Shami, Mohammed 

Aus der Frankfurter Rundschau vom 26.10.2021:

Syrer in Dietzenbach: Aufgeben gilt nicht

Der vor sechs Jahren aus Syrien geflüchtete Mohammed Shami baut sich in Dietzenbach eigenständig ein neues Leben auf. Im Karate-Verein trainiert er heute Kinder und Jugendliche.

Als Mohammed Shami mit weiteren Gelüchteten auf einem Boot mitten auf der Ägäis zwischen der Türkei und Griechenland sitzt, lässt ihn ein Gedanke nicht mehr los: „Ich bin ein guter Schwimmer, aber wären Kinder oder Frauen aus dem Boot gefallen, ich hätte sie nicht retten können“, erinnert er sich. Das war im Jahr 2015, der damals 21-jährige Syrer ist auf dem Weg nach Deutschland. Vier Jahre später wird er Schwimmlehrer in Heusenstamm und macht seine Ausbildung als Rettungsschwimmer. „Dieser Tag auf dem Meer hat mich sehr geprägt.“

Bevor Shami nach Deutschland auswanderte, lebte er zwei Jahre in Jordanien und eineinhalb Jahre in der Türkei. Er stammt aus der Stadt Hama. Shami ist 18 Jahre alt, als er nach seiner letzten Abiturprüfung nach Jordanien flüchtet. „Ich hätte zur Armee und in den Krieg ziehen müssen. Aber das wollte ich nicht“, erzählt er. Auch seine Eltern und drei Geschwister verlassen Syrien. Sie leben in der Türkei, der Vater in Saudi-Arabien. Shami stammt aus einer gutbürgerlichen Familie. Sein Vater arbeitete als Teamleiter für eine Baufirma. Seine Schwester Rama ist Angestellte im Rathaus von Istanbul, sein Bruder Rami Schreiner, und seine kleine Schwester Sara arbeitet als Lehrerin an einer Hauptschule.

In Deutschland lebt Shami zunächst in einer Gemeinschaftsunterkunft in Neu-Isenburg. Dort trifft er bei der TSG Neu-Isenburg im Karate-Team auf Christoph Retting, der ihm für sein neues Leben in Deutschland hilfreiche Tipps gibt. „Er hat mir sehr geholfen“, sagt Shami, der seit seinem elften Lebensjahr Karate macht. Vom Deutschen Karate-Verband erhält er 2018 den Schwarzen Gürtel.

Im Dojo Dietzenbach lässt er sich zum Übungsleiter ausbilden und trainiert Kinder und Jugendliche. Shami lernt schnell Deutsch, spricht außerdem Türkisch, Englisch und Arabisch und arbeitet ehrenamtlich als Dolmetscher. Nach sechs Monaten in Deutschland erhält er eine Aufenthaltserlaubnis.

Shami zieht nach Dietzenbach, schreibt 200 Bewerbungen für eine Ausbildungsstelle – all das ohne fremde Hilfe. Er macht eine Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik. Dann arbeitet er als selbstständiger Kurierfahrer für ein Unternehmen in Mörfelden-Walldorf. Allerdings muss er nach über einem Jahr seine Selbstständigkeit aufgeben.

Doch Shami lässt sich davon nicht unterkriegen. „Wenn sich eine Tür schließt, öffnen sich eintausend andere Türen“, sagt er. Aktuell arbeitet er als Verkäufer bei der Fundgrube Dietzenbach und engagiert sich seit eineinhalb Jahren beim Deutsch-Arabischen Kulturhaus Daruna in Frankfurt. Dort arbeitet er im Filmprojekt.

Shami strebt den nächsten Schritt zur Selbstständigkeit an, doch zunächst steht seine Hochzeit bevor. Diese muss zunächst auf dem Papier durch einen Notar beglaubigt werden. Eine Voraussetzung dafür, dass seine in Syrien lebende Verlobte Aya zu ihm nach Dietzenbach kommen kann.

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