Übungsleiterin Elke Kosel mit dem Völkerverständigungs-Preis ausgezeichnet
Mit großem Einsatz agiert


Dietzenbach - Einmal im Jahr treffen sich die Stadtverordneten und die Mitglieder des Ausländerbeirates zu einer gemeinsamen Sitzung. Von Christoph Zöllner

Damit soll zum einen das Miteinander gefördert werden, zum anderen gehört ein inspirierender Vortrag ebenso zum Programm wie die Verleihung des Preises für besondere Verdienste um den Gedanken der Völkerverständigung. Diesmal hat ihn Elke Kosel bekommen. Die 77-Jährige ist Übungsleiterin beim Verein für Sport und Gesundheit (VSG), die ehemalige Versehrtensportgemeinschaft. „Sie hat mit großem Einsatz und Verständnis Kinder verschiedener Nationen betreut“, sagte Helga Giardino, Vorsitzende des Ausländerbeirats, in ihrer Laudatio. „Sie steht den Mitgliedern immer zur Verfügung und hat sich um die Integration verdient gemacht.“ So habe Kosel bei Bedarf auch Migrantenfamilien beraten.

1977 war Kosel mit Sohn Sven in den Verein eingetreten, schon ein Jahr später agierte sie als Übungsleiterin. Mittwochs Turnen, freitags Schwimmen. Aber auch als Betreuerin der hessischen Sportjugend und einer Herz-Sport-Gruppe in Offenbach hat sich Kosel einen Namen gemacht. Die Übungsleiterin, die gerne kegelt und die Arbeit in ihrem Garten liebt, erhielt von Giardino neben dem obligatorischen Blumenstrauß auch einen Gutschein für ein Gartencenter. Stadtverordnetenvorsteherin Kornelia Butterweck, Erster Stadtrat Dietmar Kolmer, Edith Conrad vom VSG und Mohammad Sharif Khalid vom Ausländerbeirat, der die Ehrung vorgeschlagen hatte, schlossen sich den Glückwünschen an.

Nachdem die 50 Sänger des Internationalen Chors unter Leitung von Barbara Wendtland erneut eine Kostprobe ihres Könnens gegeben hatten, referierte Gerda Holz über das Thema Kinderarmut. Die Leiterin für „Soziale Inklusion“ vom Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik erklärte, wie sich Armut definiert und welche Belastung diese darstellt: „Wer arm ist, geht damit ins Bett und steht damit auch wieder auf.“ Armut sei nicht unbedingt die Folge eines Verhaltens, sagte Holz. Auch vielen werktätigen Menschen gelinge es nicht mehr, mit ihrem Verdienst über die Armutsgrenze zu kommen. Die definiert die EU mit 50 bis 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens.

Hier geht zum gesamten Zeitungsartikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/grossem-einsatz-agiert-3224600.html


Aus der Homepage vom Verein VSG Dietzenbach:

Elke Kosel: Über 40 Jahre mit Leib und Seele und viel Herzblut im Einsatz für den gesunden Sport

Auf der Suche nach einem Verein für ihren Sohn Sven stieß Elke Kosel 1977 auf den Verein für Sport für Sport und Gesundheit Dietzenbach 1964 e.V., der zu dieser Zeit noch Verein für Behinderten- und Rehabilitationssport hieß. Sven, damals sieben Jahre alt, litt an einer angeborenen Muskelerkrankung und musste schon mehrere Operationen durchstehen. Ein herkömmlicher Sportverein konnte ihm nicht die notwendige und geeignete sportliche Unterstützung bieten.

Elke sah sofort, dass der Bedarf des Vereins an gut geschulten Übungsleitern groß war und ergriff die Gelegenheit, sich zur Übungsleiterin für Reha-Sport auszubilden.

Seither unterstützte Kosel durch ihre behindertengerechten Sport- und Schwimmstunden Kinder darin, ihren Stütz- und Bewegungsapparat zu stärken und zu festigen. „Das hat den Kindern zu mehr körperlicher Stabilität verholfen und war für mich stets eine lohnende und erfüllende Aufgabe. Auch gewannen die Kinder dadurch an Selbstvertrauen und Mut“, so Kosel. „Es ist für mich stets eine Belohnung, wenn ich sehe, wie stolz meine Schützlinge auf ihre erworbenen Fähigkeiten sind, wenn sie zum Beispiel ihr Schwimmabzeichen in Händen halten.“

Kosel ermöglichte durch ihren Einsatz vielen Kindern auch die Teilnahme an Sportfesten und Jugendfreizeiten. So begleitete sie die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel 1982 und 1984 als Betreuerin nach St. Ulrich (Tirol) und auch zum Schwimmfest nach Bensheim. 1984 bis 1986 nahmen Kosels Schützlinge an hessischen Schwimmwettkämpfen in Heppenheim teil, sogar zu deutschen Schwimmwettkämpfen in Köln und Berlin reisten die Kinder und Jugendlichen mit „ihrer Elke“.

