Siedentopf, Dr. Dörte

  • Ärztin im Ruhestand
  • Mitgründerin Arbeitskreis Aktives Gedenken in Dietzenbach
  • Spielte lange Jahre Querflöte im Ensemble Saitensprung
  • Engagiert sich bei Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, IPPNW
  • Ende 2015 Umzug nach Berlin

Dr. med. Dörte Siedentopf ist Allgemeinärztin und Psychotherapeutin im Ruhestand und IPPNW-Gründungsmitglied. Sie arbeitet im IPPNW-Arbeitskreis Atomenergie mit. Seit 1991 organisiert sie Kindererholungsreisen aus einem verstrahlten Kreis in Belarus und war seit 1995 Vorsitzende des „Freundeskreis Kostjukovitschi e.V. Dietzenbach“. Über 800 Kinder konnten bis heute eingeladen werden, dazu über 200 Erwachsene aus allen Bevölkerungsschichten. Der Verein leistet humanitäre Hilfe und finanzielle Unterstützung und führt Bürgerreisen nach Belarus durch. Dörte Siedentopf ist Teilnehmerin auf vielen nationalen und internationalen Kongressen und hält regelmäßig Vorträge über die Folgen von Tschernobyl und Fukushima.


Interview mit der Tagesschau vom 26.04.2011:
25 Jahre nach der Reaktorkatastrophe
“Tschernobyl wütet in den Genen”

Ein Vierteljahrhundert ist die Katastrophe von Tschernobyl bereits her. Doch die Folgen der radioaktiven Strahlung nehmen zu, sagt die Ärztin Dörte Siedentopf im Interview mit tagesschau.de. Sie leistet seit 20 Jahren in Weißrussland Hilfe und engagiert sich gegen Atomkraft.tagesschau.de: Frau Siedentopf, Sie fahren seit 1990 regelmäßig in weißrussische Orte, um dort Opfern der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zu helfen. Welche Auswirkungen gibt es dort?

Dörte Siedentopf: Über Weißrussland ist durch den Wind die größte Menge Radioaktivität niedergegangen. Unsere Partnerstadt Kostjukowitischi liegt etwa 180 Kilometer Luftlinie von Tschernobyl entfernt im Osten Weißrusslands. Der Kreis wurde zu einem Drittel verstrahlt. Von den damals 35.000 dort lebenden Menschen mussten 8000 umgesiedelt werden. Mehr als 30 Dörfer wurden abgetragen oder vergraben.

tagesschau.de: Welche Folgen sind heute noch zu spüren?
Siedentopf: Anders als bei jeder anderen Katastrophe nehmen die Folgen der radioaktiven Verstrahlung mit dem Abstand vom Ereignis zu. Das ist wie eine auf dem Kopf stehende Pyramide. In Fukushima sind wir noch unten in der Spitze. Tschernobyl ist da schon ein Stück weiter. Tschernobyl wütet in den Genen, aber auch in jeder anderen Zelle, die von Genen gesteuert wird. 25 Jahre danach ist das Problem vor allem die Niedrigstrahlung.

300 Jahre mit strahlenbedingten Krankheiten zu rechnen

tagesschau.de: Wie kommt es zur Niedrigstrahlung?
Siedentopf: Zum Beispiel durch Strontium und Cäsium, die eine Halbwertszeit von 30 Jahren haben. Man muss diese Zahl immer mit zehn multiplizieren. Solange dauert es, bis keines dieser radioaktiven Isotope mehr im biologischen Kreislauf ist. Während dieser 300 Jahre, also acht bis zehn Menschengenerationen, ist immer wieder mit der Zunahme strahlenbedingter Krankheiten zu rechnen.

tagesschau.de: Wo befinden sich die radioaktiven Substanzen?
Siedentopf: Die Radioaktivität ist in Weißrussland sicherlich längst ins Grundwasser gelangt. Es gibt dort Sumpfgebiete und sandigen Boden. Das Grundwasser steht nicht tief. Man geht davon aus, dass die Radioaktivität pro Jahr zwei Zentimeter in den Boden wandert. Dann sind wir jetzt bei 50 Zentimetern. Die Radioaktivität gelangt über das Wasser in die Pflanzen und Tiere. Auf einem sandigen Acker kann man mit einem Geigerzähler nichts mehr messen. Im Wald dagegen dringt die Radioaktivität durch das Laub und das Moos nicht hindurch. Sie bleibt an der Oberfläche. In einem Laubgebiet oder am Rande eines Waldes tickt der Geigerzähler noch, oder auch in Vertiefungen, wo sich Regenwasser sammelt.

Bestechungsgeld für die Zulassung von Medikamenten in Weißrussland

tagesschau.de: Welche Hilfe haben Sie geleistet?
Siedentopf: In den ersten zehn Jahren haben wir zum Beispiel Grundsubstanzen mitgebracht, aus denen in der Apotheke Augen- und Ohrentropfen oder auch Zäpfchen hergestellt wurden. Seit zehn Jahren ist dies nicht mehr erlaubt. Seitdem müssen die Apotheken herausgeben, was zentral eingekauft und zugeteilt wird.

tagesschau.de: Funktioniert diese zentral gesteuerte Zuteilung von Medikamenten?
Siedentopf: Die funktioniert im Großen und Ganzen. Es gibt aber Engpässe bei speziellen Dingen. Welche Mittel zugelassen werden, hängt oft vom Bestechungsgeld ab, das die Firma zahlt, die das Medikament registrieren lassen will. Ein Problem ist zum Beispiel, dass es nur zwei vom Staat zugelassene Sorten Insulin gibt. Kinder brauchen aber oft eine andere Form Insulin. Diabetes ist eine Krankheit, die nach Tschernobyl bei Kindern deutlich zugenommen hat. Schon Neugeborene haben manchmal Diabetes. Da leisten wir im Einzelfall Hilfe. Diabetes, Gehirnerkrankungen, Herzinfarkte

tagesschau.de: Wie kommt es, dass Diabetes bei Kindern häufiger auftritt?
Siedentopf: Das ist vor allem mit dem Cäsium und der damit verbundenen Niedrigstrahlung zu erklären. Es befindet sich in der Nahrungskette und gelangt so in den Darm von Schwangeren. Die Bauchspeicheldrüse der Kinder in der Gebärmutter wird so in der Entwicklung gestört. Die aber produziert das Insulin und gehört zu den sensibelsten Organen des Menschen.

Kinder haben bis zum dritten Lebensjahr kein Immunsystem, das Schäden repariert, und sie haben anders als Erwachsene eine hohe Zellteilungsrate. Die Zellteilung ist immer der kritische Moment, in dem die Strahlung störend wirkt. Deshalb werden Kinder schon durch minimale Dosen in ihrer Entwicklung gestört.

tagesschau.de: Welche Auswirkungen erleben Sie noch durch die verbliebene Strahlung?
Siedentopf: Man sagt zum Beispiel oft, die Menschen in der Gegend um Tschernobyl seien nervös und hätten die berühmte Tschernobyl-Phobie. Deswegen könnten sie sich nicht konzentrieren. Dies geht aber auf ganz diffuse Störungen im Gehirn zurück. Das Gehirn gehört nach der Geburt zu den Organen, dessen Zellen sich am häufigsten teilen.In der ersten Generation nach Tschernobyl sind Ehepaare zu 30 Prozent ungewollt kinderlos. In Deutschland sind es zehn Prozent. Durch die Schädigung des Erbguts kommt es zu einer Zunahme an Frühaborten und Frühgeburten, die zum Tode führen, weil die Kinder nicht lebensfähig sind. Was die Kinder überleben, wenn sie nicht schon im Embryonalstadium sterben, vererben sie weiter.

“Die Atomlobby und ein Diktator passen gut zusammen”

tagesschau.de: Es gibt verschiedene Angaben über die Zahlen der Opfer, wie erklären Sie sich das?
Siedentopf: Eine für die Statistik verantwortliche Frau erzählte mir, sie bekomme Vorgaben aus der Bezirksstadt. Es werde geschrieben, was die Vorgesetzten hören wollten, denn niemand wolle seine Prämie verlieren. Im Jahr 2010 gab es in der Statistik fast keine Krebstoten mehr. Alle nicht mehr jungen Menschen sterben offiziell an Altersschwäche. Auch ein an Krebs erkrankter Mensch kann an etwas anderem sterben. Deswegen ist der Statistik in autoritären Ländern wie Weißrussland, aber auch in der Ukraine nicht zu trauen. Je häufiger die Krankheiten auf andere Ursachen zurückgeführt werden, umso billiger ist es für das Gesundheitssystem. Die Atomlobby und ein Diktator passen gut zusammen. Beiden ist es nur recht, dass Tschernobyl historisiert wird. Die Menschen dort aber sagen, Tschernobyl ist unser Leben.

tagesschau.de: Welche Rolle spielen Weltgesundheitsorganisation WHO und die Internationale Atomenergiebehörde IAEA?
Siedentopf: Dass wir nicht aufgeklärt werden über viele Dinge, liegt an einem unsäglichen Vertrag zwischen der WHO und der IAEA von 1959. Die IAEA bestimmt, was die WHO zum Thema gesundheitliche Folgen radioaktiver Strahlung untersuchen und veröffentlichen darf. Viele Konferenzen haben nicht stattgefunden und Studien russischer, weißrussischer und ukrainischer Wissenschaftler zur Frage der Niedrigstrahlung sind nicht publiziert worden. Diese hat dankenswerter Weise 2009 die “New York Academy of Science” veröffentlicht.

“Fukushima ist viel schlimmer”

tagesschau.de: Wie schätzen Sie die Lage in Fukushima ein?
Siedentopf: Ich denke, die Lage dort ist viel schlimmer, weil kein Ende abzusehen ist und es auch um das hochgiftige Plutonium geht. Wir haben überhaupt keine Vorstellung, wie viel Radioaktivität ins Meer gelangt ist und wo sie hinströmt. Auch ist die Bevölkerungsdichte nicht mit dem ländlichen Weißrussland zu vergleichen. Hinzu kommt, dass das Trinkwasser in den Bergen gewonnen wird. Die Berge verhindern, dass sich die Wolken verteilen. Die Radioaktivität bleibt praktisch dort an diesem schmalen Küstenstreifen. Die Pläne, dass die Schäden in neun Monaten beseitigt sein sollen, sind völlig absurd. Das sind reine Worthülsen.

Das Interview führte Silvia Stöber, tagesschau.de

Hier geht es zum gesamten Interview:
https://www.tagesschau.de/ausland/tschernobyl134.html


Ein Artikel aus der TAZ vom 26. 12. 2011:

Ärztin mit sozialer Verantwortung:
Der heiße Stein

Die Ärztin Dörte Siedentopf organisiert seit 20 Jahren Erholungsaufenthalte für Tschernobyl-Kinder. Sie ist fassungslos über den Umgang mit Fukushima.

Dr. med. Dörte Siedentopf, geboren 1942 in Oldenburg, daselbst Schulbesuch und Abitur, ab 1961 Studium der Humanmedizin in Würzburg, Berlin, Göttingen. 1966 Examen, Promotion 1968. 1967 Heirat, zwei Kinder, ab 1970 dann im hessischen Dietzenbach tätig als niedergelassene Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapie in Gemeinschaftspraxis. Seit 2003 im Ruhestand.

Sie ist (seit der Gründung 1981) Mitglied im IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung). Sie initiierte die Verlegung von “Stolpersteinen” in Dietzenbach und gründete Anfang der 90er Jahre den “Freundeskreis Kostjukovitschi e. V. Dietzenbach, der u. a. zweimal jährlich Hilfstransporte nach Weißrussland schickt, mit medizinischem Gerät, Kleidung, Fahrrädern, Nähmaschinen, Computern usw.

