Heusel, Uschi

Die Eltern von Uschi Heusel waren Sudetendeutsche die erst nach Waldacker flohen, und dann durch die Möglichkeit Land zu erwerben nach Steinberg zogen. 1956 kam Uschi Heusel in Dietzenbach auf die Welt.

In Dietzenbach besuchte Sie die alte Schule, die Dietrich-Bonhoeffer-Schule und die Ernst-Reuter-Schule. Nach der Realschule absolvierte sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau und arbeitete bis 1993 in ihrem Ausbildungsberuf.

Schon immer hatte Uschi Heusel eine Vorliebe für das Zeichnen. Als Kind ist sie dem Künstler Karl Heinz Wagner begegnet und Ihre Kunst präsentiert. Dieser wies sie freundlich aber bestimmt ab, dass ihre Fähigkeiten noch nicht ausreichend wären, für die Aufnahme in den Künstlerkreis. Erst viele Jahre später hat sie das Angebot bekommen, in den Künstlerkreis aufgenommen zu werden, was sie aber dankend abgelehnt hat. Zu Karl Heinz Wagner hat sie bis zu seinem Tod einen guten Kontakt gehabt.

Eine Kuriosität ist, dass sie mit ihrer älteren Schwester Doris den gleichen Nachnamen hat, obwohl beide verheiratet sind. Das lag daran, dass beide Ehepartner Brüder waren. Mittlerweile ist der Ehemann von Doris Heusel leider verstorben.

Die Entscheidung sich aus dem Berufsleben zurückzuziehen und sich der Kunst zu widmen, hat nur mit der Unterstützung des Ehemanns Klaus geklappt. Beide haben einen Sohn und drei Enkelkinder.

Die Figur der Ratte Ludwig entstand 1997. Jedes Mal wenn ein Enkelkind von Uschi Heusel auf die Welt kam, hat auch die Ratte Ludwig mit seiner Frau Gerda ein Kind bekommen: Karlheinz, Emma und Siggi.

Seit 1998 erscheint regelmäßig wöchentlich in der Tageszeitung Offenbach Post ein Cartoon der Ratte Ludwig.

Neben dem Zeichnen ist der Garten ein großes Hobby von Uschi Heusel, wo sie viel Zeit verbringt. Im Garten werden auch die Hühner gehalten, welche die Familie Heusel jeden Tag mit frischen Eiern versorgt.

Auswärts wird eher gegessen, da Frau Heusel gerne selber kocht. Ansonsten ist die Pizzeria Casa zum Steinberg die erste Wahl fürs Essen gehen.

Sie scheint in Dietzenbach vor allem, dass die Stadt von Wald umgeben ist. Ihr Wunsch ist es, dass die Stadt sauberer wird.

Mehr Informationen gibt es auf der Homepage von Uschi Heusel:
https://museum-of-modern-rat.de/

 

Bolling, Jo

Jo Bolling (* 19. Oktober 1941 in Bonn, Nordrhein-Westfalen) ist ein deutscher Schauspieler, der seit 1997 in Dietzenbach lebt.

In der Fernsehserie Lindenstraße spielte Jo Bolling die Rolle des Andy Zenker.


Aus der Offenbach Post vom 12.04.2014:

Theater mit Reiner Wagner und Jo Bolling

Sie haben nicht vergeblich gewartet

Dietzenbach –  Im Volksmund steht der Titel für langes und sinnloses Warten. Lange gewartet haben Reiner Wagner und Jo Bolling schon, bevor sie „Warten auf Godot“ nun auf die Bühne bringen. Sinnlos waren die Vorbereitungen auf das Samuel Beckett-Stück dagegen nicht. Von Barbara Scholze

Haben doch der Lindenstraßen-Star und der Dietzenbacher Theater-Lokalmatador ihre Idee zum großen Schauspiel langsam reifen lassen. „In der nächsten Woche beginnen die Proben“, kündigen die beiden ihre neue Kooperation an. Zunächst sind zehn Aufführungen ab September geplant.

Es war nur eine kurze Begegnung vor vielen Jahren im Baumarkt, die Wagner und Bolling zusammenbrachte. „Ich habe Jo gesehen, erkannt und angesprochen, wir haben uns auf Anhieb verstanden“, berichtet Reiner Wagner. Seit 17 Jahren lebt Jo Bolling in Dietzenbach. Bekannt geworden ist der gebürtige Bonner durch seine Rolle als Taxifahrer Andy Zenker, für die er seit 1990 im Dauerbrenner „Lindenstraße“ vor der Kamera steht. Zurückblicken kann er aber auch auf viele weitere Filmauftritte und vor allem eine intensive Bühnenerfahrung. Beeindruckt hat er unter anderem als „McMurphy“ in dem Stück „Einer flog über das Kuckucksnest“. „Ich komme vom Theater, und inzwischen zieht es mich da auch wieder hin“, erzählt er.

Die Regie für einen Klassiker wie „Godot“ zu übernehmen sei nicht nur angesichts des Spielortes in Wagners Theater „Schöne Aussichten“ am Harmonieplatz eine Herausforderung. Auf Linie bringen müsse er auch ein bunt zusammengewürfeltes Team mit unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen. „Alle sollten sich während der Leseproben erst einmal beschnuppern können, später wird es sicher manchmal auch hart.“

Ernsthafter Stoff am Anfang

Neben Reiner Wagner werden die Frankfurter Schauspieler Tim Grothe und Christoph Stein in „Warten auf Godot“ spielen. Mitglied des Ensembles ist ebenso der Dietzenbacher Karl-Heinz Lehr, bekannt durch seine Auftritte im Theater der Christuskirche. „Ich habe alle schon auf der Bühne gesehen und freue mich auf die Zusammenarbeit“, sagt Bolling. Die nächsten Monate würden zu einem Lernprozess für die Schauspieler: „Aber sie werden stark davon profitieren können“. Grund genug für Theatermacher Wagner, sich innerlich vorzubereiten: „Ich habe großen Respekt vor der Arbeit mit Jo.“

Dass ein ernsthafter Stoff wie der absurde Zweiakter mit seiner kargen Sprache und Handlung am Anfang der Theater-Kooperation steht, ist durchaus beabsichtigt. Die Zusammenarbeit von Wagner und Bolling soll kein Solo-Stück bleiben, sondern ist auf Künftiges ausgelegt. Bereits jetzt besprechen die beiden Bühnenwerke, die als nächstes infrage kommen. „Ich möchte mich mit guten Stoffen längerfristig engagieren“, verrät Jo Bolling.

Dabei müssen seine Fans keine Angst haben: Der Lindenstraße wird der beliebte Schauspieler erhalten bleiben. Doch es sei reizvoll, vor den Toren der Metropole Frankfurt Kultur zu etablieren. Der Bühne des Theaters „Schöne Aussichten“ soll ein Mix aus ernsthaften Stücken und gutem Boulevard Glanz verleihen. „Das fängt vielleicht manchen ein, der bisher nur in den Nachbarstädten die Theater besucht“, hofft der Lindenstraßen-Schauspieler. Zunächst sei es wichtig, mit Godot den Beweis für gute Arbeit anzutreten. „Vielleicht werde ich dann irgendwann wieder selber auf der Bühne stehen.“ Auch der Dietzenbacher Wirbelwind Reiner Wagner hat seine Terminkalender dementsprechend gestrafft. „Die Filmerei wird weiter ein Standbein bleiben, Theaterengagements außerhalb fallen aber weg, weil ich mich wieder stärker an Dietzenbach binden möchte“, betont er. Nach einem Jahr am Standort Harmonieplatz zieht er positive Bilanz. „Es hätte mir nichts Besseres passieren können.“

Hier geht es zum gesamten Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/haben-nicht-vergeblich-gewartet-3477807.html


Jo Boll im Dietzenbach Magazin:

„Deutschland habe ich durch, da kenne ich fast jede Stadt.“ Seinem Wohnort Dietzenbach bleibt Jo Bolling aber seit 18 Jahren treu. Hier lebt seine Familie, hier kann er das Miteinander mit seinen Kindern genießen. Nicht nur dass der bekannte Schauspieler durch seine langjährige Rolle als Taxifahrer Andy Zenker für die Kult-Serie „Lindenstraße“ oft genug Richtung Drehort Köln unterwegs war. Der Darsteller hat auch ansonsten in seinem Künstlerleben quer durch die Lande reichlich Film- und Theatererfahrung gesammelt. Etwa in einer seiner beeindruckendsten Rollen, als „McMurphy“ in dem Bühnen-Klassiker „Einer flog über das Kuckucksnest“. Ebenso hat er an verschiedenen Orten Theater geleitet und Stücke inszeniert.
So führten den geborenen Bonner seine Engagements unter anderem von Dortmund über das Schweizer Tourneetheater und das Theater in Bremen zum Renaissancetheater nach Berlin. In der Hauptstadt hat er auch 20 Jahre lang gelebt. „Nun ja, das ist atmosphärisch vielleicht nicht mit Dietzenbach vergleichbar“, scherzt Bolling. Aufgrund der Dreharbeiten zur Lindenstraße sei er dann nach Köln gezogen und anschließend wegen der Familie nach Dietzenbach.

„Meine Tochter und meine Zwillingssöhne sind hier geboren und aufgewachsen und mit Dietzenbach verbunden“, erzählt der Schauspieler. Inzwischen habe er einen kleinen Enkelsohn im Alter von drei Jahren, „den würde ich nur sehr ungern verlassen“. Nach all den Jahren habe er viele Kontakte in der Kreisstadt. „Ich betrachte Dietzenbach als gute Basis für das, was noch kommt“, stellt er fest. Denn da steht nicht nur beruflich, sondern auch privat einiges auf dem Plan. So wird Jo Bolling im kommenden Jahr eine ganz andere kreative Seite zeigen und seine Bilder in der Ratsstube ausstellen. Nach dem Ende der Lindenstraßen-Serie lockt nun auch wieder das Theater, der Darsteller hat bereits einen Tournee-Vertrag unterschrieben.
Einfallsreich wie er ist, wird Jo Bolling sicher auch weitere Ideen samt seinem Netzwerk in das kulturelle Leben der Kreisstadt einbringen. Wenn er denn Zeit hat! Auf Sponsoren kann er dabei auf jeden Fall setzen, Spielpläne hat er vorausschauend auch schon entwickelt.