Für ihre sechs schwerstbehinderten Kinder organisierte sie jährlich am 1. Mai eine Fahrt mit dem Kleinbus nach Koblenz, damit diese am Behinderten-Sportfest für Kinder teilnehmen konnten.

Kosel bildete sich fortlaufend beim Hessischen Verband für Behinderten -und Rehasport (HBRS) weiter. Nachdem sie auch die Lizenz für Koronarsport erworben hatte, leitete Elke Kosel den Koronarsport, anfänglich im Wechsel mit Helga Stappelton, der Ehefrau des Vereinsgründers. Gemeinsam haben die Beiden seinerzeit auch die Herzsportgruppe in Offenbach-Bürgel aufgebaut.

Auch Volleyballsport für Senioren steht seit 1995 unter ihrer Regie. Bis 2013 richtete sie gemeinsam mit Helga Stappelton Turnfeste für Kinder und Frauen in der Phillip-Fenn-Halle in Dietzenbach aus.

Elke Kosel liebt das gesellige Zusammensein mit ihren Vereinskollegen. Unermüdlich bringt sie sich bei Vereinsfesten ein, und sie ist stets dabei, wenn sich der Verein auf Stadtfesten präsentiert.

Mit über 85 Jahren ist sie immer noch als Co-Übungsleiterin für den Verein aktiv und hat Ihre Lizenzen noch einmal für die nächsten zwei Jahre verlängert.

„Ohne den Einsatz für den Verein würde mir ein wesentlicher Teil meines Alltags fehlen“ so Elke Kosel.

Schmandt, Hans

Aus dem Buch “Dietzenbach – Portrait einer Stadt”:
Hans Schmandt – der “alte Meister” unter den Dietzenbacher Malern- hat in der Stadt viele Akzente gesetzt. So hat er z.B. die Sonnenuhr an der evangelischen Kirche und den Stadtbrunnen gestaltet.

Der aus der Universitätsstadt Gießen stammende Maler siedelte sich schon 1957 auf dem Hexenberg an.

Hans Schmandt besuchte von 1935 bis 1937 an der Gießener Universität Zeichenkurse des Landschaftsmalers Carl Fries und studierte von 1937 bis 1939 an der Städel-Kunsthochschule in Frankfurt am Main. Seit seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft 1950 ist er als freier Maler und Graphiker tätig.

Mitte der 1970er Jahre wirkte er im Aktionskreis „Rettet das Dorf in der Stadt“ mit, der sich erfolgreich für die Erhaltung und Sanierung der alten Ortskerns einsetzte.

Er gestalte Wandbilder in Kirchen und Gemeindesälen, schuf sogar eine Madonna aus Lindenholz für die Kirche St. Sebastian in der Frankfurter Nordweststadt, holte sich internationale Preise, u.a. für ein Kinderbuch.

War für ihn von Kindesbeinen an Holzschnitte ein wichtiges Ausdrucksmittel, so folgte später eine Phase des Aquarellierens.

Schmandt hat seine besondere Freude am technischen Aufbau eines Bildes. Seine Ölbilder untermalt er mit Temperafarbe, so dass die Öllasur den Farbauftrag durchscheinen lässt und die Bildflächen eine unnachahmliche Transparenz bekommen.

Bis zu seinem Tod 1993 in Dietzenbach und hinterließ der Stadt eine Fülle von Zeugnissen seines künstlerischen Schaffens, die durchaus auch ortsgeschichtliche Bedeutung haben. Perfekt beherrschte Schmandt die verschiedensten Mal- und Gestaltungstechniken, insbesondere bei der Ölmalerei, die ihm den Beinamen „Alter Meister“ einbrachten.

Im Dietzenbacher Stadtgebiet hat er im öffentlichen Raum mehrfach seine Spuren hinterlassen, so verschönerte er z.B. die Fassade des Kinderheims „Bambi“ in Steinberg, und für die neuerrichtete Kita Friedensstraße schuf er 1962 das Sgraffito „Bremer Stadtmusikanten“, die Sonnenuhr an der evangelischen Christuskirche und auch der Entwurf für den Stadtbrunnen am „Roten Platz“ stammen von ihm.

