Sieber, Georg (Joe)

Früher gab es in Dietzenbach einen Toom-Markt (jetzt wo das Rathaus Center steht). Dort hat Joe gearbeitet und die Einkaufswagen zurückgeschoben. Sein Markenzeichen waren seine aufgesetzten Perücken und sein Stirnband.

Es mag sein, dass er auf den ersten Blick befremdlich gewirkt hat. Wer ihn kannte, wusste dass er ein feiner Kerl war. Er mochte Musik und war oft bei Konzerten in der Region anwesend.


Aus der Offenbach Post vom 26.05.2021:
Rödermark: Ein Original bleibt im Theater lebendig

Knapp drei Jahre nach dem Tod von Joe würdigen zwei Kulturinitiativen aus Rödermark das Ober-Röder Original, vom dem kaum jemand weiß, dass er Georg Sieber hieß. Das Alternative Zentrum (AZ) und Theatermacher Oliver Nedelmann widmen ihn ein Stück und eine Fotoausstellung.

Rödermark – Der im September 2018 im Alter von 70 Jahren gestorbene Joe war das, was wir etwas verschämt ein „Original“ nennen. Joe schob lange beim Toom-Markt in Dietzenbach die Einkaufswagen zusammen, Joe stand bei fast jedem Konzert in der Gegend neben der Bühne und spielte Luftgitarre, Joe liebte es, auf Baustellen mitzuarbeiten, und Joe trug immer Perücken. „Der Typ mit den komischen Haaren“ nannten ihn die Rodgau Monotones. Er sei ein ganz besonderer Popstar, heißt es in ihrem Lied, das den Zuhörern nach Joes Tod einen dicken Kloß in den Hals gedrückt hat. Denn wenn die Monotones singen „Hundertmal ham sie hinter deinem Rücken gelacht und dir dann gönnerhaft ein Bier ausgegeben“, fühlte sich mancher Festzeltbesucher ertappt.

Das AZ hatte Oliver Nedelmann Ende vorigen Jahres angestoßen, ein Theaterstück über ihn zu schreiben und zu spielen. Mit gehöriger Corona-Verspätung ist es jetzt soweit. Am Freitag, 18. Juni, soll „Joe“ Premiere feiern.

Doch schon vorher gibt“s im Hof des Nedelmann-Theaters in Urberach (und später auch in Ober-Roden) eine Open-Air-Ausstellung, die an den stadtbekannten Mann mit der schwarzen Perücke erinnert. Der Klingenberger Fotograf Thomas Klewar war während seiner Studentenzeit zwei Jahre lang Joes Betreuer und tauchte so in die Erlebniswelt seines Schützlings ein. Klewars Bilder strahlen Nähe und Authentizität aus und führen uns den Alltag mit Joe vor Augen.

Die Bilder müssen gedruckt werden, der Foto-Künstler möchte ein kleines Honorar, und das Alternative Zentrum sammelt Spenden dafür. Die Kontoverbindung lautet: IBAN: DE25 5019 0000 0001 9242 57 BIC: FFVBDEFF bei der Vereinigten Volksbank Maingau. Auf Wunsch bekommt man eine Spendenquittung.  (Michael Löw)

Termine

Nach der „Joe“-Premiere am 18. Juni sind weitere Vorstellungen geplant; 25. Juni; 26. Juni, 3. Juli, 4. Juli, 10. Juli, 11. Juli, 26. Juli, 6. August, 14. August, 15. August, 28. August (alle im Hof des Theaters) sowie am 16. Juli im „Dinjerhof“, Pfarrgasse 7-9. Karten müssen reserviert werden.

Hier geht es zum vollständigen Artikel:
https://www.op-online.de/region/roedermark/joe-bleibt-im-theater-lebendig-90659819.html


Aus der Offenbach Post vom 7.11.2018:

Georg Sieber tot

Rödermark verliert ein Original

Ober-Roden – Rödermark und seine Nachbarstädte sind um ein Original ärmer. Joe – unter seinem bürgerlichen Namen Georg Sieber kannten ihn nur die engsten Angehörigen – ist tot.

Der Mann mit der Jogi-Löw-Frisur starb am Sonntag im Alter von 70 Jahren. Er wird am Montag, 10. September, um 13.30 Uhr auf dem Ober-Röder Friedhof beigesetzt.