Seit 20 Jahren werden für Tschernobyl-Kinder Erholungsaufenthalte in Deutschland organisiert. Gastfreundliche Dietzenbacher Familien nehmen jeden Sommer weißrussische Kinder auf. Der Freundeskreis hat inzwischen zahlreiche Mitglieder und viele Freundschaften in Kostjukovitschi geschlossen. Eine Reihe von tatkräftigen Helferinnen und Helfern des Freundeskreises kümmert sich um alles, auch um das Einsammeln von Geld- und Sachspenden. Seit 2009, zum 23. Jahrestag von Tschernobyl, besteht eine Städtepartnerschaft. Frau Dr. Siedentopf ist verheiratet mit einem Mediziner, auch beide Kinder haben Medizin studiert. Ihr Vater war Landarzt, ihre Mutter Hausfrau und Lehrerin..

Frau Dr. Siedentopf empfängt uns in ihrer kleinen Berliner Dachwohnung Anfang Dezember in Pankow am Bürgerpark. Bei Tee und Keksen erzählt sie uns von ihren Hilfsaktivitäten und Erfahrungen.

“Das Schlimmste ist, dass die Verantwortlichen nichts gelernt haben aus Tschernobyl. Ich bin fassungslos über den Umgang mit der Reaktorkatastrophe in Fukushima, die ja noch umfangreicher ist als die von Tschernobyl. Darüber, dass die Regierung die Evakuierungszone nicht entsprechend ausgeweitet und Frauen und Kinder nicht sofort in den Süden des Landes in Sicherheit gebracht hat, kann man nur hilflose Wut empfinden. Stattdessen wird die Bevölkerung systematisch belogen, sie wird gar nicht oder falsch informiert über die wirklichen Gefahren. Das ist vollkommen unverantwortlich. Was da jetzt auf die Japaner zukommt, an Erkrankungen und Problemen, das ist unvorstellbar. Und das nehmen Politik und Atomwirtschaft wirklich alles in Kauf! Weltweit!

Am Beispiel von Tschernobyl kann man sich das Ausmaß in etwa vor Augen führen. Viele Leute denken, das ist lange her, Tschernobyl ist eine vergangene Katastrophe, über die man auf Wikipedia nachlesen kann. Aber die Menschen in den radioaktiv verseuchten Gebieten leben von 1986 bis heute mit Tschernobyl. Die Folgen lassen nicht nach. Anders als bei Naturkatastrophen, nehmen sie mit der Zeit zu statt ab – und das für die nächsten 300 Jahre, mindestens. Ich gehe nachher noch genauer darauf ein.” (Siehe dazu auch den Bericht der “Gesellschaft für Strahlenschutz ” u. IPPNW: “Gesundheitliche Folgen von Tschernobyl, 20 Jahre nach der Reaktor- Katastrophe”, Anm. G.G.)

Menschen lebten Jahrzehnte im verstrahlten Gebiet
“Vorher will ich noch kurz etwas zu den Ursachen sagen und weshalb wir uns zu einer Hilfsaktion in Weißrussland entschieden haben. Es ist so, dass der größte Teil des verstrahlten Gebietes in Weißrussland liegt. 70 Prozent der Radioaktivität ging nieder auf die damalige Sowjetrepublik Weißrussland. Ein Viertel der Landesfläche wurde verstrahlt. Etwa 15 Kilometer vom Reaktor entfernt ist die weißrussische Grenze.

Und als der Wind die Wolke dann Richtung Moskau bewegte, da hat man zusätzlich noch schnell künstlich abregnen lassen, mit Silberjodit. Natürlich ohne die Bevölkerung zu informieren. Anfang Mai, bei wunderschönem Wetter, kam plötzlich ein klebriger, gelber Regen runter, erzählen die Leute. Man hat die Bevölkerung jahrelang im Unklaren gelassen, es gab nur Umsiedelungen, Anordnungen, Beschwichtigungen. Dosimeter waren strengstens verboten.

Besonders betroffen waren die Gebiete Gomel und Mogiljow. Im Mogiljower Gebiet liegt auch das Städtchen Kostjukovitschi, in das ich seit 20 Jahren fahre. Diese beiden Gebiete wurden großflächig verstrahlt und etwa eine Million Menschen mussten umgesiedelt werden, dazu musste man erst mal in den Großstädten und Bezirken Häuser bauen. Um Minsk herum ist eine riesige Stadt gebaut worden. Viele Leute lebten zehn Jahre auf den verstrahlten Gebieten, bis sie neue Wohnungen beziehen konnten, und viele leben immer noch auf kontaminiertem Boden und treiben Landwirtschaft.

Für alles muss ja, seit dem Untergang der Sowjetunion, der weißrussische Staat aufkommen. Allein in ,unserem’ Kreis sind 8.000 Menschen umgesiedelt worden. 26 Dörfer wurden abgetragen und eingegraben. Viele Dörfer in den verstrahlten Gebieten stehen leer, in einige sind alte Leute zurückgekehrt oder auch Kriegsveteranen aus Tschetschenien oder Afghanistan, die nicht in der Stadt leben können.

Vergleichbares gibt es in der Sperrzone um Tschernobyl herum. Menschen leben in den alten Dörfern, ohne Strom, ohne Leitungswasser und versorgen sich selbst, so gut sie können. Dort ist überall sandiger Boden, wie in Berlin – die Birken gehen von hier bis nach Moskau. Das Grundwasser ist sehr niedrig, d. h., wenn die Radioaktivität 2 Zentimeter pro Jahr in den sandigen Boden sinkt, dann ist die also jetzt bei 50 Zentimeter angekommen und nicht mehr weit entfernt vom Grundwasser.

Die Hälfte des Haushalts
Es hat also gewaltige Umwälzungen gegeben dort. Die Kosten für Weißrussland, auch die gesundheitlichen, waren immens. Die ganzen Erdarbeiten, die in den zehn, fünfzehn Jahren nach Tschernobyl gemacht worden sind, die Dekontaminierung der Schulhöfe, die ganzen Abtragungen – was weiß ich, wohin sie das gebracht haben. Also das alles hat der Staat Belarus bezahlt. Ich glaube, die Hälfte seines Haushalts ist in die Beseitigung von Tschernobyl-Folgen geflossen.

Und eines Tages konnte und wollte man die vergleichsweise großzügigen Regelungen aus sowjetischen Zeiten nicht weiterhin erfüllen. Deshalb hat Präsident Lukaschenko Tschernobyl quasi als überwunden erklärt, als museales Ereignis. Es gehen von den ehemals verstrahlten weißrussischen Gebieten keine Gefahren mehr aus, wurde offiziell erklärt.

Bis 20 Jahre nach der Katastrophe hatte es immer noch Vergünstigungen gegeben, es wurde ein sogenanntes Sarggeld bezahlt, an Leute, die als Liquidatoren ihren Ausweis hatten. Aber auch Leute, die umgesiedelt wurden, hatten einen Anspruch. Diese Zahlungen wurden weitgehend eingestellt. Es war nicht viel Geld, aber dazu kam noch kostenfreie medizinische Versorgung, die jetzt auch abgeschafft wurde. Und die Anerkennung bestimmter Krankheiten, als Folge von Tschernobyl, ist auch nicht mehr selbstverständlich.

Fast eine Million ,Aufräumarbeiter’ – meist junge Männer – wurden in Tschernobyl und Umgebung eingesetzt. Ein großer Teil von ihnen kam aus Weißrussland. Heute sind die meisten Liquidatoren invalide, haben Lungen- und Schilddrüsenkrebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Erkrankungen der Nieren, des Magen-Darm-Bereichs, Leukämie und auch psychische Erkrankungen. Etwa 100.000 sind bislang gestorben, im Alter zwischen 40 und 50 Jahren. Viele begingen Selbstmord. Und da wurde einfach gesagt, Tschernobyl ist vorbei. Es hat Proteste gegeben in Minsk. Und gerade jetzt ist in Kiew wieder protestiert worden, mit einem Hungerstreik der Liquidatoren, gegen die krassen Einschnitte, die auch die Ukraine an Renten und Vergünstigungen vorgenommen hat.

In den Dörfern sind die Kosten niedriger
In Weißrussland war zum Beispiel für Betroffene der Kindergarten kostenlos, das Schulessen war kostenlos, die Kinder bekamen auch besondere Vitamine, und Kuren – die bekommen sie zwar jetzt auch noch, einmal pro Jahr, aber ansonsten wurde alles zurückgefahren. Auch das vitaminreiche Essen für die Schulen und Kindergärten. Also der Ausweis, den sie alle haben, den haben sie uns gezeigt, aber der gilt eigentlich nicht mehr. Alle ehemaligen Ansprüche sind gestrichen.

Wenn man ohnehin nur wenig hat und auch noch krank ist, dann wirken sich die Streichungen und Kürzungen sehr empfindlich aus. Jetzt gerade haben sie wieder – wie jedes Jahr – die kommunalen Abgaben erhöht, also Wasser und Wärme. Und die Wärme für die Stadt, für die großen Häuser und Blocks, die läuft im Winter in unisolierten Rohren über das Feld, da geht schon jede Menge verloren, was ja auch bezahlt werden muss. Deswegen leben auch viele Leute lieber in den Dörfern, dort können sie ihre Kosten reduzieren.

Die hohe Staatsverschuldung, die alle Menschen einschränkt und bedrückt, ist sicher einerseits durch Tschernobyl bedingt, aber auch durch massive Misswirtschaft. Es gibt eine Hyperinflation in Belarus, momentan sind das etwa 113 Prozent. Der Durchschnittsverdienst liegt bei 150 bis300 Euro im Monat. Arbeiten im Ausland ist nicht erlaubt.

Keinerlei Opposition wird geduldet
Die Grenzen zu den neuen EU-Mitgliedstaaten Polen, Lettland, Litauen sind dicht für Weißrussen. Aber es ist nicht nur das Geld, der drohende Staatsbankrott, es gibt auch eine ungeheure Unfähigkeit, wirklich in 20 Jahren irgendwas an Staat überhaupt aufzubauen, an Demokratie. Keinerlei Opposition wird geduldet. Dennoch kommt es zu Protestdemonstrationen. So auch gegen den ungeheuerlichen Beschluss, ein AKW zu bauen.

Weißrussland hat kein AKW. Aber unmittelbar nach Fukushima hat Lukaschenko gesagt, er will jetzt eins bauen, mit russischer Hilfe, in Ostrowez, 20 km von der litauischen Grenze entfernt. Der Vertrag wurde inzwischen von Lukaschenko und Putin besiegelt. Es wird mehr als 5 Milliarden Euro kosten, wurde gesagt, das AKW soll modern und vollkommen sicher sein, saubere und preiswerte Energie liefern und Arbeitsplätze schaffen, all diese Propagandageschichten. Da ist die Atomindustrie in Ost und West gleich.

Also das sind so andeutungsweise die äußeren Bedingungen. Vieles kenne ich aus eigener Anschauung. Angefangen hat das so: Wir haben damals, 1990 – nach Glasnost und Perestroika – an einer Gruppenreise nach Minsk für Versöhnung und Völkerverständigung teilgenommen. Veranstalter war ein kirchlicher ,Arbeitskreis Frieden’ in Bonn/Bad Godesberg.”

(Die Republik Weißrussland hatte am meisten unter dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion zu leiden, unter den Gräueltaten von Militär und Sondereinsatzgruppen. Nach drei Jahren Besetzung war das Land verwüstet und ausgeraubt, es verlor viele Einwohner, und fast die gesamte jüdische Bevölkerung war ermordet. In der Nähe von Minsk errichteten die Deutschen das größte Vernichtungslager auf sowjetischem Boden. Anm. G.G.)

