Senkbeil, Winfried

Winfried Senkbeil hat lange Jahre die Tanzschule in Dietzenbach betrieben. Viele Jungs und Mädels, aber auch Erwachsene, haben bei ihm tanzen gelernt.


Aus der Offenbach Post vom 4.7.2011:
Abschlussschritt einer Institution

Dietzenbach –   40 Jahre Tanzschule Senkbeil, 22 Jahre davon in Dietzenbach, und während dieser Zeit ungefähr 5.000 Menschen das Tanzen beigebracht. So könnte Winfried Senkbeil sein Leben als Tanzlehrer in Zahlen zusammenfassen. Von Katharina Hempel

Kaum ein Dietzenbacher Teenager hat bei ihm nicht die Grundschritte des Foxtrotts oder Cha Cha erlernt und auf dem anschließenden Abschlussball sein Können bewiesen.

Dies gehört ab sofort jedoch der Vergangenheit an. In der Bahnhofstraße 59 haben sich die Türen geschlossen. Zum einen sei die Nachfrage gesunken, erklärt Winfried Senkbeil, zum anderen der Gesundheit zuliebe. „Der Chef wird dieses Jahr 65, da ist es an der Zeit, etwas kürzer zu treten“, sagt seine Frau Irmela. Die beiden Opernfans können dann ihre Abende endlich mehr dem kulturellen Programm widmen.

Leicht fällt es Winfried Senkbeil trotzdem nicht, diesen Schlussstrich zu ziehen. Melancholie sei schon mit dabei, schließlich habe er das seit 40 Jahren gemacht. Aber er fügt hinzu: „Auf keinen Fall werde ich die Unsicherheit über die kommende Saison missen – Kommen genug Leute? Langt’s zum Leben?“

Nie bereut Tanzlehrer zu werden

Seit 1990 gab es die Tanzschule in Dietzenbach. Das Tanzparkett als berufliche Grundlage hatte Senkbeil bereits zwei Jahrzehnte zuvor für sich entdeckt. Er habe zwar schon immer viel getanzt, aber nie an eine Karriere in diesem Bereich gedacht. Damals noch Maschinenbaustudent, arbeitete er in Langen nur nebenbei als Assistent in der Tanzschule seiner ersten Frau. Doch der Nebenjob wurde bald zur Vollzeitstelle. „Ich war schon fast fertig, habe dann aber gar nicht mehr zu Ende studiert und stattdessen eine Ausbildung zum Tanzlehrer gemacht.“

Eine Entscheidung, die er „nie bedauert“ habe. „Der Beruf hat mir immer viel Freude bereitet. Auch als Maschinenbauer hätte ich bestimmt gerne gearbeitet, aber letztlich hat Tanzen mir dann mehr Spaß gemacht“, sagt Senkbeil, der bis 1987 in Langen blieb. Es folgte ein Zwischenstopp in Neu-Isenburg. Dort gab es jedoch Probleme mit dem Raum und dessen Vermieter. Auf der Suche nach einem neuen Saal – ganz wichtig: ohne Säulen in der Mitte – gelangten er und seine zweite Ehefrau Irmela schließlich nach Dietzenbach, in die Bahnhofstraße.

Gar nicht fehlen werden ihm die Tanzkurse mit unausgeglichenen Geschlechterverhältnisse
„Beim Senkbeil“ konnten die Dietzenbacher in die Tanzstunde gehen und alle klassischen Gesellschaftstänze erlernen, in letzter Minute den Hochzeitswalzer in Kopf und Füße kriegen oder ihrer Leidenschaft in Tanzkreis oder Formationstanz frönen. Die Standardformation, später kam auch eine Lateinamerikanische hinzu, hatte ihren großen Auftritt auf den Abschlussbällen, wo sie die Gäste unterhielten und in Staunen versetzten. Da es aber fraglich ist, ob es künftig nochmal so große Bälle geben wird, liegt deren Zukunft zunächst im Dunkeln – was der Tanzlehrer mit am meisten bedauert.

Gar nicht fehlen werden ihm hingegen die Tanzkurse mit unausgeglichenen Geschlechterverhältnisse.

„Was mich immer am meisten genervt hat, waren die ungleichen Kurse, wenn ich mehr Mädchen hatte als Jungen. Die Partnersuche hat mir noch nie so gut gefallen“, so Senkbeil. Und leichter geworden ist die mit den Jahren bestimmt auch nicht.