Hier geht es zum gesamten Artikel:
https://www.dietzenbach-magazin.de/jo-bolling

Kraft, Johannes

  • Jahrgang 1922
  • stammt aus Riebelsdorf im Schwalm-Eder-Kreis
  • 1983 Mitbegründer „Dietzenbacher Künstlerkreis“

Nach Tätigkeiten in der Landwirtschaft, im Straßenbau sowie als Flugzeugmonteur konnte er erst nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im Jahre 1947 ein drei- jähriges Studium an der Staatlichen Schule für Handwerk und Kunst in Kassel bei
Professor Niemann und Georg Paul Heyduck aufnehmen.

Während seiner Tätigkeit als Technischer Zeichner der Stadt Frankfurt besuchte Kraft Abendkurse an der Städelschule bei Walter Hergenhahn. Erst seit er im Ruhestand in Dietzenbach lebt, widmet er sich ausschließlich der Malerei. Angeregt von den Modernen, vor allem von Otto Dix, versucht er, die Probleme unserer Zeit umzusetzen.

Eppmann, Günther

  • 1931 in Berlin geboren
  • Studium an der Hochschule für bildende Künste Berlin
  • 1964 selbständig als freier Graphiker und Maler
  • Seit 1968 in Dietzenbach lebend und arbeitend
  • 1983 Mitbegründer „Dietzenbacher Künstlerkreis“

Das disziplinierte Arbeiten, das er als Gebrauchsgraphiker (spezialisiert auf Verpackungsdesign) in Industrie und Werbeagenturen seit 1955 kennengelernt hatte, behielt er im eigenen Atelier bei.

Eppmann mag das Spontane, Lebendige, das er vor allem in seinen Aquarellbildern festhält, von denen er etwa 200 pro Jahr malt. Er fühlt sich vom Wasser magisch angezogen. Am liebsten malt er Städte am Fluß, deren Architektur sich dann auf seinen Bildern im Wasser widerspiegelt: z. B. Frankfurt, Mainz, Prag, Heidelberg oder Cordoba am Guadalquivir und manchmal auch den Angelweiher von Dietzenbach.

Vorbilder für Günther Eppmann sind Emil Nolde wegen seiner Blumen- und Oskar Kokoschka wegen seiner Städtebilder.

Eppmann, ebenfalls Träger internationaler Preise, hatte bereits zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. An der Volkshochschule Dietzenbach lehrt er seit 1984 Zeichnen, Malen und Kalligraphie. Ständige Ausstellungen zeigt der Künstler in Norwegen und in einigen deutschen Galerien.

Kvesic, Valentina

Berühmt wurde Valentina Kvesic 2001 gemeinsam mit Benno Flaig als Hessentagpaar von Dietzenbach.

Valentina Kvesic, 1979 in Split geboren, wuchs in Kroatien und Deutschland auf. Sie studierte Dipl.-Pädagogik und Psychoanalyse in Frankfurt/Main. Ihrer Leidenschaft für Kunst, insbesondere der abstrakten Acrylmalerei, geht sie seit bereits über 25 Jahren nach. Parallel dazu arbeitet Valentina als HR Managerin in einem internationalen Konzern.

Künstlerischer Lebenslauf
Bereits in ihrer Jugend entdeckte Valentina die bildende Kunst für sich. Der Beschäftigung mit unterschiedlichen Techniken und Texturen folgte eine intensive Auseinandersetzung mit Acryl auf Leinwand – unter anderen bei Helmut Jahn und am Frankfurter Städel. In Acrylmalerei fand sie schließlich die Technik, die ihr die Entwicklung ihrer eigenen Form- und Farbsprache ermöglichte und mit der sie sich am besten ausdrücken kann.

Sie experimentiert gerne, mischt unterschiedliche Techniken, nutzt dabei verschiedene Materialien und kommt so zu außergewöhnlichen Ergebnissen. Mit Gespür für Dramaturgie und Farbkomposition sowie sicherem Handwerk komponiert sie Bilder, die erlauben, die Phantasie reisen und eigene Interpretationen entstehen zu lassen.

Ausstellungen
Valentinas Arbeiten waren in mittlerweile über 40 Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen zu sehen, u.a. in Frankfurt, München, Bad Homburg, Neu-Isenburg, Obertshausen, Kelkheim-Ruppertshain, Seligenstadt, Hofheim im Taunus, Heusenstamm, Darmstadt und Homberg (Efze). An der ARTig in Dietzenbach nimmt sie nun zum 12. Mal in Folge teil.


Offenbach Post vom 18.05.2018:

Ewig mit dem Hessentag verbunden

Dietzenbach –  Der Hessentag steht wieder vor der Tür – in diesem Jahr in Korbach. Das Hessentagspaar gehört dabei zur festen Tradition. Valentina Kvesic war eine Hälfte des Dietzenbacher Hessentagspaares vor 17 Jahren. Von Patrick Eickhoff

Die Veranstaltungswoche brachte sowohl für die Stadt als auch für sie einige Veränderungen mit sich. Wenn der Hessentag in einer Stadt einkehrt, dann herrscht eine Woche Ausnahmezustand. Konzerte, Aktionen und unzählige Menschen von außerhalb kehren in der jeweiligen Stadt ein. 2001, vor 17 Jahren, war es in der Kreisstadt soweit.

Zur festen Tradition der Veranstaltungswoche gehört das Hessentagspaar, das eine repräsentative Funktion einnimmt. Valentina Kvesic und Benno Flaig waren das in Dietzenbach. „Das Amt und auch der Tag sind bis heute fest mit mir verbunden“, sagt Kvesic.

Sie haben sich damals gemeinsam beworben. „Wir mussten zum Casting und wurden interviewt“, erinnert sich Kvesic. „Doch die größte Herausforderung war die Aufgabe, einen Vortrag über Dietzenbach auf Hessisch zu halten.“ Die 38-Jährige kam erst mit zehn Jahren aus Kroatien nach Deutschland. „Ich musste ja erst einmal Deutsch lernen, da ist Hessisch natürlich deutlich schwieriger.“ Doch beide meisterten die Aufgabe. „Es klingelte das Telefon, und wir sollten ins Bürgerhaus kommen.“ Am nächsten Tag waren beide in sämtlichen Printmedien abgedruckt, das Fernsehen fragte an, es gab Postkarten und sogar kleine Figuren von den beiden. „Meine Eltern waren stolz wie Oskar, sie haben all die Sachen aufgehoben.“

Für die beiden Repräsentanten begann mit der Wahl eine spannende Zeit, aber auch die Kreisstadt war im Wandel. Der Aussichtsturm auf dem Wingertsberg wurde gebaut, die Erweiterung des Heimatmuseums, Geschichtspfad und Balanciermeile eröffnet. Die Stadt zeigte sich von der besten Seite. „Das Schöne daran ist, dass an dieser Woche alle Vereine und Kulturen gemeinsam arbeiten und für ein gelungenes Fest sorgen.“ Diesen Punkt hebt sie besonders hervor. „Das hat einen sehr integrativen Charakter.“ Kvesic erinnert sich an die Dekoration: „Die Offenbacher Straße war voll mit Wimpeln und kleinen Fahnen, am Hessentagspark waren Stände aufgebaut, und oben am Waldstadion waren die Konzerte.“

Und wenn sie an die Musiker denkt, muss sie gar nicht lange überlegen: „Ich weiß noch genau, dass Pur damals aufgetreten ist.“ Die Band feierte damals 20 Jahre Bühnenerfahrung. So richtig feiern konnten beide ihren Hessentag aber nicht. „Wir sind mehr oder weniger von Termin zu Termin gefahren und hatten nur ab und zur mal Zeit, über das Gelände zu schlendern.“ Da die verschiedenen Höhepunkte des Festes quer in der Stadt verstreut waren, gab es einen Fahrdienst. „Aber wir haben damals auch Inline-Skates bekommen, mit denen wir unterwegs waren – das sah in der Tracht dann auch lustig aus“, sagt sie und lacht.

Kürzlich kamen die Hessentagspaare in Gelnhausen zusammen. Sie haben sich mittlerweile in einem Verein organisiert. „Wir treffen uns zweimal im Jahr, und jeder zieht seine Tracht an.“ Kvesic hat sich ihre nachschneidern lassen, denn das Original wurde damals ans Heimatmuseum übergeben. „Als ich das letzte Mal danach sehen wollte, konnte mir allerdings niemand sagen, wo genau sie jetzt ist – das finde ich schade.“ Doch die Tradition und der Tag sind seitdem fester Bestandteil ihres Lebens und ihrer Familie. „Meine Eltern haben seitdem keinen Hessentag mehr verpasst“, sagt sie und fügt an: „Ich werde auch heute noch angesprochen.“

Das letzte Mal ist ihr das auf der Dietzenbacher Kunstausstellung „Artig“ passiert. Denn Kunst ist die Leidenschaft der 38-Jährigen. „Im Bürgerhaus wurde ich dann sofort auf den Hessentag angesprochen – das ist so lange her, und die Leute erkennen mich immer noch“, staunt sie. Ihre erste eigene Ausstellung fand damals nach dem Hessentag statt. „Die Leute haben mir die Bude eingerannt“, erinnert sie sich. „Der Name war wohl einfach noch präsent.“