“Das hat mich auch deswegen interessiert, weil mein Vater lange Jahre… es gibt Briefe aus Brest. Festung Brest. Es gibt Bilder…, auch im Lazarett. Das war eben, wie heißt das? Heeresgruppe Mitte, eines der Lazarette, die sie da hatten. Briefe und Bilder… und wie er da so… Irgendwie dachte ich immer, ich muss das mal sehen. Wir haben natürlich nie mit ihm über all diese Dinge geredet. Und 1963 ist er dann gestorben, an einer bösartigen Erkrankung auch. Ich weiß nur noch, meine Mutter kolportierte, dass er mal gesagt hat: ,Wenn wir den Krieg verlieren, dann gnade uns Gott!'”

Die Kinder mit den Narben
Frau Dr. Siedentopf hat sich wieder gefangen und erzählt weiter: “Wir haben alles angeschaut, auch das ehemalige Getto. Und eher zufällig haben wir fünf Ärzte aus der Gruppe dann auch eine Klinik besucht, außerhalb von Minsk. Da erholten sich Kinder, die behandelt wurden nach Schilddrüsenkrebs. Das waren die ersten Opfer, die wir sahen, in einem ehemaligen Erholungsheim für Funktionäre. Alle Kinder waren blass und mit einer roten Narbe am Hals.

Da ist uns das erst klar geworden, dass Tschernobyl nicht vorbei ist. Eine Ärztin sagte uns dann, dass ihnen eigentlich nicht so sehr Versöhnung und Völkerverständigung helfen könnten, sondern dass sie konkrete medizinische Hilfe brauchen. Wenn wir helfen möchten, sollen wir in die Provinz gehen, die großen Kliniken in Minsk seien schon relativ gut versorgt. Da war die Frankfurter Uniklinik engagiert. Und wir bekamen eine Anschrift und sagten, wir überlegen das mal. Und bald darauf sind wir dann zu zweit nach Kostjukovitschi gefahren. Das liegt etwa 180 Kilometer Luftlinie von Tschernobyl entfernt, im Osten Weißrusslands.

Meine Stadt Dietzenbach hat 35.000 Einwohner, etwa so viele wie Kostjukovitschi. Wir besuchten dort den Chefarzt in einem alten Krankenhaus von 1905, es war unglaublich, Baracken, so im Gelände verteilt, ohne irgendwas. Er zeigte uns alles, und wir lernten dann auch die hochschwangere Apothekerin Larissa kennen, die bis heute unsere zuverlässige Verbindungsfrau und auch Freundin ist. Sie zeigte uns ihre Apotheke, die ebenfalls sehr schlecht ausgerüstet war. Es fehlte an Verbandsmitteln, an Verbrauchsmaterial. Für Kinder, hieß es, gibt es keine Zäpfchen. Sie konnte auch keine selbst herstellen, denn es fehlte die Rohsubstanz Kakaobutter.

Und warum macht ihr keine Augen- und Ohrentropfen? Es gibt keine Pipettenfläschchen, erklärte sie. Und da begann dann unser Projekt erst mal mit der medizinischen Hilfe. Es ging um die Folgekrankheiten von Tschernobyl, darum, da irgendwie behilflich zu sein. Und mit diesen Menschen, dem Chefarzt, der Apothekerin und noch einer Kinderärztin, haben wir dann eigentlich zehn Jahre lang ein sehr intensives medizinisches Projekt gehabt.

Wir haben für das Apothekenprojekt geschickt – oder gebracht -, was an Substanzen benötigt wurde. Sie haben es dort selbst verarbeitet. Die Kinderzäpfchen wurden dann kostenlos oder ganz billig abgegeben. Eine wichtige Hilfe waren auch gynäkologische Präparate, Frauenzäpfchen. Nach zehn Jahren war das dann nicht mehr möglich, weil die Medikamentenzuteilung zentralisiert wurde, die Apotheken waren nur noch Verkaufsstellen und durften nichts mehr selbst herstellen.

Zu dieser Anfangszeit hatte das auch schon angefangen, dass Kinder eingeladen wurden nach Deutschland. 1990 waren die ersten Kinder in der DDR eingeladen zu Erholungsaufenthalten. Die konnten dort ja auch Russisch und hatten schon Kontakte. 1991 fing es dann auch bei uns an. Unsere Stadt hat gesagt, sie wird die Finanzierung von 50 Kindern aus der Tschernobyl-Gegend übernehmen für einen Urlaub im Taunus. Aber ich sagte, sie sollen doch Kinder aus Kostjukovitschi nehmen und auch unsere Familien in Dietzenbach sollen sich mit dem Thema beschäftigen.

Ich war etwa 40-mal in Weißrussland
Und so wurde es dann gemacht, wobei zwei, drei Jahre es noch die Stadt finanzierte und danach unser ,Freundeskreis Kostjukovitschi e. V.’, der sich dann auch juristisch gegründet hat, damit wir die Spendengelder richtig abrechnen konnten. Die Familien und die Kinder haben sich trotz Sprachschwierigkeiten und Fremdseins sehr schnell miteinander angefreundet. Viele dieser Freundschaften haben sich erhalten über die Jahre. Bis heute waren mehr als 900 Kinder und 250 Erwachsene in Dietzenbach unsere Gäste. Viele freundschaftliche Gegenbesuche haben stattgefunden. Und ich bin seitdem etwa 40-mal in Weißrussland gewesen.

Vom ersten Jahr an eigentlich haben wir immer auch – neben der medizinischen Hilfe – fehlende Gegenstände für das Alltagsleben in dieser Mangelgesellschaft gesammelt. Erst in meiner Praxis, später bekamen wir dann eigene Räume. Es wurden Pakete geschickt, es fahren zweimal jährlich Transporte mit Lastwagen, wir sammelten alles, Kleidung, Fahrräder, Nähmaschinen, Spielzeug, Musikinstrumente, Computer, Sportgeräte usw. Wir hörten uns auch dort um, was so gebraucht wird, eine Kunstschule wünschte sich einen Brennofen.

Ein Altenheim auf dem Dorf brauchte alles: Betten, Matratzen, Bettzeug, Kleidung, Teppiche, Möbel, Geschirr usw. Da waren wir sehr engagiert, es gab auch eine Einrichtung für das Kabinett des Arztes, der da ab und zu hinkommt, Liege, Apparate. Oder auch für Kinderärzte haben wir Stethoskope und Ohrspiegel geschickt, an denen es fehlte, oder Spekula, mit denen man in die Nase guckt, solche Dinge. Ach ja, auch kleine Spiegel, mit denen man in den Kehlkopf guckt, schickten wir. Die sind aber immer nach einem Jahr schon blind geworden, und wir haben gefragt, was sie denn damit machen. Die wurden sterilisiert in der allgemeinen Sterilisation, die die Spiegel kaputt machte. Dann haben wir einen eigenen kleinen Sterilisator besorgt, und ab da lief es dann.

Ein anderes Projekt sind Kindergärten. Wir gingen in die Dörfer und haben gesehen, dass sie nichts haben an pädagogischem Einrichtungsmaterial. Nicht mal Bauklötzchen oder Puppenwagen. Mit dem nächsten Transport haben wir dann so eine Grundausstattung geschickt. Und als ich mal wiederkam, im Winter, da waren nur noch drei Kinder da. Und man erklärte mir, nein, die sind nicht krank, die Eltern können das nicht bezahlen, wir sind zwar ein Umsiedlungsdorf, aber die Hilfen wurden gestrichen.

Und im Winter haben die Eltern keine Arbeit auf der Kolchose, da behalten sie die Kinder zu Hause. So haben wir dann die Kosten übernommen, und es kamen noch viele andere Kindergärten dazu. Der kleinste, den wir zurzeit finanzieren, das ist einer mit fünf Kindern. Sie leben in einem Ort, wo es nichts mehr gibt. Kolchose ist nicht mehr da, Schule ist weg, nur noch den Kindergarten gibt es. Und ganz wichtig für Kindergartenkinder ist, es gibt dort mehrere Mahlzeiten, vitaminreiches, gesundes Essen.

Nun will ich zum Gesundheitszustand kommen, über den man wohlweislich hier nichts zu hören bekommt. Es ist wichtig, dass man sich mal klarmacht: Mit dem Abstand zum Ereignis werden die Folgen für die Menschen und das biologische Leben immer katastrophaler. Das wollen unsere Regierungen und Medien genauso wenig sehen wie Lukaschenko, der das Ereignis per Beschluss für MUSEAL erklärt.

Die versteckten Mütter
Nach Tschernobyl gab es verschiedene katastrophale Wellen. Die erste betraf einerseits Erwachsene: Liquidatoren, Ärzte, Leute, die in die verstrahlten Dörfer gingen, und die Bevölkerung dort auch. Da sind viele recht bald an Krebs gestorben. Und andererseits waren dann gleich die Kinder betroffen. In dieser Gegen Weißrusslands herrscht Jodmangel – sie haben ja keine Küste wie die Japaner zum Glück -, und so wurde das radioaktive Jod massiv aufgenommen von der kindlichen Schilddrüse. Es hat eine kurze Halbwertzeit, also das ist in den ersten zehn Tagen aufgenommen worden.

Man hat nach Tschernobyl versucht, bei allen betroffenen Schwangeren abzutreiben. Die Mütter haben sich aber zum Teil versteckt. Und direkt in dem Jahr danach gab es auch bei diesen Kindern Schilddrüsenkrebs. Eine Krankheit, die es vor Tschernobyl bei Kindern gar nicht gab. 4.000 Schilddrüsenkrebsfälle bei Kindern in Weißrussland sind offiziell bestätigt, die sind operiert, die sind nachbestrahlt, die müssen lebenslang Hormone nehmen, sonst werden sie zu Kretins. Aber das müssten sie eigentlich kostenlos kriegen, auch heute, 25 Jahre danach noch, und auch im Falle der später aufgetretenen Funktionsstörungen.

Wir haben jetzt bei der nächsten Generation vermehrt auftretende Bluterkrankungen. Wir sagen: TSCHERNOBYL WÜTET IN DEN GENEN. Und das ist die nächsten 300 Jahre so, weil Strontium und Caesium eine Halbwertzeit von 30 Jahren haben und das mit 10 multipliziert. Das ist die Faustregel. Sieben bis acht Generationen, mindestens. Ganz zu schweigen vom Plutonium, das eine Halbwertzeit von 24.000 Jahren hat. Ein Problem ist Diabetes, bei Kindern und Erwachsenen. Besonders bei Neugeborenen. Das gab es früher auch nicht.

Und es ist so, dass der Staat zwei Sorten Insulin einkauft, und damit müssen alle klarkommen. Kinder brauchen aber mindestens noch eine dritte Sorte, und die gibt es nicht, außer es kümmern sich NGOs darum. Die betreiben auch die fehlende Aufklärung. Ein anderes Problem sind Augenstörungen bei Kindern, Linsentrübungen. Und es gab eine Zunahme von Brustkrebs bei Frauen, viele starben innerhalb von fünf Jahren. Könnte es sein, dass strahleninduzierter Krebs viel bösartiger ist als ein Alltagskrebs, der sich entwickelt?

Die Zahl der Missbildungen ist gestiegen. Abtreibung ist ein großes Thema. Schwangerschaftsverhütung kostet Geld, das kann sich kaum jemand leisten. Das ist ein großes Problem. Und es gibt andererseits das Problem der unfruchtbaren Paare. In Kostjukovitschi gibt es 30 Prozent ungewollt sterile Ehen. Eine andere Geschichte ist die Zunahme bösartiger Tumore, die 6-, 7-, 8-, 9-jährige Kinder jetzt entwickeln. Hirntumore, Knochentumore.