1983 wurde Schmandt mit dem Kulturpreis des Kreises Offenbach ausgezeichnet. 1990 erhielt er dann den Kulturpreis der Stadt Dietzenbach, den er jedoch aus Protest gegen das an der Rathausfassade geplante Wandbild der Künstlergruppe „Diriangen“ aus der nicaraguanischen Partnerstadt Masaya im März 1992 demonstrativ wieder zurück gab.

Hans Schmandt verstarb am 22. Februar 1993.


Aus der Dietzenbach Stadtpost vom 24.10.2018:

Ausstellung im Heimatmuseum anlässlich des 25. Todestags von Hans Schmandt
„Schätze aus dem Nachlass“

Dietzenbach (red) – Im Museum für Heimatkunde und Geschichte in der Darmstädter Straße 7+11 findet anlässlich des 25. Todestags von Hans Schmandt ab dem morgigen Freitag, 26. Oktober, eine Ausstellung mit dem Titel „Hans Schmandt zum 25 Todestag – Schätze aus dem Nachlass“ statt.

Bei der Eröffnung der Ausstellung, die am morgigen Freitag, 26. August, um 19 Uhr beginnt begrüßen Hans Scholze, der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Dietzenbach. und Paul Schmandt, ein Neffe des Künstlers, die Besucher. Zur Einführung spricht der Dietzenbacher Bürgermeister Jürgen Rogg Zur Ausstellung

Die Sonderausstellung im Dietzenbacher Museum widmet sich den Kunstwerken von Hans Schmandt (1920-1993), der seit 1957 in Dietzenbach ansässig war und sich auch durch sein Engagement für die Stadtgeschichte einen Namen machte.

Er kämpfte in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts unter anderem als einer der Mitbegründer des Aktionskreises „Rettet das Dorf in der Stadt“ für die Erhaltung der Altstadt. In der Künstlerszene hinterließ er als Mitbegründer des „Dietzenbacher Künstlerkreises“ 1983 tiefe Spuren.

Außerdem veröffentlichte er Bücher mit Texten und Illustrationen zu verschiedenen Themen, zum Beispiel über seine Wahlheimat mit dem „Dietzenbacher Skizzenbuch“, in dem er die ländlichen Motive des alten Ortskerns festhielt oder dem „Rhönskizzenbuch“.

Hans Schmandt übernahm als freier Maler und Grafiker auch die künstlerische Gestaltung von Kirchen, Gemeindezentren, Kindergärten und Schulen. Für seine Plakate und Kinderbuch-Illustrationen wurde er mit internationalen Preisen ausgezeichnet.

In der Ausstellung werden überwiegend unbekannte Arbeiten aus seinem Nachlass präsentiert unter anderem Öl- und Aquarellbilder, Zeichnungen und Holzschnitte.

Hier geht es zum Artikel:
https://www.stadtpost.de/stadtpost-dietzenbach/schaetze-nachlass-id71355.html

Hans Schmandt auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Schmandt

Khalid, Mohammad Sharif

  • Ehemaliger Volleyballspieler der Bundesliga
  • Gründungsmitglied des Vereins “Zusammenleben der Kulturen in Dietzenbach e.V.”
  • Mitbegründer “Arbeitsgemeinschaft der Religionen”
  • Mitglied des Ausländerbeirates
  • Mitglied des Seniorenbeirates
  • Stadtältester (Mehr als 20 Jahre ehrenamtliches politisches Engagement)
  • Ehrenamtliches Engagement in der Ahmadiyya-Gemeinde
  • „Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements im Bereich Migration“ des Kreises Offenbach 2016

Aus der Offenbach Post vom 28.12.2016:

Mohammad Sharif Khalid lebt Bürgerengagement
„Ich arbeite für die Menschheit“

Dietzenbach – Der Pakistaner Mohammad Sharif Khalid lebt seit 1975 in Dietzenbach und hat dort einiges bewegt. Für sein Engagement hat der Kreis Offenbach ihn ausgezeichnet. Von Ronny Paul

Rückblende, 1963: Der junge pakistanische Beamte Mohammad Sharif Khalid sitzt mit beiden Händen vor den Augen im Flieger nach Europa und betet, „bis das Flugzeug am Himmel ist“. Khalid hat ein Visum in der Tasche und reist über den Zwischenstopp Rom nach Deutschland ein. Seine Sitznachbarin im Flugzeug bietet ihm eine Tablette an: „Ich glaube, ihnen geht es nicht gut.“ Khalid antwortet ihr: „Ich habe nur gebetet, dass es allen gut geht.“ Die beiden kommen ins Gespräch. Khalid erzählt, dass er auf dem Weg zu seinem Schwager nach Frankfurt ist. Nebenbei erwähnt er auch, dass er Volleyballspieler ist. Die Dame wird hellhörig und bietet ihre Hilfe an; sie tauschen Telefonnummern aus. Khalid kommt bei seinem Schwager in der Ahmadiyya-Moschee in Frankfurt-Sachsenhausen unter. Gleich am nächsten Tag klingelt dort das Telefon: „Herr Khalid, ich habe einen Club für sie gefunden.“ Wieder einen Tag später treffen sich die beiden an einer Bushaltestelle und gehen zum Volleyball. Khalids erste prägende Erfahrung in der neuen Heimat.