Die Wahl zur „Hessentagsprinzessin“ habe sie auch persönlich weitergebracht, erläutert sie. „Ich kann heute viel freier vor Gruppen treten und sprechen.“ Kein Wunder, denn schließlich war sie damals 21 Jahre jung. „Damit hat sich nicht nur die Stadt, sondern auch ich habe mich persönlich weiter entwickelt.“ Doch auch das Image der Stadt hat sich verbessert. „Viele Leute sind in die Stadt gekommen, die vorher wahrscheinlich immer nur von den negativen Seiten gehört haben“, sagt sie. Besonders freut es sie, überhaupt die Chance gehabt zu haben, ein Teil des Paares zu werden. „Die Wahrscheinlichkeit, dass der Tag in die eigene Stadt kommt und man im perfekten Alter dafür ist, ist sehr gering“, sagt sie. „Das war so eine schöne Erfahrung, hätte ich die Chance, ich würde mich glatt wieder bewerben.“

Hier geht es zum vollständigen Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/ewig-hessentag-verbunden-9878769.html


Homepage von Valentina Kvesic:
www.valentina-kvesic.com

Hier geht es zur Homepage der Hessentagspaare:
www.hessentagspaare.de

Erhart, Harro


  • 1939 in Frankfurt am Main geboren
  • 1959 – 1961 Steinmetzlehre
  • 1961 – 1967 Studium der Bilderhauerei an der Städelschule in Frankfurt
  • 1965 Meisterschüler bei Professor Mettel
  • seit 1967 als Bildhauer selbständig
  • 1964 – 1970 verschiedene Reisen in Europa, Türkei, Iran, Lateinamerika und Westafrika
  • seit 1964 Beteiligung an Wettbewerben und Ausstellungen
    Öffentliche Arbeiten in Frankfurt-Nordweststadt, Kreuzweg in der kath. Kirche 1964; evang. Kirche Neu Isenburger 1967/68; Denkmal für W. Schücking, Kassel 1976
  • seit 1976 Mitarbeit in der Zeitschrift „tendenzen“
  • 1976 Austellung „Progressive Kunst der BRD“ in Karl-Marx-Stadt, Berlin (DDR) und Weimar. Andere Austellungen in Bremen, Lohr/M. (IGM-Bildungsstätte), Dietzenbach
    Mitglied des FBK, Frankfurt
  • lebt in Dietzenbach

Aus der Offenbach Post vom 31.07.2020:

Zwischen Proletariern und Wölfen
Künstler Harro Erhart sortiert sein Lebenswerk und arbeitet an einer Skulptur für den Friedhof in Dietzenbach

Ein Leben für die Kunst. Anders kann der Werdegang von Harro Erhart gar nicht überschrieben sein. Doch Kunst bedeutet für den ehemaligen Städel-Meisterschüler nicht bloß die Freude, die er Menschen mit seinen Werken machen möchte. Kunst, seine Kunst, hat viele Metaebenen: „Sie ist immer politischer Ausdruck“, mystisch, naturverbunden, in seinem Frühwerk auch religiös – obwohl Erhart sich als Atheist bezeichnet. Aber sie ist vor allem: menschlich.

Dietzenbach – Erhart steht in seinem Garten – weißes Haar, von Handarbeit gezeichnete Hände, tiefe Furchen in der Stirn – hebt einen Krönel mit beiden Händen an und schlägt damit immer wieder auf eine Skulptur ein. Der Krönel wiegt viel, es fällt dem 81-Jährigen sichtlich schwer, sein Werk zu verfeinern. Die harte körperliche Arbeit ist eine Herausforderung. Einen rechtwinkligen Würfel aus Vogelsberger Lavastein hat er nun so weit bearbeitet, dass er keine Ecken mehr hat, „denn Geraden, Winkel und Ecken gibt es in der Natur nicht, nur im Kopf des Menschen“, meint Erhart. Nicht nur seine vielschichtigen Werke regen zum Nachdenken an. Er kann auch mit Worten: „Der Kapitalismus zerstört alles, was ihm nicht zur Ausbeutung dient“, sagt er ganz klar heraus. Er habe auch nie eine Uniform tragen wollen. „Ich bin Pazifist und Antikapitalist.“ Das zieht sich auch durch sein Lebenswerk. Proletarier aus Ton zieren etwa den Eingang zu seinem kleinen Haus. Seine Kunst zeigt die einfachen Menschen.

Erhart bearbeitet weiter den Stein. Der wirkt dynamisch, „ein Wellenlauf nach links“. Das Werk hat der in Frankfurt Geborene, der auf ein lebenslanges soziales Engagement zurückblickt, in den 1980er Jahren über drei Sommer lang mit Patienten in einer Offenbacher Psychiatrie als Beschäftigungstherapie begonnen, aber nie fertiggestellt. Nun hat er das Werk in seinem Garten so gut wie vollendet. Den „Fischstein“, so der Name der Skulptur, möchte er der „Arbeitsgemeinschaft der Religionen in Dietzenbach“ für den Garten der Religionen auf dem Friedhof schenken. Das wäre Erharts erste Skulptur im öffentlichen Raum in Dietzenbach. Ungewöhnlich für einen Künstler, der schon seit 1969 dort lebt und der etwa die Frankfurter Matthias-, die Neu-Isenburger Johannes- oder die Groß-Gerauer Versöhnungskirche mitgestaltet hat. Und der einige Techniken wie die Aufbaukeramik zu seinen Geistesblitzen zählen kann.

Zur Kreisstadt und speziell zum Garten der Religionen passt die Skulptur allzu gut. Nicht nur, weil der Fisch ein in nahezu allen Weltanschauungen bedeutendes Symbol ist, sondern auch, weil die Geschichte, die Erhart dazu angeregt hat, um den Globus führt. „Sockeyes“, Lachse, die im Kamtschatka River geboren werden, dann in den Pazifik schwimmen und in ihrem Leben „dreimal um die Erde ziehen“, bevor sie zum Sterben wieder in ihr Geburtsgewässer zurückkehren, haben Erhart inspiriert, zum dynamischen „Immer weiter“, zu den „Wellen des Lebens“.

Auch wenn Erhart beim Verfeinern seiner Skulptur angesichts des schweren Krönels langsam müde wird, die Geschichte der Sockeyes sprudelt nur so aus ihm heraus, als hätte er die Lachse ein Leben lang begleitet – von Kamtschatka bis Feuerland, von Australien bis zur Beringstraße. Erhart wohnt zwar in Dietzenbach, ist aber auf der ganzen Welt zuhause.

Bereits in den 1960er Jahren hat sich Erhart einen Namen bei verschiedenen Wettbewerben und Ausstellungen und bei der Gestaltung von Kirchen und Plätzen gemacht. Mit seiner „Galerie der Begegnung“ ist er in der längst vergangenen Sowjetunion, in Venezuela oder in Mexiko gewesen. „Ich habe unglaublich viele Menschen kennengelernt.“

Erhart legt den schweren Krönel ab, atmet tief durch und bittet ins Haus. An den Wänden: unzählige Porträts und Akte, Fotografien und Skulpturen, Szenen aus der griechischen oder chilenischen Mythologie – und immer wieder der Proletarier. Der Ausdruck der Menschen in seinen Werken lässt einen nicht los.

Aus einer Schachtel zieht er Plastiktütchen mit Ton hervor, „Farben aus der Erde“, die er sich von überall her mitgebracht hat und als Farbstoff nutzt. Das gibt seinen Werken – und davon gibt es Tausende – eine einzigartige Wärme. Erhart legt die Tütchen zur Seite und greift einen Stapel mit Zeichnungen. Die wolle er alle mal sortieren, sagt er, „dass das, worauf es ankommt, auch erhalten bleibt“.

Darunter fallen auch Erharts wohl meistbeachtete Zeichnungen, die der Wölfe Akbara und Taschtschajnar im gesellschaftskritischen Roman „Der Richtplatz“, die literarische Ouvertüre zur Perestroika des kirgisischen Schriftstellers Tschingis Aitmatow. Und obwohl die Sprachbarriere den Schriftsteller und den Zeichner trennte, waren sie künstlerisch und menschlich bis zum Tod Aitmatows 2008 eng verbunden. Aitmatow, dessen Liebesgeschichte „Dschamilja“ zur Pflichtlektüre in DDR-Schulen gehörte, sagte einst anerkennend über Erhart: „In seiner Auffassung habe ich wiedererkannt, was ich mir tatsächlich vorstellte, nämlich die Synthese von Glaubwürdigkeit und Mythos. Er hat die Philosophie meiner Werke erfasst.“

Erhart geht zurück zum Fischstein und richtet die Aufmerksamkeit auf ein Lavasteingebilde daneben. „Das Paar in der Trennung“ heißt es, auch dieses könne er sich vorstellen, für den öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen. Für die Menschen. (Von Ronny Paul)

Hier geht es zum gesamten Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/zwischen-proletariern-und-woelfen-90015381.html


Aus der Offenbach Post vom 10.10.2020:

Dietzenbacher Stadtgeschichte in Bronze
Dietzenbach: Harro Erhard stellt in der Ratsstube aus und arbeitet dafür an neuen Werken

Harro Erhart hat aktuell die Qual der Wahl. Aus seinem umfassenden Katalog gilt es, 40 Werke auszusuchen, die Anfang kommenden Jahres in der Ratsstube ausgestellt werden sollen.

Dietzenbach – Der ehemalige Städel-Meisterschüler plant eine Gesamtwerkschau mitsamt Kompositionen eigens für den Ausstellungsraum. Für den 81-Jährigen, der bereits rund um den Globus seine Kunstwerke präsentiert hat, wird es ein „besonderes Ereignis“, wie er sagt. Seine erste große öffentliche Ausstellung in Dietzenbach, in der Stadt, in der er seit 1969 lebt. Unterstützung bekommt er dabei von einem alten Bekannten. Wirtschaftsratmitglied Norbert Kern unterstützt Erhart bei der Ausstellung. Die beiden kennen sich schon lange, haben als Jugendliche gemeinsam Handball gespielt. „Die Ausstellung in der Ratsstube soll einen guten Überblick geben, was wir für einen guten Künstler in der Stadt haben“, betont Kern, „Mit allen Themen, mit denen ich mich beschäftigt habe“, ergänzt Erhart, „unter anderem Reisebilder, Akte, Skulpturen, Proletarierfiguren und Literaturillustrationen “.