Ein weiteres großes Problem: In den verstrahlten Gebieten heilten Wunden nicht mehr, es war dramatisch. Der Grund ist eine Immunschwäche, weil das radioaktive Strontium sich in den Knochen einbaut und da bleibt. Und im Knochen wird das Blut gebildet, es wird ständig bestrahlt! Es ist dann wie bei Aids, dass Impfungen nicht angehen, weil keine Antikörper mehr gebildet werden. Also auch Zunahme von Polio, trotz Impfungen. Und es gibt eine Zunahme von Tuberkulose, weil auch da die Impfungen nicht mehr angehen und die Leute einfach auch keine gute Ernährung haben. Zudem haben viele ihr Gemüse mit Regenwasser gegossen und sie sammeln im Herbst Pilze und Beeren, die immer noch hochkontaminiert sind.

Geschädigte Zellen
Die Vielzahl der behinderten Kinder, mit geistigen und körperlichen Beschädigungen, ist eine direkte Folge der Strahlenbelastung. Man muss sich das mal klarmachen, dass bei den Frauen ja die Eierstöcke bereits in ihrem Embryonalstadium angelegt sind, eine große Menge von Zellen entwickeln sich zu Eierfollikeln, 8 Millionen. Und alle Schädigungen der Mutter kriegen diese Zellen ab. Die Placenta hat eine Schutzschranke, und ausgerechnet da kann sich die Radioaktivität sozusagen konzentrieren. Die beschädigten Eier können nicht repariert werden. 1 bis 2 Millionen sind es bei der Geburt. In der Pubertät noch etwa 400.000. Und die können dann bereits im Mutterleib beschädigt worden sein mit den entsprechenden Folgen bei einer Schwangerschaft.

Und noch etwas ist sehr wichtig zu wissen: Was die genetischen Schäden angeht und die Krebshäufigkeit usw., das sind alles Folgen von NIEDRIGSTRAHLUNG, und das ist etwas anderes als die Strahlenkrankheit der Liquidatoren. Etwas, das permanent von den Verantwortlichen geleugnet wird.

Die Schädigung der Organe durch inkorporierte künstliche Radionuklide, daran sind die kurzwelligen Strahlen schuld. Bei Zellschädigung durch Radioaktivität hat die Zelle vier Möglichkeiten. 1.: Die Zelle stirbt sofort ab. 2.: Die Funktion der Zelle wird zerstört. 3.: Die Zelle entartet und es entwickelt sich Krebs. 4.: Die Zelle kann sich reparieren. Das können aber nur erwachsene Zellen. Embryonen haben gar keine Reparaturmechanismen, auch Kinderzellen können das nicht. Sie sind aufs Wachsen und Teilen aus und erst allmählich kriegen sie ihren Reparaturmechanismus. Und deshalb sind Kinder auch so besonders gefährdet. Und aus diesen Gründen hätten alle Schwangeren und Kinder sofort aus Fukushima weggebracht werden müssen!

Die Atomwirtschaft, das ist noch mal eine Dimension, die wir gar nicht einschätzen können, weil so viele wirtschaftliche Interessen, so viel Geld dahinter stecken. Was wir aber einschätzen können, ist, dass sie und ihre Lobbyisten – zu denen auch die Politik und die einschlägigen Organisationen gehören – absolut zynisch sind und entsprechend agieren. Das fängt schon an mit den Grenzwerten. Selbst in der Ukraine und in Weißrussland gelten niedrigere Grenzwerte als bei uns.

Es gibt einfach keine verbindliche unabhängige Instanz auf der Welt. Die WHO hat nur EINEN EINZIGEN Menschen, der sich mit Strahlung beschäftigt! Aber sie hat ja ohnehin nichts zu sagen. In Strahlen-Angelegenheiten hat sie einen absoluten Maulkorb. Seit dem Vertrag von 1957 ist sie der IAEO (International Atomic Energy Agency) unterstellt, und die unterdrückt jede Meldung über die reale Strahlengefahr. Wir müssen das anprangern, diese Unterstellung der WHO unter die IAEO, diesen Knebelvertrag. Der IPPNW fordert eine Kündigung dieses Abkommens! Vielleicht kann die WHO dann endlich dem Artikel eins ihrer Verfassung gerecht werden: allen Völkern zur Erreichung des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu verhelfen.”

Der Foodwatch-Report des IPPNW (August 2011, deutsche Sektion), formuliert unmissverständlich: Die Festsetzung von Grenzwerten ist letztlich “eine Entscheidung über die tolerierte Zahl von Todesfällen”.

Hier geht es zum gesamten Artikel:
https://taz.de/Aerztin-mit-sozialer-Verantwortung/!5104614/

Stappelton, Helga

Zusammen mit ihrem Mann Georg Stappelton, der im Krieg einen Arm verloren hatte, hat Helga Stappelton über Jahrzehnte hinweg das Wohl und die Entwicklung des Vereins VSG Dietzenbach bestimmt.

1994 erhielt Helga Stappelton das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der BRD.

2003 Trägerinnen des Bürgerpreises für ehrenamtliche Sozialarbeit vom Kreis Offenbach

2010 Ehrung für ihr 40-jähriges Engagement im Breiten- und Rehasport vom HBRS


Aus der Offenbach Post vom 29.4.2014

Ad
Feier im Zeichen der Trauer
„Helga, du wirst uns sehr fehlen“

Dietzenbach – Die Feier des Vereins für Sport und Gesundheit zum 50-jährigen Bestehen stand im Zeichen der Trauer. Von Matthias Towae

Ein trauriger Umstand wirft Schatten auf einen freudigen Anlass: Auf der akademischen Feier zum 50-jährigen Bestehen des Vereins für Sport und Gesundheit (VSG) ist die Trauer über den Verlust der kürzlich verstorbenen Ehrenvorsitzenden Helga Stappelton groß. Kurz nachdem Vorsitzender Norbert Spengler am Samstag die zahlreichen Gäste im Theaterbistro des Bürgerhauses willkommen heißt, verschlägt es ihm die Sprache. Die Trauerrede bricht er unter Tränen ab. Schriftführerin Edith Konrad kommt ihm zu Hilfe: „Helga war die Seele unseres Vereins“, lässt sie die Rede gefasst an. Sie und ihr Mann Georg haben den Verein aufgebaut und mehr noch weit über die Gemarkungsgrenzen bekannt gemacht. Die Vielzahl von Feiern trügen unter anderem zu diesem hohen Bekanntheitsgrad bei. .

„Wir alle denken an viele schöne Erlebnisse mit ihr“, sagt Ehrenbürgermeister Jürgen Heyer, der zugleich die Feier moderiert, und fährt fort: „Ich denke, so eine Feier ist auch in ihrem Gedenken, weil sie alle einschließt, die die Kontinuität des Vereins gewahrt haben“, würdigt er der Verstorbenen Einsatz für die Mitglieder des VSG. Stadtverordnetenvorsitzende Kornelia Butterweck ergreift ebenfalls die Chance zu einer kurzen Ansprache und würdigt Stappelton als „großartige Frau“.

Magistratsmitglied Rainer Engelhardt, der in Vertretung für Bürgermeister Jürgen Rogg zugegen ist, würdigt den Verein und die Verstorbene. „Die Kreisstadt ist stolz darauf, so einen Verein zu haben“, betont Engelhardt, „weshalb sie auch in Zukunft ihren Beitrag leisten wird“, sagt er zum Abschluss seiner Rede und übergibt als Geschenk eine Kreisstadt-Chronik an den Vorsitzenden. Bei einer Neuauflage derselben wolle er dafür eintreten, dem Verein zumindest eine Seite zuzugestehen, da in selbiger Chronik der VSG fehle.

Die Dietzenbacher Landtagsabgeordnete Ulrike Alex wünscht sich, „dass der Verein auch zukünftig seine segensreiche Arbeit weiterverfolgen kann“. Sie wiederum möchte ihren Teil dazu beitragen. Ferner äußert sie die Hoffnung, „dass vielleicht auch diese Feierstunde dazu beiträgt, wieder mehr in den öffentlichen Fokus zu rücken“. Andere Ehrengäste schwelgen in Erinnerungen. Zum Beispiel Heinz Wagner, Vize-Präsident des Hessischen Behinderten- und Rehabilitationsverbands: „Ich habe drei Jahrzehnte mit Helga Sport getrieben, das Frauen- und Kindersportfest auf den Hessentagen eröffnet. Helga, wir vermissen dich, du wirst uns sehr fehlen“.

Im Rahmenprogramm beeindruckte Jungzauberer Philippe Walter die Gäste mit seiner Show und Familie Neumann zeichnete für die musikalische Untermalung der Veranstaltung verantwortlich.

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Conrad, Edith

  • geboren 1940 in Deutschland
  • Überlebende des Holocaust
  • Großeltern Hermann und Paula Eschwege
  • Tochter von Joseph und Esther Ortloff, geborene Eschwege
  • Inhaberin des Ehrenbriefes des Landes Hessen
  • Langjährige Vorsitzende der Volkshochschule Dietzenbach
  • Langjähriges Vorstandsmitglied der VSG Dietzenbach
  • Langjährige Stadtverordnete
  • Gründungsmitglied Arbeitskreis Aktives Gedenken in Dietzenbach e.V.

Ihr Vater war Katholik. Edith Conrad überlebte den Holocaust gemeinsam mit ihrer Mutter im Versteck. Die Großeltern Eschwege und die Tante Theresia Wolf mit ihrem Ehemann wurden deportiert und kamen im Konzentrationslager um. Edith Conrad war die einzige der Familie Eschwege aus Frankfurt, die in Deutschland lebte. Die Lehrerin, Diplom-Pädagogin und Psychologin ging als Zeitzeugin in Schulen und war sozial und politisch tätig.


Aus der Offenbach Post vom 21.10.2010:

Engagement als Lebensmotto

Dietzenbach ‐ Kater Sebastian hangelt an der Treppe entlang, hascht mit seiner Pfote nach seinem Frauchen. „Der kleine Kerl ist intelligent, der findet einfach alles“, sagt Edith Conrad und lacht. Von Ingrid Zöllner

Das junge Katerchen habe sie aus therapeutischen Zwecken für ihren Lebensgefährten Jim (72) geholt, sagt sie, der derzeit im Krankenhaus liegt. Die beiden sind seit 26 Jahren ein Paar. Es ist keine einfache Zeit für die 70-Jährige, die in ihrem Leben viel mitgemacht hat.

Conrad wurde 1940 in Bielefeld geboren und bekam die Auswirkung des Krieges hautnah zu spüren. „Meine Mutter war Jüdin“, erzählt sie. Und als die junge Edith gerade mal vier Jahre alt war, im September 1944, da wurde ihre Mutter von der Gestapo geholt, erinnert sich Conrad noch genau. Nach einem Bombenangriff hatte das vierjährige Mädchen eine Rauchvergiftung erlitten, kam daraufhin in das Kinderheim eines Klosters in Bad Salzuflen.

Dank der Kontakte des katholischen Vaters zur Caritas gelang es, die Mutter aus den Fängen der Gestapo zu befreien, die anschließend unter falschem Namen bei Bauern in der Nähe von Bad Salzuflen unterkam. Sie gab sich als polnische Arbeiterin aus und zog von Hof zu Hof, starb indes nur wenige Jahre nach Kriegsende, 1948, an einem schwerem Herzleiden. Bereits 1946 hatte die junge Edith erfahren müssen, dass ihre Verwandten nach Sobibor und Belzec deportiert und dort getötet worden waren.