„Ich konnte die Sprache nicht und wollte einen technischen Beruf lernen.“ Gesagt, getan: Er wird bei Ford drei Jahre lang zum Automechaniker ausgebildet, belegt parallel einen Sprachkurs. Ein Jahr arbeitet er bei den Farbwerken in Frankfurt Höchst, bis es ihn zu „Pan American Airways“ verschlug. Dort arbeitete Khalid erst als Mechaniker, dann im Einkauf. Im gleichen Jahr, als „Delta Air Lines“ die Fluglinie schluckt und die Mitarbeiter übernimmt, feiert Khalid seine 25-jährige Firmenzugehörigkeit, ein Jahr später geht er mit 60 Jahren in Rente. Ein Schritt, bei dem viele ins Grübeln kommen, so auch Khalid: „Ich habe überlegt, was kann ich machen?“, schildert er, alle drei Kinder waren damals schon aus dem Haus und so fasst er den Entschluss: „Ich arbeite für die Menschheit.“ Er habe etwas zurückgeben wollen.

2016: Vom Kreis Offenbach bekommt der 85-jährige Khalid den Preis „Anerkennung für bürgerliches Engagement im Bereich Migration“: „Weil er vorbildliche Integration in Dietzenbach vorlebt“, so die Begründung.

Seitdem Khalid in Deutschland ist – „Dietzenbach ist meine Heimat“ –, engagiert er sich nicht nur aktiv in der Ahmadiyya-Gemeinde, sondern auch in der Politik und im Sport. In Frankfurt-Höchst etwa war er erst Bundesligaspieler und trainierte dann die Volleyball-A-Mannschaft der Männer in Frankfurt-Zeilsheim. Bis heute ist Khalid dem „Verein für Sport und Gesundheit“ (VSG) verbunden. Dort war er Mitbegründer einer Volleyball-Mannschaft, in der er – bis die Knie zu sehr schmerzten – noch bis vor sechs Jahren mitspielte.

In der Ahmadiyya-Gemeinde engagiert sich Khalid seit 1980 in unterschiedlichen Ämtern. So war er stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzender, Leiter und Organisator von Veranstaltungen sowie Vermögensverwalter der Ahmadiyya-Gemeinde Deutschland. Er kümmert sich aktuell um hilfebedürftige Gemeindemitglieder und ist mitverantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender des Aufgabengebietes „Senioren“ und Berater für die Mitgliederversammlung der Gemeinde.

Mitverantwortlich ist er ebenso für den Charity-Walk in der Kreisstadt, dessen Erlös Vereinen und Hilfsorganisationen zugute kommt. Politisch ist der 85-Jährige unermüdlich: Seit 16 Jahren sitzt Khalid im Vorstand des Ausländerbeirates, ist Mitglied im Seniorenbeirat und in der Seniorenhilfe. Im Mittelpunkt seines bürgerschaftlichen Engagements steht stets das friedliche Zusammenleben von Menschen aller Kulturen: Er ist Gründungsmitglied des Vereins „Zusammenleben der Kulturen“ und hat mit seinem Freund Horst Schäfer die „Arbeitsgemeinschaft der Religionen“ ins Leben gerufen, um den interreligiösen Dialog zu fördern.

Hier geht es zum Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/ich-arbeite-menschheit-7173142.html

Waßermann, Ilse

Ilse Waßermann war lange Jahre Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, sowie des Seniorenbeirates der Kreisstadt Dietzenbach. Sie hat sich in der SPD Dietzenbach engagiert.

Beim Förderverein der Helen-Keller-Schule war sie lange Zeit Kassiererin. Bei der HSG Dietzenbach war sie nicht nur Gründungsmitglied, sondern auch lange Zeit Kassiererin.

Aufgrund ihres Berufs war sie eine absolute Expertin in der Buchhaltung.

Als waschechte Dietzenbacherin hat sie alle “Ur-Dietzenbacher/innen” gekannt. Ihr Opa war Schmied und hatte in der Schmidtstraße gewohnt. Sie selber hat erst im Musikervierteil in der Altstadt und zuletzt in einer Seniorenwohnanlage am Stadtpark gewohnt.