Kern hat Andrea und Heinz Robens von der Ratsstube angesprochen, ob sie eine Ausstellung für Erhart organisieren können. Robens habe zunächst eingewandt, dass er mit Ausstellungen bis Ende 2023 grundsätzlich ausgebucht sei. Robens habe aber gesagt; „Ich möchte mir die Werke von Harro Erhart erst mal anschauen.“ Die Entscheidung fiel dann schnell: „Als ich die Werke gesehen habe, war es keine Frage, dass wir ihm so zeitnah wie möglich eine Ausstellungsmöglichkeit geben“, erzählt Heinz Robens weiter. „Harro Erhart hat sein Leben lang von der Kunst gelebt, auch für uns ist das eine besondere Ausstellung“, sagt Robens, der bereits auf acht Ausstellungen in der Ratsstube zurückblicken kann.

Jüngst haben sich Norbert Kern, Heinz Robens und der Kunstgießer Fritz Georg Rincker bei Harro Erhart getroffen und über Skulpturen unterhalten, die eine besondere Bedeutung für die Kreisstadt haben. Kern etwa lässt sich einen Abguss von Erharts „2 Männer am Knabenborn“ in Bronze gießen. Rincker, dessen Vater für Erhart schon vor rund 50 Jahren Werke für die Neu-Isenburger Johanniskirche vollendet hat, erläutert dem Trio die aufwendige Prozedur, die zudem relativ kostspielig ist. Kern wirbt bei dem Treffen dafür, dass in der Ratsstube ein „Stück Stadtgeschichte von einem renommierten Dietzenbacher Künstler ausgestellt wird“. Er möchte Erhart fördern, indem er zum Spenden für Kunstgüsse zweier seiner Skulpturen aufruft.

Zum einen geht es um Erharts „Herakles“, den er anlässlich einer öffentlichen Ausschreibung für das neue Dietzenbacher Rathaus Anfang der 1970er-Jahre angefertigt hat. „Bei der Ausschreibung war ich unterlegen“, sagt Erhart rückblickend. Seine Idee vom „starken Mann, der im Rathaus aufräumt,“ hat er dennoch nie verworfen, sie schlummerte weiter in seiner Werkstatt. Den Herakles würde Erhart gerne in Bronze gießen lassen, ebenso wie ein weiteres Stück Stadtgeschichte, eine mannshohe Skulptur eines Gaubatz-Jungen, der nahe der Frankfurter Straße gewohnt und den der damals ebenfalls noch junge Künstler Harro Erhart als Modell verewigt hat. „Warum nicht einen Dietzenbacher Jungen ins Rathaus stellen?“, fragt Kern und bricht eine weitere Lanze für Harro Erhart: „Er ist nicht einer, der in der VHS einen Kurs belegt hat, sondern ein akademisch ausgebildeter Künstler.“

Hier geht es zum vollständigen Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/dietzenbach-harro-erhard-stellt-in-der-ratsstube-aus-und-arbeitet-dafuer-an-neuen-werken-90065697.html


Aus der Offenbach Post vom 2.7.2021:
Das erste Mal in der „Heimatstadt“: Ex-Städel-Meisterschüler Harro Erhart präsentiert Kunst in Ratsstube

Es ist eine Retrospektive seines künstlerischen Lebens: 40 Bilder und drei Kleinkunst-Skulpturen wird Harro Erhart ab September für drei Monate in der Ratsstube ausstellen. Kaum zu glauben, aber es ist die erste öffentliche Schau des 82-Jährigen in Dietzenbach, seiner „Heimatstadt“, in der er bereits seit 1969 seinen Lebensmittelpunkt hat.

Dietzenbach – Die Kunst des ehemaligen Städel-Meisterschülers ist den meisten Dietzenbachern unbekannt. Das soll sich ändern, finden Norbert Kern und Heinz Robens. Kern, ehemaliges Wirtschaftsratmitglied, kennt Erhart seit der Jugend in Frankfurt und hält große Stücke auf ihn: „Dietzenbach kann stolz sein, so einen großen Künstler zu haben“, sagt Kern, der die Ausstellung initiiert hat. Robens, der die erfolgreiche Reihe „Kunst in der Ratsstube“ seit 2018 organisiert, ist ebenfalls angetan: „Ich war sofort begeistert von seinen Werken.“ Es habe ihm eine Riesenfreude gemacht, die Werke für die Ausstellung mitauszuwählen. „Die Bilder haben eine herausragende Qualität“, findet Robens.

Unter den in der Ratsstube ausgestellten Werken sind unter anderem Akte, Skulpturen, Proletarierfiguren, Literaturillustrationen und Reisebilder vom Weltenbummler. Erhart war mit seiner „Galerie der Begegnung“ etwa schon in der ehemaligen Sowjetunion, in Venezuela oder in Mexiko. Sein Fernweh hat ihn immer wieder auch an die entlegensten Orte der Welt gebracht, die ihn und seine Kunst maßgeblich beeinflusst haben, etwa nach Kamtschatka. Landrat Oliver Quilling, der sich freut, dass Kunst und Kultur im Kreis Offenbach wieder aufblühen und der die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen hat, sagt anerkennend: „Als außergewöhnlicher Künstler mit einer faszinierenden Schaffensgeschichte, die ihn durch die ganze Welt geführt hat, versteht Erhart es auf einzigartige Weise, mit seinen Werken zu begeistern.“

Johanneskirche in Neu-Isenburg beherbergt mehrere Kunstwerke
Aber man muss nicht unbedingt weit fahren, um das Schaffen des bekennenden Pazifisten bestaunen zu können. In der Johanneskirche in Neu-Isenburg etwa hat der ehemalige Städel-Meisterschüler neben einem großen Wandrelief zum Thema der biblischen Offenbarung nahezu die gesamte Inneneinrichtung, unter anderem den Altar, die Kanzel und den Taufstein, entworfen. Mitte der 1960er Jahre hatte Erhart den Wettbewerb zur Neugestaltung der Kirche gewonnen. „Es ist das größte Objekt meiner künstlerischen Arbeit geworden“, blickt der 82-Jährige zurück, der durch die Erfindung eines neuen technischen Verfahrens zum Betongießen zum Meisterschüler seines Ausbilders Professor Hans Mettel wurde. „Ich begann in Schalungskästen aus Holz die Negativformen für den Betonguss zu bearbeiten, sie wurden in den Rohbau eingesetzt und gegossen“, erläutert Erhart.

Entwurf entstand Mitte der 1970er Jahre
Und auch in Dietzenbach steht seit vergangenem Jahr ein Werk Erharts im öffentlichen Raum, der Fischstein im Garten der Religionen auf dem Friedhof. Dieser entstand bei Therapieprojekten mit Kunst, die Erhart in der Psychiatrischen Klinik am Stadtkrankenhaus Offenbach in den 1980er Jahren Angeboten hatte. Und es soll noch ein weiteres Werk im öffentlichen Raum hinzukommen: Kern schenkt der Stadt Dietzenbach Erharts Herakles-Statue, die im Eingangsbereich des Capitols aufgestellt werden soll. Diese hatte der gebürtige Frankfurter ursprünglich für den Wettbewerb „Kunst am Bau“ Mitte der 1970er Jahre entworfen. „Er sollte auf dem Europaplatz vom Rathaus wegschreiten in der stolzen und kraftvollen Haltung, dort mal aufgeräumt zu haben“, sagt Erhart. Den Wettbewerb gewonnen hatte damals allerdings Inge Hagner, deren Stahlplastik „Die vier Fraktionen“ auf der Grünachse vor dem Rathaus steht. Für Erhart hatte die Vergabe damals ein Geschmäckle: Hagner war die Tochter eines hochrangigen Mandatsträgers im Landkreis Offenbach, erinnert er sich.

Hier geht es zum gesamten Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/dietzenbach-das-erste-mal-in-der-heimatstadt-ex-staedel-meisterschueler-harro-erhart-praesentiert-kunst-in-ratsstube-90836687.html


Homepage von Harro Erhart:
http://harroerhart.de/

Wagner, Karl Heinz

Kurz-Vita

1925 geboren in Komotau / Sudetenland
                      Lehr- und Gesellenjahre bei den Kirchenmalern Brüder Hennlich
 nach der Vertreibung 1946 kam er nach Schwanebeck bei Halberstadt und über Offenbach/Main nach Dietzenbach
1947studierte er ein Semester bei dem Tiermaler Heinz Rammelt
1958/1959drei Semester an der Städelschule. Frankfurt/Main bei Walter Hergenhahn
1970-1984Dozent an der VHS in Dietzenbach
1978Kulturpreis des Kreises Offenbach/Main
1982-1988Erster Vorsitzender im Bund für freie und angewandte Kunst in Darmstadt
1985Kulturpreis der Stadt Dietzenbach und die Adalbert Stifter-Medaille der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Komotauer Ehrenbrief mit Ehrenzeichen
1986der Accademia d’Italia ‚Premio d’Italia‘
1988Förderpreis der Heussenstamm-Stiftung, Frankfurt/Main
1994Europa Kunstplakette in Gold des Europäischen Kulturpreises Baden-Baden
2000Ehrenmitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK), Frankfurt/Main
2003erhielt Karl Heinz Wagner die höchste Auszeichnung des Landes Hessen, den Landesbrief
2019Gestorben am 31.12.2019

Interview mit Karl Heinz Wagner

1. Hat sich Ihr Werdegang als Künstler schon in Ihrer Kindheit abgezeichnet? Wie kamen Sie zur Kunst?
Schon als kleines Kind habe ich angefangen zu malen und schon mit 14 Jahren habe ich meine ersten Bilder verkauft! Es gab unter anderem zwei Onkels in der Familie die auch Maler waren und die mich inspiriert haben.