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https://www.op-online.de/region/dietzenbach/engagement-lebensmotto-970410.html


Aus der Offenbach Post vom 03.05.2018:

Freunde und Weggefährten erinnern an Edith Conrad
Gegen das Vergessen gekämpft

Dietzenbach/Frankfurt – Mit einer Gedenkfeier haben sich Freunde und Weggefährten in Frankfurt von Edith Conrad (†) verabschiedet. Die Dietzenbacherin war eine der letzten Zeitzeugen des Holocausts und maßgeblich an der Stolpersteinverlegung in der Kreisstadt beteiligt. Von Ronny Paul

„Warum gibt es keine Stolpersteine in Dietzenbach?“ Diese Frage trieb Edith Conrad (*1940 – †2018) um, schrieb sie in Horst Schäfers Buch „… und tilg nicht unser Angedenken“. Edith Conrad, die aus einer christlich-jüdischen Familie stammte, bekam die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs hautnah zu spüren und entkam den Fängen der Gestapo nur knapp. Ihre Verwandten hingegen starben in den Konzentrationslagern Sobibor und Belzec. Edith Conrad hat zeitlebens gegen das Vergessen der Gräueltaten der Nationalsozialisten gekämpft. Daran und an ihr soziales Engagement sowie an ganz persönliche Erlebnisse mit ihr erinnerten sich Freunde und Weggefährten bei einer Gedenkfeier in der Kapelle der Henry-und-Emma-Budge-Stiftung in Frankfurt-Seckbach. Der Dietzenbacher Buchautor Horst Schäfer hatte die Gedenkfeier zusammen mit Renate Rauch und Martina Faltinat vom „Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt e. V.“, bei dem Edith Conrad mitgewirkt hat, initiiert, das Dietzenbacher Ensemble Saitensprung begleitete die Zusammenkunft mit jüdischen Liedern.

„Als schmerzhaften Verlust“ bezeichnete der ehemalige Fraktionskollege Jens Hinrichsen (FW-UDS) Edith Conrads Ableben und erinnerte auch an ihr Engagement, in der Kreisstadt Stolpersteine verlegen zu lassen. Mit der Ärztin Dr. Dörte Siedentopf, dem Ehepaar Artus und Gisela Rosenbusch sowie Peter Gussmann setzte sich Edith Conrad für aktives Gedenken in der Kreisstadt ein.

In Horst Schäfers Buch schrieb sie: „In den Nachbarstädten Dreieich, Rödermarkt, Rodgau, Heusenstamm und auch für den Kreis Offenbach war von Berufs- und Lokalhistorikern ab Mitte der 1980er Jahre – teils mit aktiver Förderung und Unterstützung der Städte und des Kreises – die NS-Zeit erforscht worden.“ In Dietzenbach fand sich jedoch kein Mahnmal – „außer einer pauschalen Erwähnung auf einer Wandtafel im Heimatmuseum“. Mit Veranstaltungen wirkte Edith Conrad zusammen mit der „Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen“ (AsF) Anfang der 2000er Jahre dem entgegen. „Die Stolperstein-Idee fand nicht überall Beifall“, berichtete Edith Conrad in Schäfers Buch. Gegen einige Widerstände schaffte der Aktivkreis schließlich, Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig vor den damaligen Häusern von jüdischen Dietzenbachern und anderen NS-Verfolgten zu verlegen, um die Nachwelt an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft zu erinnern. Im Februar 2006 wurden schließlich die ersten Stolpersteine verlegt.

1940 in Bielefeld geboren, bekam Edith Conrad als Kind einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters hautnah zu spüren, wie skrupellos die Nationalsozialisten waren. Im September 1944, als Edith Conrad gerade einmal vier Jahre alt war, stand die Gestapo in der Tür und wollte Mutter und Tochter mitnehmen. Auf dem Revier gelang es der Mutter, erzählt Horst Schäfer, die Gestapo zu überzeugen, das Kind aufgrund einer bei einem Bombenangriff erlittenen Rauchvergiftung und wegen des katholischen Vaters nicht mitzunehmen. Die Mutter versteckte Edith Conrad dann unter falschem Namen in einem Kinderheim eines Klosters in Bad Salzuflen.

Dank der Kontakte des katholischen Vaters zur Caritas gelang es, die Mutter aus den Fängen der Gestapo zu befreien, die anschließend unter falschem Namen bei Bauern in der Nähe von Bad Salzuflen unterkam. Sie gab sich als polnische Arbeiterin aus und zog von Hof zu Hof, starb allerdings nur wenige Jahre nach Kriegsende, 1948, an einem schweren Herzleiden. Bereits 1946 hatte die junge Edith erfahren müssen, dass ihre Verwandten nach Sobibor und Belzec deportiert und dort getötet worden waren.

Edith Conrad fehlt als Zeitzeuge, als Mensch, der sich stets mit Engagement, Neugierde und kritischem Blick für vieles eingesetzt hat. Da sind sich alle Anwesenden bei der Gedenkfeier einig. Denn Edith Conrad war nicht nur in verschiedenen jüdischen Projekten und Vereinen sowie lokalpolitisch (SPD und anschließend UDS) aktiv, sie war jahrzehntelang im Vorstand der Volkshochschule, Lehrerin an verschiedenen Schulen, im VSG, hat den Landesverband für Legastheniker mitgegründet und saß im Vorstand der Muskelkranken in Hessen. Für ihr Wirken wurde sie mit dem Landesehrenbrief ausgezeichnet.

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Aus der Offenbach Post vom 24.05.2011:
Es ist und bleibt eine Schikane

Dietzenbach – Edith Conrad steckt in der Schikane in der Limesstraße fest. Sie kommt nicht vorwärts und nicht rückwärts. Aus ihrem Auto aussteigen kann sie ebenfalls nicht, da Betonpalisaden die Türen auf beiden Seiten blockieren. Von Domenico Sciurti

„Ich bin dann so lange mit dem Auto vor und zurückrangiert, bis ich mich befreien konnte“, erinnert sie sich mit Grausen.

Für die Freiheit musste Conrad allerdings einen größeren Sachschaden an ihrem Fahrzeug in Kauf nehmen; „die Kühlerhaube und die ganze rechte Seite sind total verbeult“, ergänzt sie. Die Leiterin eines pädagogischen Instituts kam gerade vom Einkauf zurück, als sie in besagte Straße einbog und mit der rechten Seite ihres Autos die berühmt-berüchtigte Verengung rammte.

Auch Angelika Ostwald hatte leidliche Erfahrung mit der Schikane gesammelt, die Lastwagen aus dem Wohngebiet heraushalten soll: Im November streifte sie ebenfalls beim Abbiegen die Anlage (wir berichteten). Mehr als 3000 Euro Schaden entstanden dadurch. Die Versicherung übernahm zwar die Kosten, eine Selbstbeteiligung musste die fünffache Mutter dennoch zahlen, zudem wurde ihr Beitrag hochgestuft.

„Uns erreichen nur selten Meldungen über Unfälle an dieser Stelle“, sagt Harry Keckeis, stellvertretender Dienststellenleiter der örtlichen Polizeistation. Gerade so genannte Schrammer melden oftmals gar nichts. In der vergangenen Woche kam allerdings ein Rettungswagen zu Schaden. „Der blieb mit dem Trittbrett in der Verengung hängen“, berichtet Keckeis. Der Wagen sei gerade von einem Einsatz zurückgekommen.

Die Straßenverengung in der Limesstraße ist Conrad schon lange ein Dorn im Auge; seitdem die Leitplanken gegen Betonpalisaden getauscht und die ganze Anlage um ein kleines Stück versetzt wurde. Vielen falle es schwer, da durchzufahren. Eine besondere Herausforderung sei das Einbiegen von der Seite. Dass die 2,40 Meter breite Öffnung den gesetzlichen Vorgaben entspricht, ist für Edith Conrad nur ein schwacher Trost, faktisch sei dort ständig etwas los; viele Nachbarn beklagten sich ebenfalls über Schäden an ihren Autos, die an dieser Stelle entstanden seien.

Noch als UDS-Stadtverordnete hatte Conrad zweimal versucht, die Verengung „publikumsfreundlicher“ zu gestalten – ohne Erfolg: „Mir wurde von den lieben Kollegen gesagt, ich solle den Führerschein machen.“ Nach dem aktuellen Unfall versuchte sie es auf juristischem Weg. Doch das Vorhaben scheiterte schon beim Anwalt: „Er sieht keine Möglichkeit, gegen die Stadt zu klagen“, sagt Edith Conrad.

„Die Notwendigkeit, an der Schikane etwas zu ändern, sieht der zuständige Fachbereich nicht“, erklärt Detlev Kindel von der Stadtmarketing-Agentur. Das Bauwerk sei im Herbst 2010 den gesetzlichen Normen getreu errichtet worden. „Streng genommen, begehen Personen sogar Unfallflucht, wenn sie städtisches Gut beschädigen und das nicht melden“, so Kindel. Man wisse zwar, dass die Kreuzung eine Problemzone sei. Wer aber genau die Unfälle verursache, wisse man nicht: „Offiziell meldet es ja niemand.“

Die Aussichten für Conrad stehen also nicht gut. Wie hoch der Schaden an ihrem Wagen ist, das prüft gerade ein Sachverständiger. „Sicherlich über 3000 Euro“, schätzt sie. „Eine Frau im Autohaus sagte mir, ich soll mir überlegen, ob sich die Reparatur überhaupt noch lohnt.“ Denn der Fiat Punto sei mittlerweile zehn Jahre alt.

Aufgeben will Conrad dennoch nicht, sie erwägt nun die Gründung einer Bürgerinitiative. „Man muss doch verhindern, dass noch mehr Autos zu Schaden kommen und der kleine Bürger die Kosten tragen muss.“

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Junkert, Gunther

Gunther Junkert war Lehrer vom Beruf Lehrer. In der DDR musste er aufgrund seines politisches Engagements in Haft.

Er war mehrere Jahre als Stadtverordneter und ehrenamtlicher Stadtrat in Dietzenbach aktiv.

Er ist Träger der Willy-Brandt-Medaille und Inhaber des Ehrenbriefes der Landes Hessen.

Bei den Dietzenbacher Vereinen hat er mehrere Vorstandspositionen inne (z.B. VHS Dietzenbach).

de Smet, Antoine


Aus der Offenbach Post vom 25.08.2016:

Antoine de Smet schwelgt in Erinnerungen
Musikbegeisterter Weltbürger

Dietzenbach – Er hat vieles erlebt: von der Armee über leitende Positionen in der Wirtschaft bis hin zum eigenen Übersetzungsbüro. Aber unterm Strich kennzeichnen drei ganz andere Passionen Antoine de Smets Leben: Sprachen, Tanz und vor allem der Gesang. Von Tobias Frohn

Antoine de Smet wurde 1933 im belgischen Gent geboren. Ist in einem katholisch geprägten Umfeld aufgewachsen, besuchte eine katholische Schule und trat mit acht Jahren dem Kinderchor des benachbarten Dominikanerklosters bei. Dort lernte er die Grundlagen des Gesangs: Und seine Leidenschaft war geboren. Trotz seiner Geschäftigkeit hat er sich diese Passion stets erhalten, hat sie nie verloren: Nach Umwegen über die belgische Militärpolizei und einer belgischen Fluggesellschaft – mit längeren Aufenthalten in Korea, mehreren arabischen Ländern und insgesamt neun Jahren im Kongo – kam er schließlich mit Zwischenstopp in London 1986 als Marketingleiter eines französischen Modeunternehmens ins Rhein-Main-Gebiet. Zuerst nach Offenbach und schließlich 1992 nach Dietzenbach, wo er gemeinsam mit seiner zweiten Frau sein eigenes Übersetzungsbüro eröffnete.