Eine gern genutzt Phrase “Das kann ja wohl nicht sein.” hat sie stets benutzt um ihren Unmut kund zu tun. In den Sitzungen hat sie gerne die “Jüngeren” ermahnt, nicht am Smartphone zu spielen.

Geschrieben von Cengiz Hendek

Graziosi, Archino

Januar 1974 – als erste Kommune im Kreis Offenbach hat die Stadt Dietzenbach ein „Amt für Ausländerfragen“ eingerichtet, das von dem Italiener Archino Graziosi geleitet wird.

Ein Vorläufer des Ausländerbeirats war das Ausländer-Komitee (offiziell: „Komitee ausländischer Berater der Stadt Dietzenbach“), das in Dietzenbach bereits im Juni 1975 gebildet wurde. Dem Ausländerkomitee gehörten je drei gewählte Vertreter der Italiener, Griechen und Jugoslawen, zwei der Türken sowie je ein Spanier und Chilene an, weiterhin der Ausländerbetreuer Archino Graziosi und der Sozialamtsleiter Wilfried Spannaus als Vorsitzender.

Später zog er nach Heusenstamm, aber kehrte später nach Italien zurück. Dort setzte er sich zur Verschwisterung von Heusenstamm und Ladispoli ein. Es war seine Initiative. Er bemühte sich seit 1992 um die Verschwisterung der beiden Städte.

Archino Graziosi konnte die Verwirklichung seiner Bemühungen nicht mehr erleben. Er verstarb wenige Monate vor der offiziellen Verschwisterung, die am 9. Dezember 2001 in Heusenstamm stattfand.

Michel, Herbert

Herbert Michel hat 50 Jahre die Kneipe “Zur Grotte” in Dietzenbach betrieben.


Zeitungsartikel über Herbert Michel


Offenbach Post vom 18.06.2016:
In den Tischen schlummern mehr als 50 Jahre Stadtgespräch
Zur Grotte: Persico, Charme und Vergangenheit

Dietzenbach – Herbert Michel, der Besitzer der Grotte, ist in Dietzenbach so bekannt wie ein bunter Hund. Und ob seiner 75 Jahre denkt der Kneipier nicht ans Aufhören, sondern schmiedet Zukunftspläne. Von Ronny Paul

Er ist ein städtisches Urgestein – obwohl er in Dietzenbach weder geboren, noch aufgewachsen ist. Seine Kneipothek „Zur Grotte“ gehört zur jüngeren Stadthistorie wie kaum ein zweites Etablissement. Wohl jeder Dietzenbacher hat zumindest schon einmal davon gehört. Hat dort ein Bierchen oder Persico (Kirsch-Likör) getrunken. Oder ganze Abende, seine Jugend dort verbracht. So manch ein Pärchen hat in der Grotte zusammengefunden oder ist dort auseinandergegangen. Und seit mehr als 50 Jahren stets mittendrin: Herbert Michel. Am 1. Juli 1960 haben Michels Eltern aus dem Haus an der Rathenaustraße ein Spezialitätenlokal gemacht. Fünf Jahre lang hat Michels Mutter Annie dort Wild und Fisch aufgetischt. „Das ist gut gelaufen“, erinnert sich Michel, der zu der Zeit kellnerte. 1965, Michel war 25 Jahre alt, sagte er zu seiner Mutter: „Der Laden läuft so gut, da machen wir eine Disko draus.“ Gesagt, getan. Er kaufte das Haus, Mutter Annie setzte sich zur Ruhe. Michel bastelte das bis heute prägnante Höhlen-Design mit herunter hängenden Stalagmiten aus Folie, Holz, Pappmaché und viel Leim selbst zusammen. „Ich bin zwar kein Handwerker, aber fantasievoll“, sagt der heute 75-Jährige. So war die erste Jugenddisko Dietzenbachs und der umliegenden Gemeinden geboren. Bis heute hat sich an dem Interieur so gut wie nichts verändert.

Die Grotte versprüht immer noch den Flair der wilden 60er und 70er Jahre: In Tischen und Barhockern schlummern mehr als 50 Jahre Stadtgespräch. In den Gitarren an den Wänden vibriert immer noch der Beat der 60er. Die zu Kerzenhaltern umfunktionierten Whiskeyflaschen spiegeln Gesichter ganzer Generationen wider. Die Gitterluke an der Eingangstür kennt wohl bald so viele Fingerabdrücke wie die Datenbank der Polizei. Und vereinzelte Schiffsbilder erzählen von Michels Zeit vor der Grotte: Er ist gelernter Binnenschiffer. Doch obwohl er manchmal ans Wasser und Bootfahren dachte, blieb ihm kaum Zeit zur Wehmut: Die Grotte entwickelte sich zum „Selbstläufer“. „Ich habe mein Geld im Schlaf verdient, jeden Tag war die Grotte voll“, erinnert sich Michel.