2. Was möchten Sie in Ihrer Kunst vermitteln?
Hauptsächlich ging es mir um natürliche Aussagen, aber auch um Abstraktionen. Für mich sind eigentlich alle Kunstrichtungen interessant und mich haben immer alle Arten von Kunsttechniken interessiert. Meine Vielseitigkeit auf diesen Gebieten kann man sehr gut auf meiner Website www.galerie-wagner.de erkennen.

3. Wie definieren Sie selbst Kunst?
Alles in einer natürlichen oder auch abstrakten Form in eigener Darstellung umsetzen.

4. Gab es richtungsweisende Ereignisse im Laufe Ihrer künstlerischen Laufbahn an die Sie heute noch oft zurückdenken?
Meine Lehre bei den Kirchenmalern Brüder Hennlich, VHS bei dem Berliner Tiermaler Heinz Rammelt und im Frankfurter Städel bei Walter Hergenhahn.

5. Woraus ziehen Sie Anregungen für neue Werke und Ideen?
Aus Sicht der Natur und Fantasie. Und die Portraitmalerei war schon von Kindheit an, meine Lieblingsbeschäftigung.


Artikel aus der Frankfurter Rundschau vom 12.10.2016:

Die Galerie im Kuhstall

Die FR ist zu Besuch bei dem 91-jährigen Künstler Karl Heinz Wagner. Er macht aus einem Kuhstall in Dietzenbach eine Galerie.

Es ist ein langes Leben. Und es ist voller Bilder. In Karl Heinz Wagners Galerie in der Schäfergasse stehen sie auf dem Boden und auf Simsen, hängen an den Wänden: Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Lithografien, Collagen, Holzschnitte und, und, und. Der 91-jährige Künstler hat viel und gern experimentiert: „Ich habe alles gemacht“, sagt er. Neben den vielen Stadtansichten, die in der Galerie im einstigen Stall seines fast 300 Jahre alten Hauses zu sehen sind, gibt es auch abstrakte und surreal anmutende Bilder, Stillleben, Porträts. Expressionistische Holzschnitte aus den Nachkriegsjahren. Und das aller letzte Bild, das der Dietzenbacher vor einem Jahr gemalt hat: eine wilde Gewitterstimmung über der Stadt.

Nach einem Unfall, bei dem er sich die Hüfte gebrochen hat, und dem langen Reha-Prozess kann Wagner seine Kunst, die ihn seit der frühen Jugend im heutigen Tschechien begleitet hat, nicht mehr ausüben. Auf einem alten Foto, das der Künstler zeigt, ist er als 14-Jähriger an einer Staffelei zu sehen. Und weil er so gern zeichnete und malte, ging er bei einem Zimmermaler in seiner Heimat Komotau in Böhmen in die handwerkliche Lehre. Sein Handwerk hielt Wagner auch über Wasser, als er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ebenso wie seine Mutter und Geschwister ausgewiesen wurde.

Im sachsen-anhaltinischen Schwanebeck, wo die Familie hingebracht wurde, verdiente sich der junge Künstler dann auf kuriose Weise etwas hinzu: „Für einen Kunstmaler malte ich Bilder, die der dann unter seinem Namen verkaufte“, erinnert sich Wagner. „Mir war das egal, ich malte, was er sagte, und bekam pro Bild 100 Mark.“ Als er sich irgendwann selbst Pinsel und Farben leisten konnte, verkaufte er die ersten Bilder auf eigene Rechnung.

Städel-Abendschule besucht
In dem Harzstädtchen lernte Wagner auch seine spätere Frau Lilo kennen. 1947 heirateten die beiden. Sie blieben zusammen, bis Lilo Wagner vor neun Jahren starb. Ende der 1940er Jahre besuchte der Autodidakt einen ersten Zeichenkurs an einer Volkshochschule und fand Kontakt zu anderen Künstlern. 1950, der junge Maler war inzwischen Vater einer Tochter, fasste er den Entschluss, die DDR zu verlassen.

Beinahe von der Volkspolizei erwischt, gelang es ihm, nachts während eines Gewitters unbemerkt einen Grenzfluss zu überqueren. Mit Fahrrad und per Anhalter schlug er sich zu Verwandten durch, die in der Nähe von Marburg wohnten. Dort blieb die Familie – Wagner holte Frau und Kind nach – einige Jahre, bis ein Bekannter ihm ein Zimmer in Offenbach anbot, wo es bessere Arbeitsmöglichkeiten gab.

Wagner arbeitete dort wieder als Maler, besuchte aber auch die Städel-Abendschule in Frankfurt. Bei dem Beckmann-Schüler Walter Hergenhahn lernte er Aktzeichnen, Porträts und Stillleben. Später kamen Kurse für Lithografie und Radierung hinzu. Erste Ausstellungen folgten Anfang der 1960er Jahre. „Seither habe ich immer ausgestellt, im In- und Ausland“, sagt der Künstler.

Beruflich hatte sich Wagner verändert: Als Reklamemaler – „da lernte ich auch den Siebdruck kennen“ – und Offset-Drucker arbeitete er jetzt. In den zehn Jahren in Offenbach wurde er regional bekannt, „ich stand oft in der Zeitung, mein Chef war schon neidisch“. Im Flur der kleinen Wohnung – mittlerweile war auch sein zweites Kind, ein Sohn, geboren – stapelten sich indes die Bilder. Eine Lösung musste her.

Fachwerkhaus restauriert
Die fand Wagner in Dietzenbach: Das Fachwerkhaus in der Schäfergasse kaufte er 1964. „Es war in einem schlechten Zustand, ich musste es erst restaurieren“, erzählt er. 1965 wurde der einstige Kuhstall umgebaut und der Maler begann, dort Werke regionaler, aber auch internationaler Künstler auszustellen. In den Folgejahren war er in Vereinen aktiv, malte für Vereinsfeste, arbeitete im Geschichts- und Heimatverein mit, knüpfte Kontakte zu anderen Künstlern. 1983 schließlich gründete er mit drei anderen den Dietzenbacher Künstlerkreis. Das alles machte der rührige Mann nebenberuflich. „Scheinbar habe ich Tag und Nacht gearbeitet“, sagt der alte Herr fröhlich und ein bisschen erstaunt. „Ich hatte fast jeden Monat eine neue Ausstellung in meiner Galerie.“

Das umtriebige Leben forderte seinen Tribut: Nach zwei Herzinfarkten ging Wagner mit 60 Jahren in Rente. Fortan konnte er sich vollständig der Kunst widmen. Da hatte er sich aber längst einen Namen gemacht, Preise erhalten wie den Kulturpreis des Kreises Offenbach, den der Stadt Dietzenbach oder den Studienfahrtpreis der Stadt Frankfurt.

Heute kümmert er sich noch um seine umfangreiche Homepage, wo man einen Eindruck von seinen Werken gewinnen kann. Und wer neugierig ist, für den öffnet Wagner gern die Tür zu seiner Galerie im ehemaligen Kuhstall.

Hier geht es zum vollständigen Artikel:
https://www.fr.de/rhein-main/galerie-kuhstall-11074911.html


Aus der Offenbach Post vom 15.3.2013:

Ausstellung: Werk spiegelt seelischen Zustand

Dietzenbach –  Er hat sein Leben der Kunst gewidmet und mit seinen Werken im In- und Ausland Anerkennung gefunden. Der Maler und Bildhauer Karl Heinz Wagner zählt ohne Zweifel zu den großen Schöpfern der Stadt. Von Barbara Scholze

Bekannt sind vor allem seine Gemälde und Zeichnungen; neben Eindrücken seiner Auslandsreisen hat er manchen historischen Ort festgehalten und so der Nachwelt überliefert. Wenig gezeigt hat Wagner in den vergangenen Jahren seine grafischen Werke. Es sind vor allem frühe Darstellungen, die der 87-Jährige mithilfe von Holz- und Linolschnitten, Lithografien und anderen Drucktechniken angefertigt hat. Diesem künstlerischen Schaffen widmet das Museum für Heimatkunde und Geschichte (Darmstädter Straße 7 + 11) eine eigene Ausstellung, die bis 14. April zu sehen ist. Die Schau wird an diesem Freitag um 19 Uhr eröffnet.

Es sind zum großen Teil keine einfachen Bilder, die der Besucher bei dieser Ausstellungstour zu sehen bekommt. Nur wenige Drucke strahlen die Unbefangenheit aus, mit denen Wagner es ansonsten versteht, seine Umwelt auf Leinwand zu bannen. In die Arbeiten aus den 50er und 60er Jahren hat der Künstler Schweres gefasst. Wagner, 1925 in Komotau, Sudetenland, geboren, zählt zu den Vertriebenen und hat während des Zweiten Weltkrieges und in der Zeit danach Schreckliches erlebt.

„Meine Bilder sind Zeitzeugen“, sagt der Künstler. Dass die meisten Drucke in Schwarz-Weiß gehalten und auf alten Holzplatten entstanden sind, ist nicht nur der Materialknappheit nach dem Krieg geschuldet. Die düstere Atmosphäre unterstreicht die erschreckenden Motive. So zeigt eines der Bilder eine Szene auf dem Sportplatz seiner Heimatstadt Komotau im Jahr 1945: Menschen mit erhobenen Händen, auf dem Boden liegen Tote oder Verletzte, manche werden heftig geprügelt. „Auf Anordnung der Tschechen hatten sich dort etwa 8 000 Männer versammelt“, erinnert sich der Künstler. Gesucht wurden Angehörige der SS und sonstige Hitlerschergen. „Und wenn sie jemanden gefunden haben, haben sie ihn ausgepeitscht und danach erschossen.“ Künstlerisch umgesetzt hat Wagner auch seinen Aufenthalt im Lager Maltheuern. „Ich kämpfte gegen das Vergessen und versuchte, die Schrecken des Krieges und seine Folgen in Bildern aufzuarbeiten.“ Dazu erschienen ihm Materialien wie Linol und Holz als geeignete Werkzeuge.