„Im Kongo verbrachte ich die schönste Zeit meines Lebens“, sagt de Smet etwas wehmütig. Dort hatte er seine erste Frau und „Liebe seines Lebens“ kennengelernt, „die leider früh verstorben ist“. Der heutige Rentner kann getrost als Weltbürger bezeichnet werden. Neben seiner Muttersprache Französisch spricht er fließend Niederländisch, Englisch und Deutsch, zudem „etwas weniger gut“ Italienisch, Spanisch und sogar Lingála, eine der Nationalsprachen des Kongos. Das spiegelt sich auch in seinem Gesang wider: Nach Engagements in zahlreichen Bands – Good Vibrations, The Happy Oldtime Singers und The Five Pieces – bildet er seit etwa zehn Jahren zusammen mit seinem kongenialen Partner, dem 62-jährigen Pianisten Zlatko Benzar, das Duo Les Polyglottes, die Mehrsprachigen. Gespielt werden Lieder von bekannten Interpreten in verschiedenen Sprachen. Auch eine CD hat das Duo in Eigenproduktion bereits veröffentlicht. „Wir machen Musik nicht des Geldes wegen, sondern weil es uns Freude macht“, sagt de Smet, der am liebsten Lieder von bekannten Jazz-Interpreten und französische Chansons singt. Als Vorbilder nennt er Persönlichkeiten wie Frank Sinatra, Bing Crosby und Tony Bennett – aber auch den König des Rock’n’Roll, Elvis Presley.

Ende der 90er Jahre begleitete de Smet mit seiner ehemaligen Band Good Vibrations eine Dietzenbacher Delegation in die chinesische Stadt Liaocheng. Dort gaben sie ein Konzert vor 3 600 Zuschauern, das sogar das chinesische Fernsehen übertragen hat. 25 Millionen Zuschauer haben den Auftritt damals verfolgt. De Smets persönlicher Höhepunkt war allerdings ein spontanes Duett in Las Vegas. Dort stand er zusammen mit Diana Ross auf der Bühne. „Ein Lichtpunkt in meinem Leben“, sagt de Smet, schwelgt in Erinnerungen. „Wenn ich auf der Bühne stehe, bin ich glücklich“, sagt er weiter und denkt gar nicht daran, das Mikrofon an den Nagel zu hängen. Selbst im Urlaub lässt er es sich nicht nehmen, spontan mit Bands in Hotelbars auf die Bühne zu gehen. „Mein Traum ist es, in einer Bigband zu singen“, gibt er als ehrgeiziges Ziel an. Zudem plant er weitere Musikaufnahmen in Eigenproduktion.

Einmal im Monat spielen Les Polyglottes in Franky’s Restaurant in Bad Soden. Und am Sonntag, 28. August, 18 Uhr, tritt Antoine de Smet zusammen mit Zlatko Penzar beim Kulturfestival im Eckertschen Hof (Darmstädter Straße 23) bei „Dietzebäscher für Dietzebäscher“ auf.

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Offenbach Post vom 09.02.2018:
Bewerbungsvideo ist im Kasten
Antoine De Smet strebt Teilnahme bei „The Voice Senior“ an

Dietzenbach – Zugegeben, dass jemand aus der Region bei einer Casting-Show mitmacht, hat inzwischen keinen Seltenheitswert mehr. Sich wie Antoine de Smet mit 84 Jahren noch für ein solches Format zu bewerben, ist schon weniger selbstverständlich. Von Sascha Dreger

Es wäre nicht sein erster großer Auftritt. Beinahe griffbereit hängen schwarze Steppschuhe an der Garderobe, großformatige Bilder an den Wänden erinnern an seine Zeit als aktiver Stepptänzer in Brüssel und der Mikrofonständer steht im Wohnzimmer parat. Welchen Stellenwert Musik und Tanz im Leben von Antoine de Smet einnehmen, merkt man beim Betreten seiner Wohnung sofort. „Die Steppschuhe hatte ich aber schon länger nicht mehr an“, gibt der 84-Jährige zu, „das ist mir mittlerweile zu anstrengend“. Ganz anders sieht das mit dem Singen aus, das tut er bis heute und denkt gar nicht ans Aufhören. „Wenn ich nicht singen kann, bin ich nicht glücklich.“

Mit acht Jahren begann die Gesangskarriere für den gebürtigen Belgier im Kirchenchor in seiner Heimatstadt Gent. Vier Jahre später war er bereits regelmäßiger Solosänger beim sonntäglichen Gottesdienst. Seinen ersten großen Auftritt außerhalb der Kirche hatte er in einer Piano-Bar in Brüssel, er gab „I Like New York In June“ zum Besten. „Von da an habe ich jeden Freitag und Samstag dort gesungen.“

Zweimal war de Smet verheiratet. Beruflich bedingt hat er viele Jahre in verschiedenen Ländern gelebt, seit 1992 wohnt er in Dietzenbach. Neben seiner Muttersprache Französisch spricht er fließend Deutsch, Englisch und Niederländisch. Zudem, wenn auch nicht fließend, kann der ehemalige Dolmetscher auch Italienisch, Spanisch und sogar die Nationalsprache des Kongo, Lingála. Seine Leidenschaft für das Singen hat ihn durch alle Lebenslagen begleitet. Besonders Swing- und Jazzlieder haben es ihm angetan, musikalisch geht er aber auch gerne mal neue Wege. Momentan etwa studiert er ein neapolitanisches Lied ein. „Das ist wieder eine kleine Herausforderung, auf Italienisch zu singen.“

Zusammen mit seinem guten Freund und Musikpartner, dem Pianisten Zlatko Benzar, bildet der Sänger seit rund zehn Jahren das Duo „Les Polyglottes“ – die Mehrsprachigen. Auftritte hatte de Smet im Laufe der Jahre viele. „Ich habe sogar mal mit Diana Ross zusammen in Las Vegas gesungen“, erzählt er und schwärmt, dass dies ein „wirklich einzigartiger Moment“ gewesen sei. Mit seiner ehemaligen Band „Good Vibrations“ hatte er einen Auftritt vor 3600 Gästen in China. „Da war auch das chinesische Fernsehen dabei und hat es übertragen“, sagt er. „25 Millionen Menschen haben das damals gesehen.“

Mit der Teilnahme an der SAT.1-Sendung „The Voice Senior“ möchte der Vollblutmusiker nun ein weiteres Mal vor der Kamera singen. Er habe immer wieder mal „The Voice Of Germany“ geschaut und Gefallen daran gefunden. „Ich finde es toll, was da für wunderbare Stimmen zum Vorschein kommen.“ Mit „The Voice Senior“ sucht der TV-Sender nun Teilnehmer jenseits der 60. Genau das richtige, fand eine gute Freundin de Smets. „Da musst Du unbedingt mitmachen, hat sie zu mir gesagt“. Mit Bandbegleitung mal wieder vor großem Publikum zu singen, sei schon etwas Tolles, sagt der Sänger über seine Intention. Eine große Karriere erwarte er dadurch natürlich nicht, aber vielleicht ergebe sich das ein oder andere Engagement. „Und wenn nicht, dann singe ich eben einfach, weil ich singen möchte.“ Eine Auswahl an Liedern hat er schon getroffen, das französische Chanson „Nathalie“ gehört dazu.

Am vergangenen Wochenende hat er das Lied bereits für einen kurzen Bewerbungsfilm eingesungen. „Mein Freund Zlatko hat mich dazu am Piano begleitet, das hat richtig Spaß gemacht“, erzählt der Sänger. Ein paar Mal habe er das Lied gesungen, um kleinere Fehler zu korrigieren. „Dann klang es perfekt.“ Wenn der Film die Jury überzeugt, geht es für den Dietzenbacher am 16. Februar zum ersten Vorsingen nach Bad Soden.

Aufgeregt sei er nicht besonders. „Dafür singe ich schon zu lange.“ Die Vorfreude aber sei „riesengroß“. „Wenn sich ein Coach für mich rumdreht, dann hoffe ich, dass es Yvonne Catterfeld ist“, verrät er augenzwinkernd, „eine tolle, sympathische Frau“.

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Aus der Offenbach Post vom 28.05.2010:
Napoleonitis nicht ansteckend

Dietzenbach ‐ Napoleon ist nachweislich am 5. Mai 1821 auf St. Helena gestorben. Doch der ehemalige französische General und Kaiser geistert bisweilen noch durch die Kommunalpolitik. Von Christoph Zöllner

So hat unsere Zeitung am 23. März 2009 mit der Überschrift „Akute Napoleonitis“ einen Leserbrief veröffentlicht, der mit dem damals amtierenden Bürgermeister Stephan Gieseler, inzwischen Direktor des Hessischen Städtetages, hart ins Gericht ging. Anlass für den Leserbrief von Antoine de Smet ist die Diskussion darüber, dass der neue Erste Stadtrat Dietmar Kolmer auf Gieselers Weisung hin nicht im Exil-Rathaus, sondern bei den Städtischen Betrieben am „Katzentisch“ Platz zu nehmen hat.

Im Leserbrief steht: „Die Liste der Lügen des Bürgermeisters sind uns allen bekannt.“ Und weiter: „Für das Benehmen des Bürgermeisters haben die Franzosen eine klare und deutliche Erklärung: ,une napoleonite aigue‘, das heißt eine akute Napoleonitis. Er denkt, er kann alles und darf alles. Ein Medikament zur Heilung wurde bis heute nicht gefunden.“

Tatmittel: Leserbrief Zeitung

Gieseler schluckt trotzdem, will die Worte nicht hinnehmen und stellt Strafanzeige. Eine Darstellung als stadtbekannter Lügner sei nicht mit seiner Glaubwürdigkeit vereinbar. Die Mühlen der Justiz fangen zu mahlen an. De Smet wählt Anwalt Peter Gussmann, nebenbei Fraktions-Chef der SPD, als Rechtsbeistand und muss zur Vernehmung auf die Polizeiwache. Im Protokoll steht in der Rubrik „Tatmittel“, wo sonst Messer, Pistolen oder andere Waffen auftauchen: „Leserbrief Zeitung“. Jaja, mitunter ist die Feder doch mächtiger als das Schwert. Immerhin, eine Spurensuche ist laut Polizei nicht erforderlich.

Im Oktober folgt die Anklageschrift, in der von einer Ehrverletzung und einem Beleidigungsdelikt die Rede ist. De Smet entgegnet, lediglich in „spöttischer Weise“ den „notorisch lockeren Umgang des Bürgermeisters mit der Wahrheit“ kritisiert und von seinem Recht auf Meinungsäußerung Gebrauch gemacht zu haben. Stimmt nicht, meint der von Gieseler beauftragte Anwalt, der von „Schmähkritik“ spricht, bei der es nur um die Diffamierung einer Person geht, indem Gieseler als „krankhaft und unheilbar selbstherrlich“ bezeichnet wird. Da de Smet keine Einsicht zeige, sei eine Wiederholung zu befürchten.

Karnevalsumzug als Ludwig XIV

Gussmanns Antwort im November zielt darauf ab, einige sachliche Fehler in der Anklageschrift zu korrigieren und die „akute Napoleonitis“ als Satire darzustellen. „Wer im politischen Raum an verantwortlicher Stelle agiert, wird die eine oder andere Satire schlicht ertragen müssen, jedenfalls in einer freiheitlichen Demokratie…“, schreibt Gussmann, der an eine in unserer Zeitung abgedruckte Fotomontage erinnert, die Gieseler als Sonnenkönig zeigt.

Damals, so Gussmann, habe Gieseler geschickt reagiert und sich beim Karnevalsumzug als Ludwig XIV. verkleidet. Gussmann beantragt, das Hauptverfahren nicht zu eröffnen, um nicht mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.

