Siedentopf, Prof. Dr. med. Hans-Georg

  • Frauenarzt
  • Ehrenmitglied und Langjähriges Vorstandsmitglied der pro familia Hessen
  • Rechtsritter des Johanniterordens
  • Träger des Bundesverdienstkreuzes

Laudatio vom Bürgermeister beim Neujahresempfang 2013:
Der Bundesverdienstordensträger kommt aus dem Bereich Medizin.

Im Mai wurde Prof. Dr. med. Hans-Georg Siedentopf mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens ausgezeichnet.
Diese Auszeichnung erhielt Prof. Siedentopf vor allem wegen seiner herausragenden Verdienste als langjähriger Leiter der Universitätsfrauenklinik in Frankfurt von 1977 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1999 sowie für sein ehrenamtliches Engagement seit fast vier Jahrzehnten für Pro Familia Hessen.
Er hat in Frankfurt eine umfangreiche Poliklinik aufgebaut, die bundesweit Maßstäbe gesetzt hat für die ganzheitliche Betreuung entbindender Frauen.
In diesem Kontext hat er sich auch für die Familienberatungsstelle Pro Familia Hessen eingesetzt, deren Vorsitzender er
mehr als 20 Jahre war. Die Organisation hilft bei Fragen zu Sexualität und Partnerschaft, Schwangerschaft und Familienplanung.
Der Gynäkologe hat viele Neugründungen von Pro Familia begleitet und gefördert – so gehört er auch zu den Gründungsmitgliedern von Pro Familia Dietzenbach/Kreisverband Offenbach, die bereits im Herbst 2009 ihr 30-jähriges Jubiläum feiern konnte.

Durch sein Fachwissen hat er in zahlreichen Vorträgen die Arbeit der Organisation unterstützt. In seiner Amtszeit wurde zudem in Hessen als erstem Landdesverband eine Stelle zur Koordination der Sozialpädagogik eingerichtet.

In Dietzenbach ist Prof. Hans-Georg Siedentopf in der Öffentlichkeit recht selten in Erscheinung getreten – bezeichnend ist ein Zitat von ihm in der Frankfurter Rundschau anlässlich seines Ruhestandes im August 1999:
„In Dietzenbach, da bin ich eigentlich nur der Mann von der Frau Doktor.“ Die ich hiermit ganz herzlich begrüße – liebe Frau Dr. Siedentopf!


Und Ihnen, sehr verehrter Herr Professor Siedentopf nochmals
meine herzlichen Glückwünsche und meine aufrichtige Anerkennung!


Ein Nachruf aus dem DFPFG (Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe):

Abschied von Hans-Georg Siedentopf
Hans-Georg Siedentopf (1936-2021) war einer der ersten Psychosomatiker in Deutschland, der das Fach Gynäkologie um die psychosoziale Sichtweise erweiterte. Einige von uns werden ihn noch von den ersten Kongressen in Mainz und Frankfurt kennen, Tagungen „… etwas entfernt von der streng gynäkologischen Tradition“, wie er es 1984 in seiner Begrüßung zur Frankfurter Tagung selbst formulierte. Nach seinem Medizinstudium in Heidelberg, München, Wien und Göttingen absolvierte er seine Facharztausbildung in Göttingen und promovierte dort – unterbrochen von einem Forschungsjahr am Max-Planck-Institut in Freiburg.

Ab 1969 prägte er als Oberarzt in der Universitätsfrauenklinik Frankfurt die Geburtshilfe, die Poliklinik, und nicht zuletzt das Studium der Frauenheilkunde, wie ich als Studentin erfahren durfte.
Wir erinnern uns an einen zugewandten, warmherzigen, sorgsamen und anteilnehmenden Menschen, der nie eine schnelle Antwort zu den Problemen fand und nie beweisen wollte, dass in der Medizin und Psychosomatik „alles geklärt“ ist.

In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war für Frauen mit ungewollter Schwangerschaft das Erleben der frühen Schwangerschaft angstmachend und bedrohlich. Beratung und Offenheit in dieser Frage zur Lösung des Konflikts auch durch einen Schwangerschaftsabbruch waren „tabu“. Er engagierte sich sehr früh bei der pro familia Hessen und kämpfte für die Möglichkeit einer guten Aufklärung, Beratung und der Durchführung eines ambulanten Schwangerschaftsabbruchs. Seine couragierte Tätigkeit in der Beratung und als langjähriges Vorstandsmitglied des hessischen Landesverbandes führte auch schließlich dazu, dass die Betreuung von Frauen mit Schwangerschaftskonflikt in Deutschland nunmehr menschlicher geworden ist. Für diese Tätigkeit erhielt er 2012 das Bundesverdienstkreuz.

Die Gespräche im Familienkreis mit seiner Frau Dörte und den Kindern Friederike und Jan-Peter waren immer vom „Geist“ der Familie Siedentopf bestimmt: Freundlichkeit, Offenheit, Engagement und Zugewandtheit.

Wir trauern um ein Mitglied, das sich nie in den Vordergrund drängte, der aber die gelebte Psychosomatik in Deutschland mitprägte.

Heribert Kentenich und Claudia Schumann

Der gesamte Text ist zu finden unter:
https://dgpfg.de/nachruf-prof-siedentopf/

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