Außer dienstags, da ist Ruhetag. Für die meisten Dietzenbacher war das „ein Volkstrauertag“, sagt der lebensfrohe Wirt und lacht. Seit den 90er Jahren ist es in der Grotte etwas ruhiger geworden, die Jugend habe sich umorientiert: „Früher habe ich die Bravo gekauft und kannte alle Musikhits – heute geht das nicht mehr“, sagt der Elvis-Fan. Er hätte am Liebsten mehr Ü-50-Gäste: „Mit denen kann ich umgehen, die kennen meine Musik.“ Wenn jeder nur ein Mal im Monat käme, der mich auf der Straße grüßt, wäre der Laden immer voll“, meint Michel und lacht.

Wenn der Grottenbetreiber auf die Straße geht, sei stets die Frage: „Herbert, Gude! Wie lang’ willste das eigentlich noch machen?“ – „Ich bin jetzt 75, fühle mich aber wie 50“, antwortet der gebürtige Norddeutsche aus der Lüneburger Heide. „Wenn ich es durchhalte, möchte ich in der Grotte 80 Jahre alt werden – wenn nicht, wäre es mir Recht, hinter der Theke umzufallen.“ Er muss wieder lachen.

Michel plant, die Grotte ganz zum Oldie-Club umzufunktionieren, mit Hits aus den 60er- bis 90er-Jahren: „So kann keiner über die Musik meckern.“ Derzeit hat die Grotte freitags und samstags ab 20 Uhr geöffnet. Mittwoch und Donnerstag werden wohl bald wieder hinzukommen, sagt Michel. Zudem kann die Grotte und der separate Raum für Feiern gemietet werden.

Hier geht es direkt zum Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/grotte-dietzenbach-persico-charme-vergangenheit-6498526.html


Offenbach Post vom 10.02.2018:
Noch einen Persico
Die Grotte öffnet heute zum letzten Mal ihre Türen

Dietzenbach – Jahrzehntelang war Herbert Michels Kneipothek „Zur Grotte“ ein Monolith in Dietzenbachs Gaststättenlandschaft. Heute, nach dem Fastnachtsumzug, steht die letzte offizielle Öffnung an. Von Christian Wachter

Der Abend senkt sich auf die Dächer der Vorstadt, die Kinder im Hof müssen heim. Der Tag ist vorüber, die Menschen sind müde, doch viele gehn’ nicht gleich nach Haus, denn drüben klingt aus einer offnen Türe Musik auf den Gehsteig hinaus. Als Peter Alexander 1976 „Die kleine Kneipe“ besungen hat, muss er damit auch Lokalitäten wie Dietzenbachs Grotte gemeint haben. Heute ist dort – so machte es in den sozialen Medien die Runde – das letzte Mal Gelegenheit, über das zu sprechen, was einem die Laune vergällt, bei Bier und Persico noch einmal Lösungen zu finden für alle Probleme der Welt. Nach dem Umzug lädt die Grotte zur „letzten offiziellen Öffnung“, wie es unter anderem auf Facebook zu lesen war. Noch vor Rosenmontag wird aus dem Gebäude an der Rathenaustraße ein reines Privathaus.

Die Party wird von Herbert Michels Sohn Wolfgang organisiert. Natürlich, erzählt Herbert Michel, der die Gaststätte jahrzehntelang betrieb, werde er aber auch da sein. Die große Inszenierung des letzten Biers, des letzten Zusperrens der Tür, wird es nicht geben. „So etwas mach ich net, ich hör einfach uff“, sagt er. Die Gäste kamen einfach nicht mehr so zahlreich wie früher. Den einen Moment, die eine Anekdote gibt es nicht, wenn er darüber nachdenkt, was von der langen Zeit am ehesten hängen bleibt. „Ach das sind all die Jahre, da muss man die Gäste fragen.“

Zu Beginn der Sechzigerjahre, erinnert sich Michel, haben seine Eltern das Haus an der Rathenaustraße gekauft, servierten gut-bürgerliche Küche. „So etwas gab es in Dietzenbach damals noch nicht, man hat vielleicht Frikadellen bekommen, viel mehr aber nicht.“ Seine Mutter kannte sich damals schon aus in der Gastronomie, hatte im Heimatort Neckarsteinach in einer Gaststätte gearbeitet. Die Geschäfte liefen gut und 1965 kaufte Herbert Michel das Gebäude. Der Plan: Aus der Gaststätte sollte eine Disko werden. Von da an tanzten sich Generationen durch die Musikgeschichte, sangen mit, wenn Michel Lieder wie „Junge, komm’ bald wieder“ oder „Sie hieß Mary Ann“ auflegte. Er habe immer gut mit den Leuten gekonnt, sagt Michel, sei gerne mittendrin gewesen. „Ob jemand ein Kind gemacht hat oder irgendetwas anderes passiert ist, ich war immer der Erste, der etwas erfahren hat“, sagt er lächelnd.