Die Staatsanwaltschaft betont im Dezember, dass es sehr wohl ein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung gibt. Doch das Amtsgericht Offenbach lehnt schließlich Ende April die Eröffnung eines Hauptverfahrens ab, „da der Angeklagte keiner Beleidigung hinreichend verdächtig ist“. Der Leserbrief sei durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt.

So ist es. Freilich gilt auch: Die Würde des Menschen ist unantastbar. So dürfen Leserbriefschreiber beispielsweise nicht zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufrufen oder Gewalt verherrlichen. Aber Entscheidungsträger, insbesondere Wahlbeamte, müssen sich schon mal die eine oder andere scharfe Äußerung aus dem Volk gefallen lassen. Vive Napoleon!

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Gussmann, Peter

Peter Gussmann hat sich vor allem politisch in Dietzenbach engagiert. So war er nicht nur Stadtverordnetenvorsteher, und Vorsitzender des Sozialausschusses, sondern auch eine Zeitlang Fraktionsvorsitzender der SPD.

Als Schirmherr für den “Runder Tisch – Für ein humanes Miteinander” hat er regelmäßig Veranstaltungen zu wichtigen Themen wie Anti-Rassismus veranstaltet. Er hat sich für die sozial Schwachen, Migranten und andere Minderheiten eingesetzt.


Nachruf von Dr. Reiner Frey (Kanzler Hochschule Darmstadt)
Peter Gussmann, Kanzler der Fachhochschule Frankfurt von 1975 bis 1992,
starb am 18. September 2011 im Alter von 68 Jahren nach kurzer Krankheit.

An der Seite von FH-Gründungsrektor Johannes Uthoff war Gussmann zunächst Verwaltungsdirektor, später Kanzler.
Die begrenzten Gestaltungsspielräume nutzte Peter Gussmann, indem er Chancen konsequent ergriff: In seine 18 Jahre
andauernde Amtszeit fällt der Aufbau der gesamten Verwaltungsstruktur, die anfangs von einigen wenigen Mitarbeitern getragen wurde. Auch unter und mit den Rektoren Rolf Kessler (1983-86) und Johann Schneider (1986-94) initiierte Gussmann maßgebliche Entwicklungen an der FH FFM.

Dazu zählen die umfangreichen Baumaßnahmen, die sich in den Gebäuden 3 und 4 manifestieren, sowie der Erwerb des Geländes der ehemaligen Philipp-Holzmann-Schule zur Arrondierung des heutigen Campus. Während seiner Amtszeit zogen die heutigen Fachbereiche 3: Wirtschaft und Recht und 4: Soziale Arbeit und Gesundheit von der Nordweststadt an den Nibelungenplatz.

Dem Engagement von Peter Gussmann ist es ganz wesentlich zu verdanken, dass sich die FH FFM zu der autonomen und starken Hochschule entwickelt hat, die sie heute ist.

Peter Gussmann wechselte 1992 als Büroleiter der damaligen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Evelies Mayer, ins Wissenschaftsministerium nach Wiesbaden.

Diese Position hatte er bis 1995 inne. Auch kommunalpolitisch war Peter Gussmann aktiv: Von 2001 bis 2006 war er Stadtverordnetenvorsteher in seiner Heimatstadt Dietzenbach, danach SPD-Fraktionsvorsitzender.


Aus der Offenbach Post vom 26.09.2018:

Ehemaliger Stadtverordnetenvorsteher postum ausgezeichnet
Großes Engagement für Integration

Dietzenbach – Peter Gussmann hat die hiesige Lokalpolitik lange mitgeprägt. Postum wurde er nun mit einer besonderen Auszeichnung der Sozialdemokraten geehrt, der Willy-Brandt-Medaille. Von Burghard Wittekopf

Während eines Empfangs im Bürgerhaus hat der Ortsverband der SPD Dietzenbach die Willy-Brandt-Medaille postum an Peter Gussmann verliehen. Der Jurist und SPD-Politiker verstarb 2011 im Alter von 68 Jahren. Gussmann wurde in Offenbach geboren und lebte seit 1949 mit Unterbrechungen in Dietzenbach. 1968 zog er in das Gemeindeparlament ein und prägte die Lokalpolitik über Jahrzehnte. Fünf Jahre lang war Gussmann Stadtverordnetenvorsteher. In dieser Zeit setzte er sich besonders für das Thema Integration ein. Von 1974 bis 1992 bekleidete er das Amt des Kanzlers der Fachhochschule Frankfurt. Drei Jahre lang leitete er das Büro der hessischen Wissenschaftsministerin Evelies Mayer.

„Mit der Willy-Brandt-Medaille ehren die SPD-Ortsvereine besondere sozialdemokratische Persönlichkeiten, wie es Peter Gussmann war“, sagte Ortsvereinsvorsitzender Rainer Engelhardt. Die Laudatio hielt die hessische Landtagsabgeordnete Ulrike Alex. Gussmann sei ein Mensch, an den man sich mit viel Hochachtung erinnert. Er habe sich sehr für die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen eingesetzt. „Integration war ihm besonders wichtig, wobei er darunter nicht nur die Integration von Einwanderern verstand.“ Gussmann engagierte sich auch für die die Integration von sozial Schwachen und den Zusammenhalt zwischen den Generationen. Er arbeitete im Elternbeirat an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, der Ernst-Reuter-Schule und der Heinrich-Mann-Schule.

Gussmann sorgte für die politische Akzeptanz der Stolpersteine in Dietzenbach und den Bau der Ahmadiyya-Moschee. Die Willy-Brandt-Medaille überreichte der stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Ralf Stegner. „Ich nehme die Ehrung dankbar entgegen“, sagte seine Ehefrau Irlis Gussmann. „Besonders freut mich, dass heute so viele herzliche Worte über ihn gesagt wurden.“

Tochter Ola Gussmann, die in Dietzenbach in der Stadtverordnetenversammlung sitzt, beschrieb ihren Vater als einen fortschrittlichen Mann, der sich sehr dafür interessiert hat, was Menschen bewegt. „Er wollte immer wissen, was wir Kinder denken, und er war sehr sachkundig und sehr hintergründig“, erinnerte sie sich. Außerdem war „er offen für neue Ideen und Gegensätze, hat aber seine eigene Position immer selbstbewusst vertreten und begründet“.

Eine Anekdote verriet sie dann noch: „Mein Vater hat in seiner Zeit als Kanzler der Fachhochschule Frankfurt 1988 Erziehungsurlaub beantragt.“ Das sei für viele unglaublich gewesen. Schließlich sei die Zeitschrift „Emma“ auf die Geschichte aufmerksam geworden und habe darüber berichtet.

In der eigenen Partei ist der Respekt über die politische und menschliche Leistung von Peter Gussmann auch heute noch zu spüren. So sagte Cengiz Hendek: „Peter Gussmann hat mich zur SPD gebracht.“ Er beschrieb Gussmann als einen herausragenden Menschen, der sich für alle interessiert hat, unabhängig von Herkunft und sozialem Status. Auch Rainer Engelhardt erinnerte sich mit Hochachtung an Gussmann: „Er hat mich sehr fasziniert und geprägt.“

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https://www.op-online.de/region/dietzenbach/grosses-engagement-integration-10273446.html

Becker, Richard

Richard Becker war Heimatforscher und hat das “Familienbuch Dietzenbach” geschrieben (2007 veröffentlicht).

Darüber hinaus war er in der Vereinswelt aktiv z.B. TG Dietzenbach (70 Jahre Mitgliedschaft!!!) und “Heimat- und Geschichtsverein Dietzenbach”.


Aus der Offenbach Post vom 23.12.2021:
Diet­zen­bach trau­ert um Zeit­zeu­gen

Er hat un­er­müd­lich daran ge­ar­bei­tet, die His­to­rie der Kreis­stadt im Be­wusst­sein zu er­hal­ten: Im Alter von 85 Jah­ren ist der Fa­mi­li­en­for­scher und Trä­ger der Bür­ger­me­dail­le, Ri­chard Be­cker, nach einem tra­gi­schen Un­glück ver­stor­ben. Bekannt war der ge­lern­te tech­ni­sche Zeich­ner vor allem als Autor des Diet­zen­ba­cher Fa­mi­li­en­bu­ches. Dort ist die Ge­schich­te von 14687 Per­so­nen aus 3818 Fa­mi­li­en auf­ge­nom­men.

Mehr als 20 Jahre lang re­cher­chier­te Be­cker in Fa­mi­li­en- und Kir­chen­bü­chern und er­fass­te Daten mit dem Com­pu­ter. „Au­ßer­dem forsch­te er im Stadt­ar­chiv, sich­te­te Fried­hofs­kar­tei­en und Grab­stei­ne und be­frag­te Ein­woh­ner“, er­in­nert sich Det­lev Kin­del, ehe­ma­li­ger Lei­ter der Ab­tei­lung Pres­se- und Öf­fent­lich­keits­ar­beit der Stadt. Eben­so hat der Ver­stor­be­ne ein Ver­zeich­nis der Aus­wan­de­rer nach Über­see ver­fasst. „Wer Nach­for­schun­gen zu sei­ner Fa­mi­lie be­trei­ben woll­te, hatte in ihm immer einen hilfs­be­rei­ten An­sprech­part­ner“, sagt Kin­del. Ent­spre­chend un­ter­stütz­te Be­cker auch den Hei­mat-und Ge­schichts­ver­ein. „Er war ein wert­vol­ler Zeit­zeu­ge und wir wer­den ihn ver­mis­sen“, be­tont die Lei­te­rin des Mu­se­ums für Stadt­ge­schich­te, Maria Po­la­tow­ski-Ru­prycht.

Grobe-Hagel, Dr. Karl

Karl Grobe-Hagel (geboren und publizistisch bekannt auch als Karl Grobe; * 4. November 1936 in Bremen; † 7. Dezember 2021 in Dietzenbach) war ein deutscher Journalist und Autor, der sich besonders mit außenpolitischen Themen befasste.

In den Hunderten von Kommentaren, Glossen, Reportagen und Porträts, die Dr. Karl Grobe-Hagel in insgesamt fast vier Jahrzehnten als Journalist und Autor verfasst hat, spiegeln sich historische Ereignisse aus aller Welt.

Grobe wurde 1980 an der Universität Hannover mit einer Arbeit über Pekings neue Außenpolitik promoviert. Er war langjähriger Mitarbeiter der Frankfurter Rundschau. Ende November 2001 ging er in den Ruhestand. Auch danach war er für die Rundschau tätig. Grobe schrieb auch unter den Kürzeln „gro“ und „CAROLUS“. Grobe veröffentlichte zahlreiche Artikel und Bücher vor allem über China, Vietnam und Russland.

In Dietzenbach hat er “Die Freitagabend-Runde – Politischer Monatsüberblick” geleitet, welche von der VHS Dietzenbach angeboten worden ist. Die Freitagsrunde (jeweils am 3. Freitag im Monat) analysiert und kommentiert weltweite Entwicklungen und gibt eine Einführung in Themen der nationalen und internationalen Politik.

Verheiratet war Karl Grobe-Hagel mit Irmgard Hagel. Irmgard Hagel ist die Vorsitzende der AWO Dietzenbach und im Vorstand der Kreis AWO aktiv. Außerdem war Sie als Stadtverordnete für die Grünen aktiv.