Die Jahrzehnte Revue passieren lassend, zieht Senkbeil folgendes Resumee: „Im Großen und Ganzen ist das Tanzen an sich immer noch dasselbe. Doch die Art und Weise, wie die Jugendlichen miteinander umgehen, ist anders als früher. Das merkt man besonders an der Rolle der Frau. Die Mädchen sind anspruchsvoller. Sie erwarten von ihren Partnern, dass sie gut tanzen können.“

Doch leichter gesagt als getan. Der Tanzstil der Männer sei früher nämlich besser gewesen. „Das Tanzenlernen macht ihnen heute viel mehr Schwierigkeiten“, sagt der Lehrer. „Die jungen Leute bewegen sich generell nicht mehr so viel und haben teilweise Schwierigkeiten, elementare Bewegungsabläufe zu koordinieren. Früher konnte ich in einer Stunde viel mehr durchnehmen.“

Für Jugendliche wird Senkbeil künftig denn auch nichts mehr anbieten. Ganz in Rente gehen, das möchte er aber auch noch nicht. „Nur in Altersteilzeit.“ Darum wird er ab Herbst – in ganz kleinem Rahmen – Tanzkreise sowie zweimal pro Woche Kurse in der Waldorfschule anbieten. Weitere Veranstaltungen sind zurzeit weder ausgeschlossen noch geplant. „Erstmal muss die eine Sache zu Ende gebracht werden,“ so Senkbeil. „Aber ich denke, wir kriegen da noch was hin.“

Hier geht es zum gesamten Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/abschlussschritt-einer-institution-1306871.html


Aus der Offenbach Post vom 9.11.2016:

Immer gut gelaunt nach Hause
Winfried Senkbeil, Dietzenbachs bekanntester Tanzlehrer

Dietzenbach – Generationenvon Dietzenbachern lernten bei ihm das Tanzen: Heute feiert Winfried Senkbeil seinen 70. Geburtstag. Von Barbara Scholze

„Oh Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.“ Was der Philosoph Augustinus empfahl, hat in Dietzenbach einer fast sein ganzes Leben lang beherzigt. Winfried Senkbeil, Generationen bekannt als Tongeber der Kommandos „rechts vor“, „links seit“, „rechts schließen“, feiert heute seinen 70. Geburtstag. Er habe einen etwas ungewöhnlichen Einstieg in den professionellen Tanzunterricht gehabt, verrät der grauhaarige Gentleman. Senkbeil heiratete als junger Mann seine Tanzlehrerin und entdeckte so eine Leidenschaft, die ihn für den Rest seines Lebens nicht mehr verlassen sollte. Noch während seines Studiums als Maschinenbauer machte er eine Ausbildung zum Tanzlehrer. „Irgendwann wusste ich dann einfach, dass ich dabeibleiben wollte.“ In den siebziger Jahren eröffnete das Ehepaar eine erste Tanzschule in Langen. „Das waren die goldenen Zeiten des Unterrichts“, erinnert sich Senkbeil. Kontakt nach Dietzenbach hatte er damals schon. „Ich habe im Jahr 1978 im Foyer der Ernst-Reuter-Schule für die Volkshochschule die ersten Tanzstunden in Dietzenbach gegeben“, erzählt er. Daraus entwickelte sich ein Tanzkreis, der lange im Gemeindehaus der ehemaligen Rut-Gemeinde an der Rodgaustraße zu Gast war.

Nach der Trennung von seiner Frau wagte Senkbeil dann im Jahr 1990 den kompletten Umzug in die heutige Kreisstadt. Er eröffnete eine Tanzschule in einem ehemaligen Möbelhaus an der Ecke Bahnhofstraße/Babenhäuser Straße. Ganzen Generationen von Dietzenbachern brachte er dort die richtigen Schrittkombinationen bei. „In den Jugendkursen herrschte meist ein Mangel an jungen Männern“, erinnert er sich. Zum letzten Schülerkurs lud er im Jahr 2011. „Das war der angenehmste von allen, denn es kamen nur Paare.“ Die Ängste der Männer vorm Tanzen hat der Lehrer bis heute nicht verstanden. „Die Frauen lernen vielleicht leichter und schneller, aber den Männern muss man nur ein bisschen Zeit lassen“, sagt er.

Mit großen Abschlussbällen im Bürgerhaus feierten Senkbeil und seine Schüler über viele Jahre die frisch errungenen Tanzkünste. Dann war es auch Zeit für ein paar Tipps in Richtung Etikette. „Ich würde zum Beispiel nie das Jackett ausziehen, auch wenn es noch so warm ist“, sagt der Tanzlehrer. Ebenso sei es für seine Schüler selbstverständlich gewesen, niemals mit brennender Zigarette durch den Saal zu gehen, als in der Feststätte noch geraucht werden durfte. „Manchmal mussten dann die Jugendlichen ihren Eltern solch guten Sitten beibringen.“ Vieles habe sich mit zunehmendem Emanzipationsbestreben der jungen Frauen verändert. „Die meisten wollen den Stuhl heute gar nicht mehr gerückt haben.“ Auch die Musikauswahl sei schwieriger. „Früher konnte man noch langsamen Walzer auf Stücke der Popmusik tanzen.“

Vor fünf Jahren, pünktlich zum Rentenalter, hat Winfried Senkbeil seine Tanzschule geschlossen. Allerdings nicht so ganz. Noch immer ruft er mehrmals in der Woche seine Tänzer zusammen, mittlerweile im Europahaus an der Offenthaler Straße. „Egal, mit welcher Stimmung ich in die Tanzschule gegangen bin, ich bin immer gut gelaunt nach Hause gekommen“, erzählt er. Das gelte auch heute noch.

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https://www.op-online.de/region/dietzenbach/winfried-senkbeil-dietzenbachs-bekanntester-tanzlehrer-6948814.html


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