Die Inspiration für das bis heute so markante Interieur sei fast zufällig gekommen. In einer Gaststätte an der Mosel hatte die Familie eine Gaststätte entdeckt, die auf die Grotten-Optik setzte. Ob der Distanz nicht von Konkurrenzbedenken geplagt, kam der Besitzer sogar vorbei und beriet. Dann legte Michel selbst Hand an, besorgte die Folie, die einst orangefarben war und heute blau ist, Pappmaché und alles, was sonst noch gebraucht wurde.

So richtig Stress gab es selten, sagt Herbert. Einmal, sei „eine Bagage aus Offenbach“ aufgetaucht, die ganz offensichtlich Stress suchte. Allerdings waren die Handballer und Fußballer der Kreisstadt Stammgäste zu dieser Zeit. Und als sie geschlossen aufstanden, waren die Gäste leicht zur Heimreise zu bewegen. Natürlich, erinnert er sich, habe es trotzdem ab und an ein Hausverbot gegeben. Wen er aber kannte, dem standen die Türen zur Rehabilitation offen.

Den Persico hat Michel in einer Kneipe in der Heimat entdeckt. Er kaufte dem Wirt eine Flasche ab und fand im Großhandel mehr davon. Bald wurde der Kirschlikör Kult. „Man muss ihn auf drei Schlucke trinken, dann hat man was Gutes und keinen Kater.“ Er werde die Grotte vermissen, sagt Michel. „Manchmal sage ich zu meiner Frau: Guck, es ist 20 Uhr, eigentlich würde ich jetzt aufmachen.“

Hier geht es direkt zum Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/dietzenbach-grotte-rathenaustrasse-oeffnet-heute-letzten-ihre-tueren-9602771.html

Zusammengetragen von Cengiz Hendek

Kern, Norbert

Norbert Kern wird 1940 in Frankfurt am Main geboren und wächst mit acht Geschwistern im Riederwald auf.

Nach der Mittleren Reife macht er eine Ausbildung zum Speditions­kaufmann und studiert drei Semester an der Akademie für Welthandel. Schon früh steht für ihn fest, dass er sich selbständig machen möchte. Das eigene Unternehmen gründet er 1967 in Dietzenbach. Bis zur Fusion mit Haniel hat er eigene Filialen auf der ganzen Welt und beschäftigt 630 Mitarbeiter. Von 1992 bis 1994 ist er Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bahn und leitet das Ressort Güterverkehr. Bis heute ist er als Berater tätig.

Sport spielt bis heute in seinem Leben eine große Rolle. Er war Handball-Profi und spielte für die Kickers und die SG Dietzenbach in der Bundesliga.

Mit fortgeschrittenem Alter erfüllt er sich seinen Jugendtraum und bereist als ältester Mensch der Welt mit Skiern die Arktis, die Antarktis und macht eine Expedition durch das Inlandeis Grönlands.

Norbert Kern ist sozial engagiert, hält Vorträge vor Schulklassen, unter­stützt den vor 32 Jahren schwer verunglückten Profi-Handballer Joachim Deckarm und ist ehrenamtlich als Berater für seine Heimatstadt tätig.

Er hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit seiner zweiten Frau in Dietzenbach. Er sagt: ,,In Dietzenbach habe ich mein Glück gemacht und jetzt will ich etwas zurück geben.“

2018 erhält Norbert Kern den Förderpreis für Kultur von der Kreisstadt Dietzenbach.
Die Laudatio kann hier heruntergeladen werden.

Dort heißt es unter anderem:

Norbert Kern kam im Jahr 1962 durch den Handball nach Dietzenbach und schlug in unserer Stadt
seine Wurzeln tief in den Boden.

Geprägt durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre, geprägt durch seine Familie und seinen Vater,
geprägt als siebtes von neun Kindern, geprägt vom Arbeiterviertel Frankfurt-Riederwald, in dem er
aufgewachsen ist, entwickelte er seinen Erkundungsdrang, seine Zielstrebigkeit und seine
Willenskraft die Maßstäbe setzt.
…und die es für sein Umfeld nicht immer einfach macht.

Dank seiner Zielfokussierung – die ihm auch als Dietzenbacher Handballer gute Dienste erwies –
setzte er sich durch und arbeite sich nach seiner Selbstständigkeit beruflich hoch bis zum Vorstand
von der Deutschen Bahn Cargo AG.