Hier geht es zu seiner Wikipedia Seite:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Grobe-Hagel

Hier geht es zu seiner persönlichen Homepage:
http://www.karl-grobe.de/

Kosel, Elke

Aus der Offenbach Post vom 17.11.2013:

Übungsleiterin Elke Kosel mit dem Völkerverständigungs-Preis ausgezeichnet
Mit großem Einsatz agiert


Dietzenbach - Einmal im Jahr treffen sich die Stadtverordneten und die Mitglieder des Ausländerbeirates zu einer gemeinsamen Sitzung. Von Christoph Zöllner

Damit soll zum einen das Miteinander gefördert werden, zum anderen gehört ein inspirierender Vortrag ebenso zum Programm wie die Verleihung des Preises für besondere Verdienste um den Gedanken der Völkerverständigung. Diesmal hat ihn Elke Kosel bekommen. Die 77-Jährige ist Übungsleiterin beim Verein für Sport und Gesundheit (VSG), die ehemalige Versehrtensportgemeinschaft. „Sie hat mit großem Einsatz und Verständnis Kinder verschiedener Nationen betreut“, sagte Helga Giardino, Vorsitzende des Ausländerbeirats, in ihrer Laudatio. „Sie steht den Mitgliedern immer zur Verfügung und hat sich um die Integration verdient gemacht.“ So habe Kosel bei Bedarf auch Migrantenfamilien beraten.

1977 war Kosel mit Sohn Sven in den Verein eingetreten, schon ein Jahr später agierte sie als Übungsleiterin. Mittwochs Turnen, freitags Schwimmen. Aber auch als Betreuerin der hessischen Sportjugend und einer Herz-Sport-Gruppe in Offenbach hat sich Kosel einen Namen gemacht. Die Übungsleiterin, die gerne kegelt und die Arbeit in ihrem Garten liebt, erhielt von Giardino neben dem obligatorischen Blumenstrauß auch einen Gutschein für ein Gartencenter. Stadtverordnetenvorsteherin Kornelia Butterweck, Erster Stadtrat Dietmar Kolmer, Edith Conrad vom VSG und Mohammad Sharif Khalid vom Ausländerbeirat, der die Ehrung vorgeschlagen hatte, schlossen sich den Glückwünschen an.

Nachdem die 50 Sänger des Internationalen Chors unter Leitung von Barbara Wendtland erneut eine Kostprobe ihres Könnens gegeben hatten, referierte Gerda Holz über das Thema Kinderarmut. Die Leiterin für „Soziale Inklusion“ vom Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik erklärte, wie sich Armut definiert und welche Belastung diese darstellt: „Wer arm ist, geht damit ins Bett und steht damit auch wieder auf.“ Armut sei nicht unbedingt die Folge eines Verhaltens, sagte Holz. Auch vielen werktätigen Menschen gelinge es nicht mehr, mit ihrem Verdienst über die Armutsgrenze zu kommen. Die definiert die EU mit 50 bis 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens.

Hier geht zum gesamten Zeitungsartikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/grossem-einsatz-agiert-3224600.html


Aus der Homepage vom Verein VSG Dietzenbach:

Elke Kosel: Über 40 Jahre mit Leib und Seele und viel Herzblut im Einsatz für den gesunden Sport

Auf der Suche nach einem Verein für ihren Sohn Sven stieß Elke Kosel 1977 auf den Verein für Sport für Sport und Gesundheit Dietzenbach 1964 e.V., der zu dieser Zeit noch Verein für Behinderten- und Rehabilitationssport hieß. Sven, damals sieben Jahre alt, litt an einer angeborenen Muskelerkrankung und musste schon mehrere Operationen durchstehen. Ein herkömmlicher Sportverein konnte ihm nicht die notwendige und geeignete sportliche Unterstützung bieten.

Elke sah sofort, dass der Bedarf des Vereins an gut geschulten Übungsleitern groß war und ergriff die Gelegenheit, sich zur Übungsleiterin für Reha-Sport auszubilden.

Seither unterstützte Kosel durch ihre behindertengerechten Sport- und Schwimmstunden Kinder darin, ihren Stütz- und Bewegungsapparat zu stärken und zu festigen. „Das hat den Kindern zu mehr körperlicher Stabilität verholfen und war für mich stets eine lohnende und erfüllende Aufgabe. Auch gewannen die Kinder dadurch an Selbstvertrauen und Mut“, so Kosel. „Es ist für mich stets eine Belohnung, wenn ich sehe, wie stolz meine Schützlinge auf ihre erworbenen Fähigkeiten sind, wenn sie zum Beispiel ihr Schwimmabzeichen in Händen halten.“

Kosel ermöglichte durch ihren Einsatz vielen Kindern auch die Teilnahme an Sportfesten und Jugendfreizeiten. So begleitete sie die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel 1982 und 1984 als Betreuerin nach St. Ulrich (Tirol) und auch zum Schwimmfest nach Bensheim. 1984 bis 1986 nahmen Kosels Schützlinge an hessischen Schwimmwettkämpfen in Heppenheim teil, sogar zu deutschen Schwimmwettkämpfen in Köln und Berlin reisten die Kinder und Jugendlichen mit „ihrer Elke“.

Für ihre sechs schwerstbehinderten Kinder organisierte sie jährlich am 1. Mai eine Fahrt mit dem Kleinbus nach Koblenz, damit diese am Behinderten-Sportfest für Kinder teilnehmen konnten.

Kosel bildete sich fortlaufend beim Hessischen Verband für Behinderten -und Rehasport (HBRS) weiter. Nachdem sie auch die Lizenz für Koronarsport erworben hatte, leitete Elke Kosel den Koronarsport, anfänglich im Wechsel mit Helga Stappelton, der Ehefrau des Vereinsgründers. Gemeinsam haben die Beiden seinerzeit auch die Herzsportgruppe in Offenbach-Bürgel aufgebaut.

Auch Volleyballsport für Senioren steht seit 1995 unter ihrer Regie. Bis 2013 richtete sie gemeinsam mit Helga Stappelton Turnfeste für Kinder und Frauen in der Phillip-Fenn-Halle in Dietzenbach aus.

Elke Kosel liebt das gesellige Zusammensein mit ihren Vereinskollegen. Unermüdlich bringt sie sich bei Vereinsfesten ein, und sie ist stets dabei, wenn sich der Verein auf Stadtfesten präsentiert.

Mit über 85 Jahren ist sie immer noch als Co-Übungsleiterin für den Verein aktiv und hat Ihre Lizenzen noch einmal für die nächsten zwei Jahre verlängert.

„Ohne den Einsatz für den Verein würde mir ein wesentlicher Teil meines Alltags fehlen“ so Elke Kosel.

Khalid, Mohammad Sharif

  • Ehemaliger Volleyballspieler der Bundesliga
  • Gründungsmitglied des Vereins “Zusammenleben der Kulturen in Dietzenbach e.V.”
  • Mitbegründer “Arbeitsgemeinschaft der Religionen”
  • Mitglied des Ausländerbeirates
  • Mitglied des Seniorenbeirates
  • Stadtältester (Mehr als 20 Jahre ehrenamtliches politisches Engagement)
  • Ehrenamtliches Engagement in der Ahmadiyya-Gemeinde
  • „Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements im Bereich Migration“ des Kreises Offenbach 2016

Aus der Offenbach Post vom 28.12.2016:

Mohammad Sharif Khalid lebt Bürgerengagement
„Ich arbeite für die Menschheit“

Dietzenbach – Der Pakistaner Mohammad Sharif Khalid lebt seit 1975 in Dietzenbach und hat dort einiges bewegt. Für sein Engagement hat der Kreis Offenbach ihn ausgezeichnet. Von Ronny Paul

Rückblende, 1963: Der junge pakistanische Beamte Mohammad Sharif Khalid sitzt mit beiden Händen vor den Augen im Flieger nach Europa und betet, „bis das Flugzeug am Himmel ist“. Khalid hat ein Visum in der Tasche und reist über den Zwischenstopp Rom nach Deutschland ein. Seine Sitznachbarin im Flugzeug bietet ihm eine Tablette an: „Ich glaube, ihnen geht es nicht gut.“ Khalid antwortet ihr: „Ich habe nur gebetet, dass es allen gut geht.“ Die beiden kommen ins Gespräch. Khalid erzählt, dass er auf dem Weg zu seinem Schwager nach Frankfurt ist. Nebenbei erwähnt er auch, dass er Volleyballspieler ist. Die Dame wird hellhörig und bietet ihre Hilfe an; sie tauschen Telefonnummern aus. Khalid kommt bei seinem Schwager in der Ahmadiyya-Moschee in Frankfurt-Sachsenhausen unter. Gleich am nächsten Tag klingelt dort das Telefon: „Herr Khalid, ich habe einen Club für sie gefunden.“ Wieder einen Tag später treffen sich die beiden an einer Bushaltestelle und gehen zum Volleyball. Khalids erste prägende Erfahrung in der neuen Heimat.

„Ich konnte die Sprache nicht und wollte einen technischen Beruf lernen.“ Gesagt, getan: Er wird bei Ford drei Jahre lang zum Automechaniker ausgebildet, belegt parallel einen Sprachkurs. Ein Jahr arbeitet er bei den Farbwerken in Frankfurt Höchst, bis es ihn zu „Pan American Airways“ verschlug. Dort arbeitete Khalid erst als Mechaniker, dann im Einkauf. Im gleichen Jahr, als „Delta Air Lines“ die Fluglinie schluckt und die Mitarbeiter übernimmt, feiert Khalid seine 25-jährige Firmenzugehörigkeit, ein Jahr später geht er mit 60 Jahren in Rente. Ein Schritt, bei dem viele ins Grübeln kommen, so auch Khalid: „Ich habe überlegt, was kann ich machen?“, schildert er, alle drei Kinder waren damals schon aus dem Haus und so fasst er den Entschluss: „Ich arbeite für die Menschheit.“ Er habe etwas zurückgeben wollen.

2016: Vom Kreis Offenbach bekommt der 85-jährige Khalid den Preis „Anerkennung für bürgerliches Engagement im Bereich Migration“: „Weil er vorbildliche Integration in Dietzenbach vorlebt“, so die Begründung.

Seitdem Khalid in Deutschland ist – „Dietzenbach ist meine Heimat“ –, engagiert er sich nicht nur aktiv in der Ahmadiyya-Gemeinde, sondern auch in der Politik und im Sport. In Frankfurt-Höchst etwa war er erst Bundesligaspieler und trainierte dann die Volleyball-A-Mannschaft der Männer in Frankfurt-Zeilsheim. Bis heute ist Khalid dem „Verein für Sport und Gesundheit“ (VSG) verbunden. Dort war er Mitbegründer einer Volleyball-Mannschaft, in der er – bis die Knie zu sehr schmerzten – noch bis vor sechs Jahren mitspielte.

In der Ahmadiyya-Gemeinde engagiert sich Khalid seit 1980 in unterschiedlichen Ämtern. So war er stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzender, Leiter und Organisator von Veranstaltungen sowie Vermögensverwalter der Ahmadiyya-Gemeinde Deutschland. Er kümmert sich aktuell um hilfebedürftige Gemeindemitglieder und ist mitverantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender des Aufgabengebietes „Senioren“ und Berater für die Mitgliederversammlung der Gemeinde.

Mitverantwortlich ist er ebenso für den Charity-Walk in der Kreisstadt, dessen Erlös Vereinen und Hilfsorganisationen zugute kommt. Politisch ist der 85-Jährige unermüdlich: Seit 16 Jahren sitzt Khalid im Vorstand des Ausländerbeirates, ist Mitglied im Seniorenbeirat und in der Seniorenhilfe. Im Mittelpunkt seines bürgerschaftlichen Engagements steht stets das friedliche Zusammenleben von Menschen aller Kulturen: Er ist Gründungsmitglied des Vereins „Zusammenleben der Kulturen“ und hat mit seinem Freund Horst Schäfer die „Arbeitsgemeinschaft der Religionen“ ins Leben gerufen, um den interreligiösen Dialog zu fördern.

Hier geht es zum Artikel:
https://www.op-online.de/region/dietzenbach/ich-arbeite-menschheit-7173142.html