Nach der Vertreibung 1946 kam Wagner nach Hessen. Zuerst lebte der gelernte Kirchenmaler in Offenbach, ab 1964 in Dietzenbach. Er studierte bei Heinz Rammelt und an der Städelschule bei Walter Hergenhahn. Auch in dieser Zeit beschäftigt sich sein Werk noch stark mit den Nachwirkungen des Krieges. Wagner stellt Druckvorlagen her, die Invaliden im Rollstuhl zeigen. Mit seinen Alltagseindrücken gibt er zugleich soziale Kritik wider. Einer der Drucke zeigt einen bettelnden Kriegsversehrten, den die gut gekleideten und offensichtlich reichen Vorübergehenden mit Verachtung strafen. „So habe ich das selbst gesehen“, sagt er.

Erst als sich die schlimmste seelische Not des jungen Künstlers ein bisschen legte, und er sich in der neuen Heimat Dietzenbach zurecht fand, war Wagner in der Lage zu freundlicheren Motiven überzugehen. Aus dieser Zeit zeigt die Ausstellung die ersten Farbdrucke, etwa einen Ansager im Zirkus oder die Heiligen drei Könige in schillernden Gewändern. Wagner begann zu reisen, hält ein Haus in Florenz und die Karlsbrücke für die Nachwelt fest.

„Die Ausstellung spiegelt ein bisschen die Entwicklung des seelischen Zustandes von Karl Heinz Wagner“, sagt Museumsleiterin Maria Polatowski-Ruprycht. Die Drucke seien alle von großer Aussagekraft und ermöglichten dem Betrachter, die ein wenig in Vergessenheit geratenen Druckverfahren neu zu entdecken. Eine der Vitrinen ist dieser Technik gewidmet, sie zeigt Werkzeuge, Walzen, Stempel und Platten.

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https://www.op-online.de/region/dietzenbach/ausstellung-karl-heinz-wagner-museum-heimatkunde-geschichte-dietzenbach-2800771.html


Aus der Offenbach Post vom 23.5.2015:

Künstler Karl Heinz Wagner wird 90
Mit Rosen hat alles angefangen

Dietzenbach –  Karl Heinz Wagner feiert morgen seinen 90. Geburtstag mit Familie, Freunden und Bekannten im Vereinsheim der SG. Von Ronny Paul

Da wird mit Sicherheit viel über Kunst gesprochen, denn die prägt bis heute Wagners Leben, obwohl der „Großvater der Dietzenbacher Künstler“ seit mehr als einem halben Jahr kein Bild mehr gemalt hat. Wagner öffnet die Tür und bittet in sein Haus an der Schäfergasse. Er setzt sich an seinen Schreibtisch. Sein PC-Bildschirm zeigt das „Bild des Monats Mai“. In langjähriger Tradition kürt der „Dietzenbacher Künstlerkreis“ jeweils ein Werk, das auch in unserer Zeitung vorgestellt wird. Diesen Monat ist es ein Aquarell des Meisters selbst: Eine tunesische Bettlerin, die Wagner 1990 in der Hafenstadt Sousse gemalt hat. Auf einer der vielen Reisen, die der Maler mit seiner vor acht Jahren verstorbenen Frau Lieselotte unternahm.

„Vor einen halben Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich noch die 90 erreiche“, sagt Wagner. Bei einem Sturz im vergangenen September erlitt er einen Beckenbruch, musste in der Reha neu Laufen lernen. Wenig später versagten die Nieren. „Ich habe seitdem kein Bild mehr gemalt.“ Ein herber Einschnitt für einen, für den Kunst schon immer das Lebenselixier darstellte, der mehr als 2 000 Bilder gemalt hat. „Manchmal vermisse ich das schon“, sagt Wagner: „Aber ich habe ja auch nicht so viel Zeit.“ Er lacht. Den feinen Humor hat er nicht verloren. Wagner ist einer der größten Schöpfer der Kreisstadt und dazu einziger noch lebender Mitbegründer des Künstlerkreises. Er ist so etwas wie deren graue Eminenz, deren Großvater, kann aber nicht mehr an jedem Treffen teilnehmen. Trotzdem ist er allgegenwärtig: „Ich ärgere sie noch ein bisschen und bleibe solange dabei, bis ich die Augen zumache.“ Auch dem Heimat- und Geschichtsverein ist Wagner eng verbunden, seit mehr als 50 Jahren ist er Mitglied.

Körperlich nagt der Zahn der Zeit an ihm, geistig ist Wagner aber voll auf der Höhe. Er frischt momentan seine Englischkenntnisse auf, zeigt auf ein Lehrbuch. Auch am PC ist er sehr aktiv, verweist immer wieder auf seine Homepage. „Meine Beine werden müde, wenn ich lange sitze“, sagt er, steht langsam von seinem Stuhl auf und bittet in seine Galerie. Wagner stützt sich dabei auf eine Gehhilfe. In seiner Galerie führt der Künstler vorbei an Landschaften, Stillleben, Porträts und farbenfrohen abstrakten Gemälden. Alles Zeitzeugen – für Wagner unbezahlbare Erinnerungen. Jedes Bild hat seine eigene Geschichte. Doch die Wände bieten keinen Platz mehr für seine Kunstwerke, die sich auch auf dem Boden stapeln.

Darunter viele düstere Werke. Denn als Wagner am 24. Mai 1925 in Komotau im Sudetenland auf die Welt kam, regierte Paul von Hindenburg die Weimarer Republik. Adolf Hitler veröffentlichte im selben Jahr „Mein Kampf“. „Es war mit Sicherheit keine rosige Zeit“, sagt Wagner. Viele seiner frühen Werke sind Zeitzeugen, von Tod, Gewalt, Leid und Elend – geprägt von jungen Jahren im Zweiten Weltkrieg: Ein Bild von 1945 zeigt, wie tschechische Truppen Deutsche zwingen, Deutsche zu prügeln. Als Sudetendeutsche hatten die Wagners in ihrer Heimat einen schweren Stand.

Doch die Kunst hilft Wagner, vieles davon zu verarbeiten: „Ich habe schon von klein auf alles gezeichnet, was ich gesehen hab’.“ Dass er mit 14 Jahren drei Maler im Schlafzimmer seines Onkels beim Schablonieren von Rosen auf die Wand zugeschaut hat, bezeichnet Wagner als Glücksfall. Das hat seine Leidenschaft geweckt. Er beginnt eine Lehre als Kirchenmaler. Bereits nach einem Jahr schickt ihn der Meister alleine zu Kunden: „Ich war ein Naturtalent“, sagt Wagner. Der Expressionismus seine Spielwiese.

Das Haus an der Schäfergasse, in das er und seine Frau im September 1964 einzogen, wurde ihr Ruhepol. Nachdem die Familie nach Kriegsende 1946 aus ihrer sudetischen Heimat vertrieben wurde, kamen sie über mehrere Stationen schließlich nach Dietzenbach. Wagner erinnert sich: „Trotz einer schweren Gelbsucht, die ich in den Wintermonaten hatte, konnte ich schon im Oktober 1965 im ehemaligen Kuhstall, den ich in eine Kunstgalerie umfunktionierte, die erste Gemäldeausstellung veranstalten.“ Mit Werken seines Mentors Walter Hergenhahn, bei dem er drei Semester an der Frankfurter Städelschule lernte. Seither war die Galerie Ausstellungsort namhafter Künstler. Auch Wagners Werke sind weltweit geachtet und mit verschiedensten Auszeichnungen dekoriert, unter anderem mit der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen, dem Landesehrenbrief. Er habe keine Ziele mehr. Auch keine Angst vor dem Tod. „Jeder ist mal dran“, sagt Wagner. Viele seiner ehemaligen Weggefährten können seinen Geburtstag morgen nicht mitfeiern: „Es ist kaum noch jemand da, viele sind verstorben.“ In seiner Erinnerung jedoch leben sie weiter – und in seinen Werken.

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https://www.op-online.de/region/dietzenbach/kuenstler-karl-heinz-wagner-dietzenbach-feiert-seinen-geburtstag-5038925.html


Aus der Offenbach Post vom 15.09.2017:

Seit 78 Jahren ist die Kunst die große Leidenschaft von Karl Heinz Wagner
Immer noch Kribbeln in den Fingern

Dietzenbach – Die Leidenschaft Kunst prägt Karl Heinz Wagner bereits sein ganzes Leben lang. Mittlerweile ist er 92 Jahre alt, aber auch das bremst den Künstler und Zeichner nicht, weiterhin seiner großen Liebe nachzugehen. Von Patrick Eickhoff

„Hier geht’s lang, an meinem persönlichen Mercedes vorbei“, sagt Karl Heinz Wagner und schreitet langsamen Schrittes in seine Galerie. Doch zwischen seinen Bildern steht kein Auto, sondern ein Rollator. „Den brauche ich mittlerweile leider.“ Nach einem Sturz und anschließender Hüft-Operation vor drei Jahren musste der 92-Jährige das Laufen neu erlernen. Anzumerken ist ihm das nicht. „Ich versuche noch, so wie es geht, ohne Stock und Rollator auszukommen.“

Wer durch das Fachwerkhaus Wagners zur Galerie schreitet, kommt um die Kunst gar nicht herum. Im Wohnzimmer stapeln sich Videokassetten mit Filmen und Dokumentationen von Künstlern wie Salvador Dali und Pablo Picasso. Es stapeln sich Bücher von Ausstellungen sowie Erinnerungen. „Vieles davon schaue ich mir regelmäßig an.“

Zwischen all den Erinnerungen liegt ein dickes blaues Buch. „Karl Heinz Wagner – Erinnerungen und Begegnungen“ ist dort zu lesen. „Das hat mein Neffe erst kürzlich fertig gestellt“, sagt er stolz. Ein Blick hinein lässt vermuten, wo seine Wurzeln liegen, denn neben deutschen Texten, ist alles auf Tschechisch übersetzt.