Es gibt kaum ein Konzert in Ober-Roden und Urberach, bei dem Joe nicht vor oder auf der Bühne stand und seine Spielzeuggitarre zupfte oder Luftgitarre spielte. Die „Rodgau Monotones“ haben ihm das Lied „Joe, ey Joe“ gewidmet. Er sei ein ganz besonderer Popstar, heißt es im Text, der den Zuhörern nach Joes Tod einen dicken Kloß in den Hals drücken dürfte. Denn wenn die „Monotones“ singen „Hundertmal ham sie hinter deinem Rücken gelacht und dir dann gönnerhaft ein Bier ausgegeben“, fühlt sich mancher Festzeltbesucher ertappt.

Joe’s Anderssein wurde von vielen belächelt. Bei anderen kam ein mulmiges Gefühl auf, wenn er sie ansprach und zutextete, wie eine Leserin gestern uns gegenüber zugab.

In Dietzenbach hieß Georg Sieber nur der „Toommarkt-Joe“, weil er auf dem Parkplatz die Einkaufswagen zusammenschob. Joe lebte Anfang der 2000er Jahre einige Zeit in der Nachbarstadt, nachdem das Haus in der Glockengasse, in dem er wohnte, während einer Silvesternacht völlig ausbrannte. Eine Rakete hatte den Großbrand ausgelöst. Der Verlust war eine von vielen Prüfungen, die Joe während seines Lebens bestehen musste. (lö)

Quelle:
https://offenbachrockt.jimdo.com/bandlexikon/s/sieber-georg/


Vom Kultursommer Rödermark:

Joe

Ein Stück aus dem Himmel
von Oliver Nedelmann

Joe war das, was wir etwas verschämt „Original“ nennen. Joe schob lange beim Toom-Markt in Dietzenbach die Einkaufswagen zusammen, Joe stand bei fast jedem Konzert in der Gegend neben der Bühne und spielte Luftgitarre, Joe liebte es, auf Baustellen mitzuarbeiten, und Joe trug immer Perücken. „Der Typ mit den komischen Haaren“ nannten ihn die Rodgau Monotones.
Vielleicht lächelte man über ihn, man war auch mal genervt, wenn er einen zutextete, aber er war trotzdem überall gerne gesehen, bekam sein Bier oder Kaffee, und man ließ ihn sein. Joe starb 2018, er wurde 70 Jahre alt.
Das Alternative Zentrum Rödermark hat Oliver Nedelmann angestoßen, ein Theaterstück über ihn zu schreiben – und zu spielen. Mit gehöriger Corona-Verspätung ist es jetzt soweit: im Juni wird es –hoffentlich- Premiere feiern.
Das Theaterstück „Joe“ wird ein Volksstück sein. Ein Volkstück, weil es vom Volk erzählt, von den kleinen Leuten, von denen, die sonst in offiziellen Reden und Gedenkschriften außen vor bleiben. Und es wird ein Volkstück sein, weil einer aus dem Volk erzählt, einer der Antworten gibt auf Fragen, die niemand gestellt hat, und Dinge fragt, auf die es keine Antworten gibt.

Preis: 18€ / 12€ ermäßigt (Schüler, Studenten, Arbeitslose)

weitere Informationen unter www.theater-und-nedelmann.de
Kartenkauf: hier oder telefonisch unter 06074 4827616

Quelle:
https://xn--kultursommer-rdermark-uec.de/events/joe-ein-stueck-aus-dem-himmel-734-999-710-865/

Ein Gedanke zu „Sieber, Georg (Joe)“

  1. Joe war mein Bester Freund und er war für mich wie mein älterer Bruder. Wir haben uns 20 Jahre jeden Tag gesehen. Keiner war so ehrlich zu mir wie Joe.
    Wir sind beide gebürtige Frankfurter. Vielleicht haben wir uns deshalb so gut verstanden. Er war 1948 in Frankfurt Schwanheim in der Goldstein Siedlung geboren worden. In Sachsenhausen ist er als Kind zur Schule gegangen. Er hat mir so viel erzählt. Von seiner Tante Resi aus Wiesbaden und noch vieles mehr. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an Joe denke. Er ist immer bei mir – in meinem Herzen.
    Jetzt ist er im Himmel – da bin ich mir ganz sicher. Gott hab Dich selig lieber Joe!

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