Er ist per Du mit Altkanzler Gerhard Schröder, mit Hans Eichel, Rudolf Scharping und anderen.
Dabei hat er nie vergessen wo er herkommt.

Kern ist ein Mann mit Haltung und ein unablässiger Streiter für Gerechtigkeit und Miteinander.
Nicht streitsüchtig wohl aber streitbar.

Bereits als junger Unternehmer hatte er ein Gespür für die Menschen und die Fähigkeit für die
richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit.

Wenn ihm etwas nicht passt, dann legt er den Finger in die Wunde und bleibt sich und seinen
Prinzipien stets treu.

Laudatio zu Norbert Kern Anlässlich der Verleihung des Förderpreises 2018 für Kultur, Quelle: Kreisstadt Dietzenbach

Im Dezember 2021 erhielt Norbert Kern den Preis für besondere Verdienste um den Gedanken der Völkerverständigung vom Ausländerbeirat der Kreisstadt Dietzenbach.

Mehr Informationen über Norbert Kern auf seiner Homepage:
https://norberthkern.de/


Norbert Kern wird vom Ausländerbeirat ausgezeichnet

Besondere Verdienste um den Gedanken der Völkerverständigung
Kern Preisverleihung Preisübergabe


Der Dietzenbacher Norbert Kern ist der diesjährige Träger des „Preises für besondere Verdienste um den Gedanken der Völkerverständigung“. Am Freitag, dem 10. Dezember 2021, wurde dem engagierten Kreisstädter die Auszeichnung durch die Vorsitzende des Ausländerbeirates, Saliha El Achak und ihrer Vorgängerin, Frau Helga Giardino, im Rathaus überreicht. Mit dabei waren auch Stadtverordnetenvorsteherin Andrea Wacker-Hempel, Bürgermeister Dr. Dieter Lang, der designierte Erste Stadtrat René Bacher sowie weitere Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung.

Bereits seit dem Jahr 1995 verleiht der Ausländerbeirat der Kreisstadt Dietzenbach jährlich den Preis. Die gemeinsame Sitzung des Ausländerbeirates mit der Stadtverordnetenversammlung ist eigentlich der traditionelle, öffentliche
und feierliche Rahmen der Preisverleihung. Doch aufgrund der Pandemie ist diese Sitzung ausgefallen, sodass die Ehrung in einem kleineren Rahmen hat stattfinden müssen. Aufgrund persönlicher Gründe des Preisträgers sehr kurzfristig.

Mit dem Preis des Ausländerbeirates werden Menschen oder Menschengruppen geehrt, die sich besonders um den Gedanken der Völkerverständigung in unserer Stadt verdient gemacht haben. Denn diese Menschen „sind wichtige Bausteine für unsere Gesellschaft, insbesondere für Integration, Toleranz und das humane Miteinander“, heißt es aus den Reihen des Ausländerbeirates.

Ehrung für “Taten mit denen man ganze Bücher füllen könnte” Norbert Kern wurde für Jahrzehntelange völkerverbindende Taten geehrt, weltweit und speziell für die Kreisstadt Dietzenbach, mit denen man Bücher füllen könnte, heißt es in der Laudatio, die nachfolgend, aufgrund der fehlenden öffentlichen Sitzung, im Detail gelesen werden kann.

Kern kam im Jahr 1962 durch den Handball nach Dietzenbach und schlug in der Stadt tief seine Wurzeln in den Boden. Er gründete eine Familie, hat zwei Kinder und sechs Enkelkinder. Im Jahr 1966 gründete er seine weltweit erfolgreiche Firma „Norbert H. Kern Internationale Spedition.“ Kern ist ein Mann mit Haltung und ein unablässiger Streiter für Gerechtigkeit und Miteinander.

Die Vorsitzende, Saliha El Achak, übergab den Preis und die langjährigen Mitglieder des Ausländerbeirates Helga Giardino und Cengiz Hendek hielten die Laudatio. Bürgermeister Dr. Dieter Lang bedankt sich sehr herzlich für das außerordentlich hohe und vielseitige Engagement für die Zivilgesellschaft. „In unruhigen Zeiten wie diesen sind Menschen mit einer klaren Haltung, gerade gegen Rechts, unabdingbar für die Aufrechterhaltung unserer Demokratie. Aber auch seine regelmäßigen Unterstützungen im sozialen Bereich sowie seine Affinität und Spenden für Kunst und Kultur prägen unser Dietzenbach nachhaltig“, sagt der Bürgermeister im Rahmen der Preisverleihung.