Am 24. Mai 1925 wird Wagner im Sudetenland geboren. Nach harten Jahren wird seine Familie 1946 vertrieben und über viele Stationen, darunter auch Offenbach, landet er schließlich 1964 in Dietzenbach. Doch schon mit 14 Jahren beginnt er seine Lehre zum Kirchenmaler. „Ich hatte damals schon ein sehr großes Interesse an Kunst“, sagt er. Zwischenzeitlich ist er als Reklamemaler in verschiedenen Firmen beschäftigt. „Schilder und Plakate gehörten dazu, aber nebenbei habe ich schon immer an meinen eigenen Werken“ gemalt.

Wenn er auf seine Bilder zu sprechen bekommt, dann spricht der Rentner mit einer unglaublichen Begeisterung und dabei hat er sich nie einer einzigen Form zugeschrieben. „In der Jugendsprache würde man vermutlich sagen, ich bin so etwas wie ein Allrounder.“Und das bestätigt die Auswahl in seiner Galerie, die er 1965 eröffnet hat. Dort hängen Zeichnungen, Aquarell, Acrylbilder von Landschaften und Stillleben. Das letzte Bild hat er vor seinem Unfall gemalt. „Ich vermisse es schon, aber es geht einfach nicht mehr so, wie ich möchte.“

Der Körper macht Wagner nicht nur seit seinem Beckenbruch zu schaffen. Eine starke Gelbsucht im Alter von 40 Jahren, Nierenversagen, nachlassende Sehkraft – das alles hindert ihn nicht daran, die Liebe zur Kunst aufrecht zu erhalten. Gemeinsam mit einem alten Freund hält er seine Homepage auf aktuellem Stand. Als Mitbegründer des Dietzenbacher Künstlerkreises wird er auch dort zu Ausstellungen eingeladen. „Da muss ich dann allerdings abgeholt werden, sonst dauert das zu lange.“

In seiner Galerie haben verschiedene Künstler ausgestellt. Kollegen von der Städelschule-Abendschule, die er besucht hat, aber auch Künstler aus Kanada, Frankreich und ganz Deutschland stellten hier ihre Werke aus. „Da waren echt viele schöne Ausstellungen dabei“, erinnert er sich zurück. Bis vor dem Unfall hat er seine Galerie noch regelmäßig geöffnet. Heute macht er nur noch an Veranstaltungen wie dem Trinkbornfest oder dem Lichterfest auf. „Da laufen hier viele Leute vorbei und schauen mal rein.“ Da es mit dem Malen nicht mehr ganz funktioniert, widmet sich der 92-Jährige nun seiner neuen Leidenschaft: dem Fotografieren. „Ich gehe auch gerne mal raus und knipse ein paar Bilder im Garten“, sagt er. Wenn ein schönes dabei ist, werden diese auf seine Homepage gestellt. „Das entschädigt wenigstens etwas, wenns mal zu sehr kribbelt in den Fingern.“

Dass die Fotografie im Vergleich nicht zu den klassischen Kunstformen gehört, weiß er. „Ich habe mich immer viel mit anderen Kunstformen und Ausstellungen beschäftigt“, betont er dennoch. Trotzdem sieht er vieles differenziert. „Für mich ist es Kunst, wenn man sieht, dass auch eine gewisse Arbeit dahinter steckt und nicht einfach nur ein paar komische Gedanken.“ Viele würden heute einfach nur anfangen mit dem Gedanken, sie machen Kunst, „und das ist nicht der richtige Weg – Talent und Leidenschaft müssen erkennbar sein.“

Wie lange er seiner großen Liebe, die er bereits seit 78 Jahren verfolgt, noch nachgeht, mag er nicht abschätzen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich 92 Jahre alt werde – es kann schnell vorbei sein – ich genieße einfach alles, was noch kommt.“ Einen gefährlichen Sturz wie vor drei Jahren will er jedoch unbedingt vermeiden. „Dann gehe ich lieber etwas langsamer und halte mich gut fest“, betont er.

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https://www.op-online.de/region/dietzenbach/dietzenbach-seit-jahren-kunst-grosse-leidenschaft-karl-heinz-wagner-8684655.html


Aus der Offenbach Post vom 9.1.2020:

Teil der Seele Dietzenbachs
Dietzenbach trauert um den Künstler Karl Heinz Wagner

Dietzenbach trauert um Karl Heinz Wagner. Der Künstler ist in der Silvesternacht im Alter von 94 Jahren verstorben.

Dietzenbach – Mit dem Ende des Jahres hat die Stadt eine ihrer prägenden Persönlichkeiten verloren. Dietzenbach (Landkreis Offenbach) trauert um Karl Heinz Wagner. Der Künstler ist in der Silvesternacht im Alter von 94 Jahren verstorben.

„Dass eine Stadt wie Dietzenbach eine Identität hat, ist nur möglich, wenn es eine Seele gibt, zu der Menschen wie Karl Heinz Wagner wesentlich beitragen. “ Das sagte Dietzenbachs ehemaliger Bürgermeister Stephan Gieseler einst anlässlich der Verleihung des hessischen Landesehrenbriefes an den in Komotau im Sudetenland geborenen Künstler, dessen Werke weit über die Grenzen der Stadt bekannt sind. Die Liste seiner Auszeichnungen ist ebenso lang wie die seiner Werke, die etwa Landschaften, Stillleben, Porträts und farbenfrohe abstrakte Gemälde umfasst.

Und sein Einfluss war groß. „Karl Heinz Wagner hat nachhaltig Spuren in der Dietzenbacher Geschichte hinterlassen, wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren“, betont der Heimatvereinsvorsitzende Hans Scholze. Mehr als 50 Jahre engagierte sich der Maler für den Erhalt volkstümlicher Güter und Kunst. 1977 war er bei der Gründung des Arbeitskreises „Rettet das Dorf in der Stadt“ dabei, der sich für den Erhalt des alten Ortskerns einsetzte. Ebenso plante Wagner seit der Gründung des Arbeitskreises „Schule und Museum“ 1989 nicht nur museumspädagogische Projekte, sondern setzte sie ebenso tatkräftig mit um.

Auch den kreativen Nachwuchs in der Kreisstadt hat er maßgeblich beeinflusst. Ratte-Ludwig-Schöpferin Uschi Heusel nennt Wagner ihr Vorbild: „Schon als Kind habe ich ihn sehr bewundert und wollte genau wie er ein bekannter Künstler werden.“ Heusel erinnert sich besonders an Wagners „schelmisch-liebenswerten Humor, wenn er mir von seinem Leben und seiner Kunst erzählte“. Wagner war bis zu seinem Tod auch Teil des illustren Dietzenbacher Künstlerkreises, den er mitgegründet hat. Die verbliebenen sechs Mitglieder gedenken ihrem Senior, Freund und Künstlerkollegen: „Wie kaum ein anderer Kunstschaffender seiner Generation hat er die kulturelle Landschaft in der Region auf dem Gebiet der bildenden Kunst geprägt und bereichert.“

Bereits als Kind zeichnete Wagner alles, was er sah. Die Leidenschaft für die Kunst entflammte vollends, als er als 14-Jähriger drei Malern im Schlafzimmer seines Onkels beim Schablonieren von Rosen auf die Wand zuschaute. Den Moment bezeichnete Wagner im Rückblick als Glücksfall. Anschließend begann er eine Lehre als Kirchenmaler. Bereits nach einem Jahr schickte ihn der Meister alleine zu Kunden. Da zeigte sich: Wagner war ein Naturtalent, der Expressionismus seine Spielwiese. Seine markanten Ölbilder entstanden teils mit der vom ihm erfundenen Walztechnik.

Viele seiner frühen Werke sind Zeitzeugen, von Tod, Gewalt, Leid und Elend – geprägt von Jahren im Zweiten Weltkrieg: Als Sudetendeutsche hatten die Wagners in ihrer Heimat einen schweren Stand. Am 9. Juni 1945 musste Wagner am Komotauer Todesmarsch nach Gebirgsneudorf teilnehmen. Auch das anschließende Arbeitslager in Maltheuern blieb ihm nicht erspart. Einige Federzeichnungen sind die wenigen Bilddokumente, die aus dieser schrecklichen Zeit existieren. Die Kunst half Wagner, vieles davon zu verarbeiten.

Nach der Vertreibung aus der Heimat 1946 landete er zunächst in Schwanebeck bei Halberstadt in der Sowjetischen Besatzungszone, wo er seine Frau Lilo kennenlernte. Ein Jahr später heiratete das Paar. Im Dezember 1948 kam Tochter Sylvia zur Welt. 1951 flüchtete die Familie nach Halsdorf bei Marburg und zog zwei Jahre später nach Hertingshausen, wo Sohn Heinz Jürgen 1954 das Licht der Welt erblickte. 1955 zog die Familie weiter nach Offenbach.

1964 kauften die Wagners ein altes Fachwerkhaus in der Schäfergasse 16. Mehrere Monate lang fuhr Wagner nach der Arbeit von Offenbach nach Dietzenbach, um das Haus zu renovieren. Der Kuhstall des alten Bauernhauses wurde zur Galerie umgebaut, wo regelmäßig Ausstellungen auch namhafter Künstler stattfanden.

Von 1970 bis 1984 war Wagner Dozent an der Volkshochschule in Dietzenbach und von 1982 bis 1988 war er Vorsitzender im Bund für freie und angewandte Kunst in Darmstadt. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland haben ihn bekannt gemacht. Zu den unzähligen Auszeichnungen, die Wagner erhielt, gehören die Kulturpreise des Kreises Offenbach 1978 und Dietzenbachs 1985. Im selben Jahr wurde ihm die Adalbert-Stifter-Medaille der Sudetendeutschen Landsmannschaft und der Komotauer Ehrenbrief mit Ehrenzeichen verliehen.

Bei all seinen Unternehmungen stand Frau Lilo ihm hilfreich zur Seite und nahm ihm viele Alltagsprobleme ab. Sie starb 2007. Anlässlich seines 85. Geburtstages fand 2010 im Bürgerhaus eine Jubiläumsausstellung statt, wo Wagner seine Werke gemeinsam mit denen seiner Kinder Sylvia und Heinz Jürgen präsentierte. Das hohe Alter forderte allerdings in den vergangenen Jahren seinen Tribut. Ein Augenleiden ließ ihn seine Umgebung nur eingeschränkt wahrnehmen. Im Herbst erlitt er einen Schlaganfall, kam zunächst ins Krankenhaus, anschließend in die Reha. Trotzdem war Wagner bei klarem Verstand, wusste, dass es mit ihm zu Ende ging, schildert seine Tochter. Er wollte zu Hause sterben.

Wenige Tage vor Wagners Schlaganfall besuchte Erster Stadtrat Dieter Lang den Künstler in seiner Galerie. Lang zeigt sich tief betroffen: „Wagners Tod ist ein großer Verlust für die Dietzenbacher Künstlerszene.“

Das Weihnachtsfest und seine letzten Tage erlebte er im Kreis seiner Familie.

Hier geht es zum vollständigen Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/dietzenbach-trauert-kuenstler-karl-heinz-wagner-13427129.html

Schmandt, Hans

Aus dem Buch „Dietzenbach – Portrait einer Stadt“:
Hans Schmandt – der „alte Meister“ unter den Dietzenbacher Malern- hat in der Stadt viele Akzente gesetzt. So hat er z.B. die Sonnenuhr an der evangelischen Kirche und den Stadtbrunnen gestaltet.

Der aus der Universitätsstadt Gießen stammende Maler siedelte sich schon 1957 auf dem Hexenberg an.

Hans Schmandt besuchte von 1935 bis 1937 an der Gießener Universität Zeichenkurse des Landschaftsmalers Carl Fries und studierte von 1937 bis 1939 an der Städel-Kunsthochschule in Frankfurt am Main. Seit seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft 1950 ist er als freier Maler und Graphiker tätig.

Mitte der 1970er Jahre wirkte er im Aktionskreis „Rettet das Dorf in der Stadt“ mit, der sich erfolgreich für die Erhaltung und Sanierung der alten Ortskerns einsetzte.

Er gestalte Wandbilder in Kirchen und Gemeindesälen, schuf sogar eine Madonna aus Lindenholz für die Kirche St. Sebastian in der Frankfurter Nordweststadt, holte sich internationale Preise, u.a. für ein Kinderbuch.

War für ihn von Kindesbeinen an Holzschnitte ein wichtiges Ausdrucksmittel, so folgte später eine Phase des Aquarellierens.

Schmandt hat seine besondere Freude am technischen Aufbau eines Bildes. Seine Ölbilder untermalt er mit Temperafarbe, so dass die Öllasur den Farbauftrag durchscheinen lässt und die Bildflächen eine unnachahmliche Transparenz bekommen.

Bis zu seinem Tod 1993 in Dietzenbach und hinterließ der Stadt eine Fülle von Zeugnissen seines künstlerischen Schaffens, die durchaus auch ortsgeschichtliche Bedeutung haben. Perfekt beherrschte Schmandt die verschiedensten Mal- und Gestaltungstechniken, insbesondere bei der Ölmalerei, die ihm den Beinamen „Alter Meister“ einbrachten.

Im Dietzenbacher Stadtgebiet hat er im öffentlichen Raum mehrfach seine Spuren hinterlassen, so verschönerte er z.B. die Fassade des Kinderheims „Bambi“ in Steinberg, und für die neuerrichtete Kita Friedensstraße schuf er 1962 das Sgraffito „Bremer Stadtmusikanten“, die Sonnenuhr an der evangelischen Christuskirche und auch der Entwurf für den Stadtbrunnen am „Roten Platz“ stammen von ihm.

1983 wurde Schmandt mit dem Kulturpreis des Kreises Offenbach ausgezeichnet. 1990 erhielt er dann den Kulturpreis der Stadt Dietzenbach, den er jedoch aus Protest gegen das an der Rathausfassade geplante Wandbild der Künstlergruppe „Diriangen“ aus der nicaraguanischen Partnerstadt Masaya im März 1992 demonstrativ wieder zurück gab.

Hans Schmandt verstarb am 22. Februar 1993.


Aus der Dietzenbach Stadtpost vom 24.10.2018:

Ausstellung im Heimatmuseum anlässlich des 25. Todestags von Hans Schmandt
„Schätze aus dem Nachlass“

Dietzenbach (red) – Im Museum für Heimatkunde und Geschichte in der Darmstädter Straße 7+11 findet anlässlich des 25. Todestags von Hans Schmandt ab dem morgigen Freitag, 26. Oktober, eine Ausstellung mit dem Titel „Hans Schmandt zum 25 Todestag – Schätze aus dem Nachlass“ statt.

Bei der Eröffnung der Ausstellung, die am morgigen Freitag, 26. August, um 19 Uhr beginnt begrüßen Hans Scholze, der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Dietzenbach. und Paul Schmandt, ein Neffe des Künstlers, die Besucher. Zur Einführung spricht der Dietzenbacher Bürgermeister Jürgen Rogg Zur Ausstellung

Die Sonderausstellung im Dietzenbacher Museum widmet sich den Kunstwerken von Hans Schmandt (1920-1993), der seit 1957 in Dietzenbach ansässig war und sich auch durch sein Engagement für die Stadtgeschichte einen Namen machte.

Er kämpfte in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts unter anderem als einer der Mitbegründer des Aktionskreises „Rettet das Dorf in der Stadt“ für die Erhaltung der Altstadt. In der Künstlerszene hinterließ er als Mitbegründer des „Dietzenbacher Künstlerkreises“ 1983 tiefe Spuren.

Außerdem veröffentlichte er Bücher mit Texten und Illustrationen zu verschiedenen Themen, zum Beispiel über seine Wahlheimat mit dem „Dietzenbacher Skizzenbuch“, in dem er die ländlichen Motive des alten Ortskerns festhielt oder dem „Rhönskizzenbuch“.

Hans Schmandt übernahm als freier Maler und Grafiker auch die künstlerische Gestaltung von Kirchen, Gemeindezentren, Kindergärten und Schulen. Für seine Plakate und Kinderbuch-Illustrationen wurde er mit internationalen Preisen ausgezeichnet.

In der Ausstellung werden überwiegend unbekannte Arbeiten aus seinem Nachlass präsentiert unter anderem Öl- und Aquarellbilder, Zeichnungen und Holzschnitte.

Hier geht es zum Artikel:
https://www.stadtpost.de/stadtpost-dietzenbach/schaetze-nachlass-id71355.html

Hans Schmandt auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Schmandt

Gourski, Valeri

Valeri Gourski war ein begnadeter Künstler. Geboren am 9. Juli 1954 in Kowel (Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik) und starb am 13. Dezember 2006 bei einem Verkehrsunfall in Klwatka Królewska (Polen). Er verließ im September 1990 die UdSSR und lebte seither in Deutschland.

Er betätigte sich vor allem als Maler und Bildhauer.

Im April/Mai 1995 übersiedelte er von München nach Dietzenbach in Hessen. Dort schnitzte er in einen etwa 8 Meter hohen ausgehobenen Eichenstamm allegorische Figuren aus der russischen Märchenwelt und von Flora und Fauna der Waldumgebung. Er nannte ihn „Waldgeisterstamm“. Die Stadt Dietzenbach kaufte die Holzskulptur und ließ sie 1995 vor dem Rathaus aufstellen.

Valeri Gourski schuf in Dietzenbach außerdem eine etwa drei Meter hohe filigrane Holzskulptur mit dem Titel „Äskulap-Stamm“, die vor einer radiologischen Arztpraxis in der Innenstadt aufgestellt wurde.

Im Herbst 1995 verfasste Valeri Gourski ein autobiographisch geprägtes Gedicht, in dem er seine Verbundenheit zu Dietzenbach zum Ausdruck brachte:

„Mein Freund, glaub’ mir.
Ich habe ein Wunder gesehen.
Und in Dietzenbach, damals,
Im Herbst, ganz tief.
Ich bin zum Malen hingefahren.
Heiße Blätter, kalter Abend,
und uraltes Haus.
Ich bin in dich verliebt, damals,
Mein Dietzenbach,
Fremder, ich weiß nicht,
ob es für immer da ist.
Aber du bist meins geworden.“

Valeri Gourski lebte in Dietzenbach in einem Wohnwagen am außerhalb der Stadt gelegenen Waldschwimmbad. Die staatliche Bauaufsichtsbehörde und die kommunale Ordnungsabehörde zwangen ihn zur Aufgabe dieses Domizils. Außerdem wurde eines Tages eine Benzinflasche unter seinem Auto gezündet. Seine Skepsis, ob er dauerhaft hier bleiben könne, verwandelte sich in Angst. Diese Umstände veranlassten ihn 1999, Dietzenbach zu verlassen und seinen Lebens- und Kunstschaffensschwerpunkt nach Wiesbaden zu verlegen.

Zwei seiner Gemälde („Blick vom Wingertsberg auf Dietzenbach“ und „Rathenaustraße Dietzenbach“) hängen im Bildungshaus Dietzenbach.

Mehr Informationen über Valeri Gourski gibt es auf seiner Homepage:
http://www.valeri-gourski.de/

Der Wikipedia Artikel über Valeri Gourski:
https://de.wikipedia.org/wiki/Valeri_Gourski

Geschrieben von Cengiz Hendek, größtenteils aus dem Wikipedia Artikel entnommen